Neuer "Tatort" aus dem Ruhrgebiet: Dortmunder Duett für vier
Es wird einen neuen "Tatort" im Ruhrgebiet geben. Das Privatleben der KommissarInnen soll keine große Rolle spielen, die Seele des Potts dafür umso mehr.
Das Ruhrgebiet bekommt seinen "Tatort" zurück. Was in den letzten Tagen und Wochen schon als sehr konkretes Gerücht durch den Pott geisterte, ist jetzt Gewissheit: Ab Oktober 2012 wird in Dortmund ermittelt, die Dreharbeiten zur ersten Folge beginnen im März. "Dortmund hat sich aufgedrängt", sagt WDR-Redakteur Frank Tönsmann zur Wahl des Drehortes, und das meint er inhaltlich: die Stadt als Beispiel für den Strukturwandel der Metropolregion.
Gerüchte über Bewerbungsversuche anderer Ruhrgebietsstädte - so soll beispielsweise die Oberbürgermeisterin von Bochum dem WDR gar einen Brief geschrieben haben, um ihre Stadt als perfekten Drehort anzupreisen - möchte man beim WDR nicht kommentieren. Doch zeigt es, welcher Stellenwert der "Tatort" für das Ruhrgebiet hat.
Der Grundgedanke für den "Tatort" aus Dortmund sei, genauer hinzuschauen, gründlicher zu arbeiten, enger an der Wirklichkeit zu erzählen, erklärt Tönsmann, der unter anderem auch für "Im Angesicht des Verbrechens" zuständig war. Im richtigen Leben wird in Mordkommissionen äußerst selten in den im "Tatort" so beliebten Zweierpärchen ermittelt, und so werden in Dortmund gleich vier Kollegen im Team auftreten.
Der für seine Rolle als Stasioffizier in "Weißensee" mit dem Fernsehpreis ausgezeichnete Jörg Hartmann spielt Hauptkommissar Peter Faber. Faber ist ein im Ruhrgebiet geborener Polizist, der aus Lübeck in die Heimat zurückkehrt und dem in der ersten Folge Martina Bönisch (Anna Schudt) als Chef vor die Nase gesetzt wird. Eine ähnliche Situation also wie zu Beginn des Köln-"Tatorts", die jedoch eine andere, überraschendere Wendung nehmen wird - mehr verrät Tönsmann dazu nicht. Gemeinsam mit den beiden ermitteln Daniel Kossik, dessen Besetzung noch offen ist, und Nora Dalay (Aylin Tezel). Obwohl Dalay türkische Wurzeln hat, spricht sie kein Türkisch; das wurde auf Vorschlag Aylin Tezels festgelegt, der es genauso geht. Nach und nach werden alle vier Charaktere eigene Stärken, Schwächen und Spezialgebiete entwickeln.
Unbekannte Schauspieler
Dass die Schauspieler (Ausnahme: Hartmann) einem breiten Publikum weitestgehend unbekannt sind, ist Absicht. "Wir wollen, dass die Zuschauer die Figuren kennenlernen können", sagt Tönsmann, "ohne dass die Bekanntheit des Schauspielers den Blick auf die Rolle versperrt."
In Dortmund wird es weder parallele noch folgenübergreifende Handlungsstränge geben. Der Zuschauer wird den Fall nur aus der Perspektive der Kommissare erleben, die in verschiedenen Kombinationen vor Ort ermitteln und im Präsidium immer wieder aufeinandertreffen. So wenig, wie er dem Täter zusehen kann, wird der Zuschauer mit zu den Kommissaren nach Hause gehen können, denn auch das Privatleben soll zumindest in den ersten Folgen außen vor bleiben.
Dennoch wird viel von Dortmund zu sehen sein, die Stadt im Wandel zwischen Industrievergangenheit und moderner Zukunft soll genauso abgebildet werden wie der Charakter der Ruhrgebietsseele, die Menschen, die gewohnt sind, das Beste draus zu machen, die die Ärmel hochkrempeln, ihr trockener Humor. Dieses Lokalkolorit wird für Jörg Hartmann kein Problem sein - der neue Hauptkommissar ist im Pott aufgewachsen.
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