Neues Kreuzfahrt-Terminal: Zwei, drei, viele Anleger
Die Stadt nimmt ihr drittes Kreuzfahrt-Terminal in Betrieb. Die Reedereien fordern einen vierten Anleger für ihre schwimmenden Hotels.
„Meilenstein für den Tourismusstandort“
Zunächst aber wird nun am Kronprinzkai im Kaiser-Wilhelm-Hafen auf Steinwerder das - nach Altona und Hafencity - dritte Terminal offiziell eröffnet: 64 Millionen Euro hat es gekostet. Pro Schiffsanlauf soll es mehr als 8.000 Passagiere abfertigen können, die je zur Hälfte an und von Bord gehen. Einen „Meilenstein für den Tourismusstandort“, nennt das Dietrich von Albedyll, der Chef von Hamburg Tourismus.
Das größte Passagierschiff am Kronprinzkai wird mit 3.247 Fahrgästen die seit dieser Saison in der Hansestadt stationierte „MSC Splendida“ der Genfer Reederei MSC. Sie hat das neue Terminal im Mai schon einem Belastungstest mit dem Wechsel von rund 7.000 Passagieren unterzogen. Den habe das Cruise Center mit Bravour gemeistert, lobte das Unternehmen danach. Neben den Passagieren selbst gingen dabei rund 60.000 Kilo Obst und Gemüse, 41.000 Eier, 14.000 Liter Milch und 10.000 Kilo Fisch auf eine zwölftägige Norwegen-Reise - eine logistische Herausforderung für den Anleger.
Insgesamt sollen in diesem Jahr rund 160 Schiffe mit 525.000 Gästen Hamburgs Terminals anlaufen, das wären etwas weniger als im Rekordjahr 2014 mit 189 Anläufen und fast 589.000 Passagieren. In Nordeuropa liegt Hamburg damit als Kreuzfahrtstandort auf Rang drei: hinter dem britischen Southampton und der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.
Auch Aida-Chef Unger hat keinen Zweifel daran, dass der Kreuzfahrttourismus weiterhin boomen wird. Im vergangenen Jahr waren allein aus Deutschland 1,77 Millionen Reisende auf hoher See unterwegs, spätestens 2016 werde die Branche die Zwei-Millionen-Marke knacken, sagt er. Für weiteres Wachstum in den dann folgenden Jahren werde die jetzt bestehende Infrastruktur nicht mehr ausreichen.
Passagiere statt Container
Nach ursprünglichen Planungen des Senats sollte das Terminal am Kronprinzkai nur eine Interimslösung sein: Nach etwaigen Olympischen Spielen - die die Stadt 2024 oder 2028 hofft austragen zu dürfen - sollte es demnach in die dann entkernte Olympia-Halle auf dem Kleinen Grasbrook umziehen. Dann wäre am Kaiser-Wilhelm-Hafen wieder Platz für - Container.
Aber so, wie die Welt zurzeit aussieht, wächst das Geschäft mit den schwimmenden Luxushotels deutlich rascher als das mit den Stahlboxen. Erste Signale aus dem Rathaus deuten daher bereits an, dass das dritte Terminal zur Dauerlösung werden - und am Olympiagelände ein viertes entstehen könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen