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Neues Forum über Gaspreise empört

■ Angekündigte Preiserhöhung bedeutet Versechsfachung der Gasheizkosten/ NF: Folge wäre längere Nutzung der „billigen“, aber umweltbelastenden Kohleheizung

Schwerin. Betroffenheit und Empörung über die ab Mai 1991 von der WEMAG erhöhten Gaspreise hat das Neue Forum Schwerin in einem offenen Brief an Ministerpräsident Gomolka geäußert.

Damit erhöhe sich der Heizpreis für alle die Bürger, deren Wohnung mit einer Gasheizung ausgestattet ist, ungefähr auf das Sechsfache. Eine fünfköpfige Familie mit einer 100 Quadratmeter großen Altbauwohnung zahle dann etwa 5.000 Mark im Jahr für die Heizung. Damit seien die Heizkosten für die Schweriner Bürger etwa ungefähr zweieinhalb- bis dreimal so hoch wie in den westlichen Bundesländern, wo andererseits die Einkommen im Durchschnitt mindestens das Doppelte betrügen, stellt das Neue Forum in seinem Schreiben fest. Die Ursache für die Mehrbelastung liege in der Verwendung von Stadtgas in Mecklenburg-Vorpommern anstelle des im Westen üblichen Erdgases mit höherem Heizwert.

Die vorgesehene Preissteigerung widerspreche eindeutig dem Einigungsvertrag, nach dem die Erhöhung der Wohnkosten an die Steigerung der Einkommen angepaßt werden soll. Der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes sei ebenfalls eklatant verletzt.

„Prinzipiell sind wir aus ökologischen Gründen für eine Steigerung der Energiepreise, um das Energiesparen zu fördern“, betont das Neue Forum weiter. „Derzeit würde dieser enorme Gaspreis allerdings auch bedeuten, daß unsere Innenstädte weiterhin vom Heizungsqualm der Kohlefeuerungsanlagen erheblich belastet blieben, denn welche Familie oder welcher Kleinbetrieb kann sich denn jetzt den Umstieg auf das umweltfreundlichere Gas leisten?“

Die WEMAG habe bereits begonnen, durch Einforderung von entsprechenden monatlichen Abschlägen auf die ab Mai geltenden, jedoch erst in der nächsten Heizperiode zum Tragen kommenden Tarife von jedem Kunden einen Vorschuß zu kassieren. Diese Vorgehensweise lehne man entschieden ab, heißt es in dem Schreiben. Man fordere von der Regierung, die Bestätigung der Gaspreise zurückzuziehen und einen sozial verträglichen Übergang zu schaffen, betont das Neue Forum. adn

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