Neues Hulsberg-Viertel in Bremen: Ringen um die Alte Pathologie
Im Bremer Hulsberg-Viertel soll bei Gebäudeverkäufen künftig das Konzept wichtiger sein als der Preis. Bei der Alten Pathologie ist das noch nicht so.
Für ein Gebäude kommt der Beschluss allerdings zu spät: Die Alte Pathologie im neu entstehenden Viertel, das durch den Umbau des Klinikums Bremen-Mitte möglich wird. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt an der Straße Am Schwarzen Meer, die die Trennlinie zwischen dem Neuen Hulsberg-Viertel im Norden und dem bestehenden Hulsberg-Viertel im Süden bilden wird. Es wurde 1913 erbaut und beherbergte bis 2022 das Institut für Pathologie.
Seit 2011 wird das neue Quartier geplant – inklusive verschiedenster Beteiligungsformate. Seit 2018 stehen der Bebauungsplan und der städtebauliche Vertrag, die die Grundlage für die Entwicklungen bilden. Der städtebauliche Vertrag legt für die Verkaufsverfahren der alten Klinikgebäude fest, dass der Preis grundsätzlich über 50 Prozent gewichtet werden soll, das Konzept mit mindestens zehn Prozent – so auch für die Alte Pathologie, die seit Ende Januar zum Verkauf steht. In der Ausschreibung zählt zu 51 Prozent der Preis und zu 49 Prozent das Konzept.
Beirat fordert Verkaufsstopp
Nachdem der Senat aber Ende Februar entschieden hatte, dass Konzepte in Zukunft wichtiger sein sollen, forderte der Beirat Östliche Vorstadt auf seiner Sitzung Mitte März das Bieterverfahren zu stoppen und neu auszuschreiben, da die Alte Pathologie „architektonisch und städtebaulich ein bedeutsamer und sehr besonderer Ort“ sei. „Über die Nutzung dieses Ortes darf nicht der Preis entscheiden“, heißt es in dem Beschluss.
Anne Mechels ist Mitglied der Stadtteil Genossenschaft Hulsberg, die im neuen Quartier bauen will. Mitte April initiierte sie einen offenen Brief, den sie zusammen mit mehreren Einzelpersonen und Initiativen an den Senat und Bürgermeister richtete und diese ebenfalls aufforderte, den Verkauf zu stoppen. „In Blickweite“ des „wegweisenden“ Senatsbeschlusses sei „ausgerechnet die Pathologie“ ausgeschrieben worden, obwohl der Senat selbst erkannt habe, dass eine „spekulative Preisspirale“ drohe, heißt es in dem Brief.
Nach fünf Tagen antwortete die zuständige Senatorin Maike Schäfer (Die Grünen) in einem versöhnlichen Ton: „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Intervention“, schreibt sie, sie habe Sympathie für das Anliegen. Zugleich wirbt sie um „Verständnis“, dass sie der Forderung nach einem Verfahrenstopp nicht nachkommen werde, sondern „sehr bedacht und verantwortungsvoll“ die nächsten Schritte im Verfahren gehen wolle und die Interessierten „in der guten Kultur der transparenten Kommunikation“ weiter auf dem Laufenden halten werde.
Florian Kommer, von der landeseigenen Grundstückentwicklungsgesellschaft, die den Verkauf organisiert, weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass die konzeptionelle Gewichtung in der Ausschreibung weit mehr als nur die 49 Prozent Wertung betrage. So seien 35 Prozent der über 2.200 Quadratmeter Gebäudefläche bereits durch die Ausschreibung dem Gemeinwohl verpflichtet, darunter der öffentlich zugängliche historische Hörsaal im Obergeschoss sowie geplante Flächen für einen Quartiersverein und Gastronomie im Erdgeschoss.
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