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Neues Projekt zum EnergiesparenGoogle gibt den Klimaschützer

Die gemeinnützige Stiftung des Internet-Konzerns will Haushaltsgeräte online bringen. Ziel ist, ihren Verbrauch zu ermitteln. Ganz nebenbei sammelt Google so noch mehr private Daten.

Wieder eine neue Idee: Die klugen Köpfchen von google haben sich etwas ausgedacht. Bild: dpa

Google weiß, was die Menschen wollen. Schließlich werden alle Anfragen an die große Suchmaschine mehrere Monate lang vorgehalten. Kürzlich stellte der Konzern einen neuen Online-Dienst vor, mit dem man seinen Standort an Freunde und Familie per Handy verschicken kann - eine weitere Abrundung des Gesamtbilds der Google-Nutzerschaft, über das sich lukrative zielgerichtete Werbung vermarkten lässt. Nun möchte der Internet-Riese auch noch zuhause einziehen: In intelligente Stromzähler, um genau zu sein.

Die gemeinnützige Stiftung des Unternehmens Google.org hat in dieser Woche ein Projekt zum Klimaschutz vorgestellt, bei dem so genannte "PowerMeter" per Internet Verbindung mit Google aufnehmen können. Ein "PowerMeter" könnte entweder als kleiner Kasten zwischen Verbraucher und Stromnetz geschaltet werden oder in Form eines Chips direkt in Geräten landen. Besitzt ein Nutzer die entsprechenden Geräte, kann er sich die aktuellen Verbrauchswerte seiner Klimaanlage, des Kühlschrank oder des Entertainment-Systems ins Google-Portal "iGoogle" laden - von überall auf der Welt aus. Entsprechende Verträge mit Herstellern der Geräte werden derzeit ausgehandelt.

"Komplett selbst bauen können wir dieses Produkt nicht", sagte Kirsten Olsen Cahill, Programmmanagerin bei Google.org gegenüber der "New York Times". "Wir brauchen ein ganzes Ökosystem aus Kraftwerksbetreibern, Geräteherstellern und einer Politik, die es Kunden erlaubt, genauen Zugriff auf ihren heimischen Energieverbrauch zu erhalten und damit intelligentere Entscheidungen treffen zu können". Die Grundidee ist einfach: Weiß der Kunde, was welches Gerät in seinem Haus verbraucht, kann er sich dazu entscheiden, es beispielsweise gegen eine energiesparendere Variante auszutauschen. Google wolle durch eine besonders einfache Darstellung dieser Daten bei solchen Entscheidungen helfen. Bislang fehle es den Kunden schlicht an solchen Basisinformationen.

Derzeit befindet sich "PowerMeter" laut Cahill noch in einer "geschlossenen Beta-Phase" - das heißt, dass nur ausgewählte Nutzer mitmachen können. Man arbeite aber derzeit mit Kraftwerksbetreibern und Geräteherstellern zusammen, um den Kreis bald auszudehnen. Das Angebot soll grundsätzlich kostenlos sein, Google hofft, dass in den nächsten Jahren über 100 Millionen der Energiemonitore verteilt werden können. Wer an "PowerMeter" teilnimmt, muss allerdings zustimmen, dass seine Daten an Google übertragen werden. Der Konzern werde persönliche Daten nicht mit Kraftwerksbetreibern teilen und die Informationen "sicher speichern". "Außerdem werden die Nutzer ihre Energiedaten löschen und ihrem Kraftwerksbetreiber mitteilen können, dass dieser "PowerMeter" keine Daten mehr sendet", heißt es in den Datenschutzregelungen. Außerdem sei der Dienst als "Opt-In"-Angebot geplant, nur angemeldete Nutzer könnten teilnehmen.

Googles Ansatz ist nicht der erste Versuch, den Stromverbrauch intelligenter zu regulieren. So arbeiten in Deutschland mehrere Kraftwerksbetreiber an "smarten Monitoren", die den Stromverbrauch bis in einzelne Räume hinein anzeigen und regeln können - der gute, alte Stromzähler, der einmal im Jahr abgelesen wird, hat ausgedient. Das kanadische Unternehmen Regen Energy setzt dagegen auf "intelligente Schalter". Diese werden an bestehende Heizungs- und Klimaanlagen angeschlossen und sind so intelligent, dass sie den Bedarf an Wärme oder Kälte über einen bestimmten Zeitraum selbst erfassen können. Mit Hilfe der so genannten Schwarmlogik kommunizieren die einzelnen Schalter per Funk miteinander und bestimmen selbsttätig, wo welche Anlage am besten angeschaltet und wo welche am besten ausgeschaltet sein sollte, um ein bestimmtes Ziel (etwa: überall schön kühl, trotzdem weniger Energieverbrauch) zu erreichen. Algorithmen, die Regen Energy sich aus der Natur abgeschaut hat, regeln dies mit Hilfe künstlicher Intelligenz, eine zentrale Steuereinheit ist nicht mehr notwendig. Der notwendige Spitzenlaststrom lässt sich so um bis zu 30 Prozent reduzieren.

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