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Neues Molkeprojekt

■ Ems und Münsterland in Aufruhr wegen geplanter Molke–Entseuchungsanlage in Lingen

Lingen (taz) - Rund 5.000 MolkegegnerInnen aus dem Emsland und dem nördlichen Münsterland protestierten am Samstag in Lingen gegen die geplante Anlage zur Entseuchung der radioaktiven Molke, die im stillgelegten AKW Lingen–1 errichtet werden soll. Zur Demonstration hatte die „Bürgergemeinschaft gegen Strahlenmolke“ aufgerufen, die damit ihren Bürgerantrag bekräftigen wollte, der die CDU– Stadtratsfraktion zur Ablehnung des Vorhabens zwingen soll. Allein in Lingen hatte die Bürgergemeinschaft dafür rund 12.000 Unterschriften gesammelt. Der Antrag und der Aufruf zur Demo wurde von SPD, den Grünen, dem DGB, katholischen Kirchengruppen und zahlreichen Bürgerinitiativen unterstützt. Die Bürgergemeinschaft selbst hatte 10.000 TeilnehmerInnen erwartet. Auf der Abschlußkundgebung forderte der Sprecher der Bürgergemeinschaft, der Unternehmer Heinrich Kampmann, das Emsland nicht weiter mit „Problemindustrien“ zu belasten - die Region habe mit den zahlreichen Atomanlagen und Chemie–Fabriken bereits „ihren Beitrag geleistet“. Kampmann, der selbst CDU– Mitglied ist und die Bürgergemeinschaft mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen ins Leben gerufen hatte, warf seinen Parteifreunden vor, „zu allem entschlossen ja zu sagen“, was aus Hannover und Bonn komme: „Und jetzt ist uns der Kragen geplatzt.“ Er gebe nichts mehr auf das Versprechen des niedersächsischen Umweltministers Remmers, die Anlage nach der Entseuchung der 5.000 Tonnen Molke wieder abzubauen. „Niemand kann uns garantieren, daß wir eines Tages nicht Standort eines großen Entsorgungszentrums geworden sind.“ Der Stadtrat von Lingen wird voraussichtlich noch vor Weihnachten über das Molkeprojekt entscheiden. Kampmann erklärte am Rande der Demo, daß in der Bürgergemeinschaft die Gründung einer Unabhängigen Wählergemeinschaft diskutiert wird, wenn die Lingener CDU, die im Stadtrat eine Zwei–Drittel–Mehrheit hat, die Entseuchung nicht ablehne. diba

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