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... beim Arbeitsessen
Ein Arbeitsessen ist, wie der Name schon sagt, kein Zuckerschlecken. Der Tisch ist klein, das Geschäft groß. Störend wirkt zusätzlich die Dame vom Nebentisch, die ihre Suppe löffelt, als wär' nix. Die Dame am Nebentisch bin ich, und die zwei wilden Arbeitstiere können nicht wissen, daß auch ich mich konzentriere. Schließlich setzt einem das Leben nicht immer solche Mustermänner ins Visier.
Immerhin sind die beiden Herren hübsch anzusehen: der im Anzug ist gedämpft Senf, der dunkelblaue Rolli gegenüber dezent en vogue. Was sie zu verhandeln haben, soll um Himmels willen kein Geheimnis bleiben: denn wichtige Männer haben richtige Stimmen, die verschaffen sich Gehör, auch wenn keiner was von ihnen wissen will. High technisiertes Chaos dringt vom Tisch und wie Mehlstaub in alle Ritzen des Lokals. Chromlinienförmige Akten, Ordner, Kataloge, sind punktgenau aufgeschlagen.
Dummerweise kommt auf einmal das Selters und fordert seinen Platz. Was jetzt? Da muß am Ende eine Aktenmappe vom Tisch, allerdings welche? Sind nicht alle gleich unabdinglich?
Es findet sich komischerweise eine; und mit den verbliebenen kann man sogar noch prima weiterarbeiten: Man kann aufschlagen, blättern, Kosten vergleichen, Posten streichen, Fehler sichten, Gewinne hin und her erzielen, mit visionären Muskeln spielen.
Das Saltimbocca kommt, wozu? Richtig, war ja bestellt! Jetzt aber: wie essen und entschlossen handeln? Kann man mit vollem Mund erfolgreich abschließen? Was ist, wenn's schmeckt? Wohin solange mit der Zielvorstellung?
Der Dunkelblaue wird überwältigt vom Hunger und greift besiegt zu. Der Senfgelbe hat Glück: sein Auflauf ist zu heiß zum essen, Gottseidank. Erleichtert kalkuliert er weiter, trinkt aber, sich vergessend, einen ersten Schluck Wasser. Von draußen scheint gratis die Sonne und bringt die Gläser zum Funkeln. Die Herren läßt sie im Dunkeln. Claudia Kohlhase
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