: Neues Herz am Wasser
Senat gibt grünes Licht für Planung des Überseequartiers in der Hafen-City. Der neue Stadtteil soll so maritim werden wie kein anderer, um der Innenstadt keine Konkurrenz zu machen. 50 Millionen Euro für Museum. Baubeginn der U-Bahn schon 2006
von GERNOT KNÖDLER
In sieben Jahren soll das Herzstück der künftigen Hafen-City, das Viertel um den Magdeburger Hafen herum, fertig sein. Das Konzept für dessen östlichen Teil, das so genannte Überseequartier, ist vom Senat gutgeheißen worden, wie Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern im Infocenter am Sandtorkai mitteilte. Jetzt sucht die städtische Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung (GHS) große Investoren für diese City-Ergänzung. Grundlage dafür ist ein städtebaulicher Ideenwettbewerb, der im März ausgelobt und im Juli entschieden werden soll. Um die Investoren von dem Vorhaben zu überzeugen, werde der Baubeginn für die U-Bahn auf 2006 vorverlegt, sagte von Beust.
Das Gebiet um den Magdeburger Hafen im Zentrum der Hafen-City ist nach Ansicht von Oberbaudirektor Jörn Walter der bedeutendste Ort des gesamten Innenstadt-Erweiterungsgebietes. Er bildet das eine Ende einer Flaniermeile über den Domplatz, dessen Neugestaltung demnächst ausgeschrieben werden soll, und die geplante Europapassage zum Jungfernstieg. „Es gibt die Chance, dass sich Hamburg hier einen zweiten Wasserplatz schafft“, schwärmte Walter.
Wer in Zukunft einmal mit dem Kreuzfahrtschiff am Magdeburger Hafen/Ecke Norderelbe anlegt, wird unter Bäumen den Magdeburger Hafen entlang zur Speicherstadt und von dort aus in die alte City promenieren können. Alternativ soll er von einem Platz ausgehend zunächst eine Ladengalerie durchqueren und an einem weiteren Platz das Hafenbecken erreichen können.
Die Weckung des Genius Loci – Meer, Schiffe, Überseehandel, Fernweh – soll dafür sorgen, dass das, was hier entsteht, nicht zur Konkurrenz für die City wird: Von der Kultur über Shopping bis zur Gastronomie solle alles maritim geprägt sein oder den Duft der großen weiten Welt verströmen. „Ziel ist nicht, eine Einkaufspassage zu erschließen, wo sich das Übliche der Innenstadt findet“, versicherte von Beust.
Kristallisationspunkt wäre eine „maritime Erlebniswelt“ mit einem Museum, für das der Senat 50 Millionen Euro ausgeben will, einem Wissenschaftszentrum und einem Aquarium. Dazu könnte eine zweite Musikhalle kommen, für die „in hohem Maße Kreativität und Engagement der Investoren gefordert“ sei. Von Beust wünscht sich ein chinesisches Handels- und Kulturzentrum. Außerdem spielt der Senat mit dem Gedanken, die Baubehörde und das Bezirksamt Mitte ins Überseequartier umziehen zu lassen.
Die Baubehörde könnte mit all ihren Außenstellen unter ein Dach ziehen, träumte Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei), ihr heutiges Gebäude an der Stadthausbrücke könnte für viel Geld verkauft werden. Einen Umzug des Bezirksamtes Mitte in die Hafen-City hatte die CDU im Bezirk ins Gespräch gebracht. Er bietet sich an, weil der Mietvertrag für die vier Hochhäuser mit gemeinsamem Sockelgeschoss 2006 ausläuft. Rein ästhetisch ist der Riegel aus den 50er Jahren am Klosterwall ohnehin ein Schandfleck. Von Beust bezeichnete sie als „schlicht hässlich“.