Neuer Modedesigner für Yves Saint Laurent: Gott der schmalen Silhouette
Der Designer Hedi Slimane galt in den Nuller-Jahren als Wunderkind der Modeszene und revolutionierte das Männerbild. Nach fünf Jahren wagt er ein Comeback.
Ciao Stefano, Salut Hedi. Endlich hat sich bestätigt, was schon lange bekannt war. Der Designer Hedi Slimane löst den Italiener Stefano Pilati ab und wird neuer Kreativdirektor des Modehauses Yves Saint Laurent. Hedi wer?
Der 43-Jährige Slimane gehörte lange zu den ganz Großen der Pariser Modeszene. Hedi Slimane wurde in Paris geboren, seine Mutter ist Italienerin, der Vater Tunesier. Er studierte Kunst an der Sorbonne und Mode an der Ecole du Louvre.
In den Neunzigern begann er seine Karriere bei der Männerlinie von Yves Saint Laurent und wechselte 2000 zu Dior Homme. 2002 bekam er als erster Herren-Designer den „International Designer Preis“ des Council of Fashion Designers of America, dem Berufsverband der US-amerikanischen Modedesigner, die jährlich ihre Fashion Awards verleihen – eine Art Mode-Oscar.
Slimane etablierte sich vor allem mit der schmalen Silhouette und gilt als der Neu-Erfinder der Röhrenjeans. Wer über Slimane spricht, muss auch die Begriffe „skinny legs“ und „tight jackets“ verwenden.
Um die Geschichte korrekt zu erzählen, war es eigentlich der belgisch Designer Raf Simons, der die ultra-schmale Silhouette einführte – und das lange vor Hedi Slimane. Die Mode ist aber ein ungerechter Spielplatz und daher wird uns immer Slimane im Gedächtnis bleiben, der die Männermode revolutionierte.
Berühmte Fans
Schließlich nahm der Legende nach sogar Karl Lagerfeld 40 Kilo ab, um in die engen Klamotten von Hedi Slimane zu passen. Carine Roitfeld, damals noch Chefredakteurin der französischen Vogue, trug einen weißen Männeranzug von Dior Homme und nichts drunter. Ab diesem Tag wollten auch Frauen Slimanes Herrenkollektion tragen. Außerdem suchte Hedi Slimane stets die Nähe zur Indie-Musikszene. Auf seinen Fashion-Shows lief Musik von Franz Ferdinand, The Libertines und Jack White – gleichzeitig kleidete er die Herren ein.
Sein ästhetisches Konzept: Der androgyne Look. Sein Männertyp: Der melancholische Romantiker. Bei seinen Modeschauen für Dior Homme schickte Hedi Slimane blasse Jünglinge auf den Laufsteg. Das Publikum feierte ihn wie einen Gott. Lange galt Slimane als das Wunderkind der Mode.
Er rief mit seinem Gesamtkonzept ein Rock'n'Roll-Revival ins Leben und sprach einer Generation damit aus dem Herzen. 2007 verließ Slimane Dior Homme, angeblich wollte er mehr Mitspracherecht und eine Kollektion unter seinem eigenen Namen lancieren.
Die Fotografie
Slimane ging, hörte mit der Mode auf und machte sich als Fotograf einen Namen. 2004 veröffentlicht er seinen Fotoband „Stage“ mit Aufnahmen von aufstrebenden Musik-Bands, wie The Kills oder The Strokes. Sein Verständnis für Ästhetik ist auch in seiner Fotografie spürbar, den schwarz-weiß Bildern von glatt-rasierten jungen Männer in engen Hosen sowie Portraits von Rockstars und Schauspielern.
Nun kehrt Slimane nach fünf Jahren Abstinenz zur Mode zurück, wird von Los Angeles nach Paris ziehen müssen und hat beste Chancen der nächste Karl Lagerfeld zu werden. Bei Yves Saint Laurent hat er völlige Freiheit, kann sich austoben und soll auch die Werbe-Kampagnen fotografieren.
Laut dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied von Yves Saint Laurent hat „Hedi Slimane ein bemerkenswertes Talent und ein Verständnis für den Geist von Yves Saint Laurent.“
Doch der Druck ist hoch. Slimane muss zum ersten Mal in seiner Karriere auch eine Frauenkollektion designen. Vor allem hat er keine andere Wahl, als einen neuen Stil zu erfinden oder seinen grafisch-abgewetzten-architektonischen neu zu definieren – denn schon längst haben andere Designer Slimanes Platz eingenommen.
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