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Neuer Fernbahnhof Hamburg DiebsteichKleiner Sieg für die Umwelt

Das Eisenbahnbundesamt hat juristischem Druck durch die Projektgegner teilweise nachgeben und das umstrittene Projekt am Diebsteich um eine Öko-Studie ergänzt.

Braucht nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung: Die Zukunftsvision vom Fernbahnhof Diebsteich Foto: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

HAMBURG taz | Im Rechtsstreit um den neuen Fernbahnhof Hamburg Diebs­teich und die Schließung des Fernbahnhofs Altona haben Umweltschützer einen Etappensieg errungen: Wie jetzt bekannt wurde, hat das Eisenbahnbundesamt auf juristischen Druck der Projektgegner hin einen Planergänzungsbeschluss vorgelegt. Dieser beinhaltet eine sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung für das Bauvorhaben, also eine umfassende Untersuchung der betroffenen Tiere und Pflanzen. Damit wird Umweltschutz bei dem Projekt zur Pflichtübung. Zudem ist der Ergänzungsbeschluss ein Schritt hin zu mehr Transparenz.

Das Hamburger Oberverwaltungsgericht bestätigte den Vorgang. Bei dem Gericht liegen verschiedene Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss für das Projekt vor. Unter anderem monieren die Gegner, dass das Eisenbahnbundesamt eine Umweltverträglichkeitsprüfung für unnötig erachtete. Nun besserte das Amt angesichts der Klagen nach, nahm jedoch mit Verweis auf den laufenden Gerichtprozess darüber hinaus nicht Stellung.

Der Ergänzungsbeschluss samt Umweltstudie liegt der taz vor. Sie wurde von der Bahn bereits frühzeitig beauftragt und nennt unter anderem fünf verschiedene Pflanzenarten, die von dem Bauvorhaben betroffen sind. Alle fünf Arten sind nach der sogenannten „Roten Liste“ Hamburgs zur Artenvielfalt gefährdet oder stark gefährdet, wie die Studie betont. Zu den stark gefährdeten der betroffenen Arten gehört etwa die Nelken-Haferschmiele, eine ansonsten verbreitete Gräsersorte. Auch Dutzende Bäume sollen gefällt werden.

Für die Vegetation sind Ausgleichsflächen vorgesehen. Der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) bemängelte die Pläne jedoch: Die avisierten Flächen im Naturschutzgebiet Wittmoor und in Rissen lägen zu weit vom Ort des Eingriffs entfernt, wie eine Sprecherin mitteilte.

Es gibt keinen Plan B. Wir gehen davon aus, dass alles, was wir dort machen, gut für die Stadt ist

Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor Hamburg

Des Weiteren ist neben dem nahen Betriebsgelände der Deutschen Post auch das „Posttrog“ genannte Becken am Bahnhof bedeutend: Es soll zugeschüttet werden, ist aber Lebensraum für Vögel und Amphibien. Hierzu sieht die Studie eine Umsiedlung der Tiere vor und untersagt Bauarbeiten während des Sommers. Denn dann brüten die Vögel. Insgesamt sind 34 Vogelarten von dem Bahnhofsprojekt betroffen, darunter mit dem Haussperling und der Teichralle zwei, die auf einer bundesweiten Vorwarnliste für gefährdete Arten stehen.

Nach Aussage der Bahn ist der Fortschritt der Bauarbeiten von dem Streit um das Projekt nicht betroffen: „Der Planergänzungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes beeinträchtigt die Bauarbeiten für die Verlegung des Bahnhofs Hamburg-Altona nicht“, teilte eine Sprecherin des Konzerns auf Anfrage mit.

Die Zeitpläne für die Bauarbeiten würden unter anderem auf die Brutzeiten von Vögeln, die in den betroffenen Bereichen vorkommen, Rücksicht nehmen, so die Sprecherin weiter. Der Nabu kündigte auf Nachfrage an, die Umsetzung der Pläne im Blick zu behalten. Die Bahn hatte zuletzt kommuniziert, diesen Sommer mit den Arbeiten beginnen zu wollen.

EU untersucht auf vergaberechtliche Mängel

Laut dem Hamburger Oberbaudirektor Franz-Josef Höing ist weder die bestehende noch die weitere Planung für Diebs­teich durch den Rechtsstreit vor dem Oberverwaltungsgericht gefährdet: „Es gibt keinen Plan B. Wir gehen davon aus, dass alles, was wir dort machen, gut für die Stadt ist“, sagte er Anfang Mai am Rande einer Informationsveranstaltung. Damit sind auch im Falle eines Scheiterns des Projekts Neubauten in Diebs­teich wahrscheinlich.

In dem Stadtviertel soll für rund 360 Millionen Euro ein neuer Fernbahnhof entstehen, der den Altonaer Fernbahnhof ersetzt. Laut der Behörde für Stadtentwicklung sind außerdem eine größere Fahrradstation sowie eine neue Straße in Bahnhofsnähe vorgesehen. Für das Land, das die Stadt für das Projekt von der Post und von Thyssen Krupp gekauft hat, ist die Planung noch offen. Des Weiteren sind zwei Hochhäuser nahe dem Bahnhof vorgesehen, die nicht die Bahn, sondern die Stadt Hamburg in Zusammenarbeit mit verschiedenen Geldgebern plant.

Dazu kaufte die Stadt Land von der Bahn für rund 39 Millionen Euro und gab es in einem umstrittenen Verfahren an Immobilieninvestoren. Nach einer offiziellen Beschwerde untersucht die EU-Kommission den Vorgang auf vergaberechtliche Mängel.

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1 Kommentar

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  • Also das abgebildete Bild zeigt für mich die Stadtplanungsideen von 1965, nicht von 2018. Diese behämmerte Rückwärtsgewandtheit dient auch nur dem Streben nach Gewinn. Niemand braucht den Fernbahnhof am Diebsteich und niemand brauch so eine triste Ecke, die aussieht, wie aus einem Lehrbuch der ostdeutschen Staatssicherheit (Stasi). Hamburg kann eben nicht ander: Fortschritt wird hier immer von hinten verstanden, also nochmal über los und zurück auf 1960. Am Besten man baut nebenan noch ein Atomkraftwerk und einen Flughafen und eine Großsiedlung der SAGA.