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Neuer E-Book-Reader auf der IfaSony trotzt Amazon

Zwar werden die meisten elektronischen Bücher im pdf-Format verkauft, doch gab es bislang dafür kein E-Book. Sony bringt es nun auf den Markt - und macht Amazons "Kindle" Konkurrenz.

So stellt sich Sony den modernen Bücherwurm vor. Bild: sony

BERLIN taz Ähnlich wie lange Zeit der digitale Musikvertrieb krankt auch der Verkauf elektronischer Bücher vor allem an einem Problem: Es fehlt an weit verbreiteten Standards, was die Nutzer verwirrt. Kauft sich der Kunde ein Lesegerät, muss er stets darauf achten, dass auch ein passender Online-Shop mit großem Titelangebot verfügbar ist, das ihn tatsächlich interessiert. Ansonsten ist ein solcher "E-Book-Reader" aufgrund der Kopierschutzfesseln, die die meisten elektronischen Bücher mit einem bestimmten Gerät unverbrüchlich aneinander koppeln, reichlich nutzlos.

Der japanische Unterhaltungskonzern Sony könnte das nun ändern. Das Unternehmen hat auf der Berliner Funkausstellung sein neues Lesegerät "Reader PRS-505" vorgestellt, das endlich eine Technik unterstützt, über die bereits jetzt die meisten elektronischen Bücher verkauft werden: Das kopiergeschützte pdf-Format des US-Softwareriesen Adobe.

Das pdf-Format krankte bis dato massiv an der oben erwähnten Problematik: Zwar wird kein Format von internationalen Verlagen stärker unterstützt (so gibt es kaum einen englischsprachigen Titel, der nicht zu Preisen ab 10 Euro auch als pdf erhältlich wäre - bei deutschen Büchern ist es zunehmend ähnlich), doch gab es, so erstaunlich das klingen mag, bis dato keinerlei Lesegerät.

Das heißt: Man musste sich seine teuer erworbenen elektronischen pdf-Bücher mittels spezieller Lesesoftware augenfeindlich am heimischen Desktop-PC oder Laptop zu Gemüte führen. Echte E-Book-Reader, die dank Bildschirmen mit so genannter elektronischer Tinte und einer Gestaltung im Buchformat ideal für den Lesegenuss auf dem Sofa oder unterwegs sind, fielen aus, weil sich Adobe nicht mit den Geräteherstellern einigen konnte.

Bei Online-Musik haben die Medienkonzerne inzwischen ein Einsehen: Sie veröffentlichen auch wichtige Titel seit rund zwei Jahren vermehrt ohne Kopierschutz - wenn auch noch längst nicht alle. So kann man seine Songs nahezu überall abspielen, egal ob auf einem iPod, einem Noname-Player aus Taiwan oder einem "Windows Media"-Gerät. Der elektronischen Buchbranche stand dieser Wandel lange Zeit noch bevor.

Bei Sony fiel der Groschen nun. Und das hat auch sicher mit Sonys Debakel mit seinem eigenen Musikformat Atrac zu tun: Im März erst musste Sony seinen eigenen Online-Musikladen "Connect" einstellen. Zwar betreiben die Japaner in den USA noch einen eigenen Online-Shop für elektronische Bücher, scheinen aber auch damit ein wenig überfordert zu sein. So gibt es nicht immer genug Nachschub an neuem Material.

Ganz vornehm im Ledereinband: Der Sony Reader. Bild: sony

So trauen sich die Japaner nun, mit einem simplen Software-Update ihren Reader PRS-505 mit dem gängigen pdf-Format nachzurüsten. Den muss sich der User bislang noch aus dem Internet downloaden und selbst installieren. In Deutschland, wo das Gerät noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, dürfte die pdf-Unterstützung gleich eingebaut sein. Marktbeobachter vermuten die Frankfurter Buchmesse im Oktober als Starttermin, und gehen von einem Preis von unter 300 Euro aus.

Dank pdf kann der Unterhaltungskonzern sich nun auf Drittanbieter stützen und damit das leidige Thema umgehen. Wohl auch ein Grund, warum Sony auf der Funkausstellung kein Wort über einen eigenen europäischen Buchladen verlor.

Damit stellt sich Sony in Konkurrenz zum "Kindle". E-Commerce-Riese Amazon aus den USA versucht in seinem Heimatmarkt seit nicht ganz einem Jahr, damit den elektronischen Büchermarkt zu eröffnen. Das Gerät setzt ebenfalls auf spezielle Kopierschutzfesseln und beherrscht kein kopiergeschütztes pdf, doch hat Amazon Marktanalysten zufolge anders als Sony zumindest theoretisch die Power, sein Format durchzusetzen: Längst ist das Unternehmen der größte (analoge) Buchhändler der Welt.

So geht der Nachschub wohl lange nicht aus. Der Europastart des Kindle ist noch für dieses Jahr vorgesehen. Bis zu 400.000 Geräte sollen in den USA bereits abgesetzt worden sein, obwohl Kritiker die Bedienung immer wieder bemängelten. Eine verbesserte zweite Version soll 2009 auf den Markt kommen.

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3 Kommentare

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  • M
    mehrfachleser

    Wieder mal die klassische Zeitdruck-"Recherche": schnell und schlampig. Natürlich gibt es schon lange PDF-fähige reader (warum schreiben Journalisten grundsätzlich über Dinge, von denen sie partout keine Ahnung haben?): das Cybook von Bookeen, das lBook oder das Bebook von jinke, der erwähnte iliad ... . Und nochwas, "neu" ist der PRS-505 nur dem Möchtegern-Journalisten (kann sich die TAZ keinen Internet-Anschluss zwecks "Recherche" mehr leisten?). Ach, da fällt es kaum noch ins Gewicht, dass nur Herr Schwan weiß, wie man ein DIN-A4/A5-PDF (und lifecycle-drm) mit vielen Bildern auf dem Sony mit 600x800 Pixeln Display lesen soll. Dass mein Vorkommentator das nicht erwähnte epup anspricht, ist nur das i-Tüpfelchen auf einem eh schon oberflächlichen Artikel. Schade, die TAZ war schonmal viel viel besser. Tipp: Nicht das Lesegerät ist interessant, sondern was sich im Verlagswesen tut (oder auch nicht, siehe Musikindustrie), wenn sich digital durchsetzt.

  • JE
    Jan Eden

    Meines Wissens verfügt der iLiad-Reader bereits seit längerem über PDF-Unterstützung.

  • U
    uma

    PDF ist natürlich von den Verlagen einfach zu erstellen und deshalb im Zweifel der einfachste Weg auf den eBook-Markt zu gehen. Ob es aber das Format der Zukunft ist, möchte ich wegen der starren physischen Formatierung bezweifeln.

    Interessant ist, dass Sony auch den epub-Standard, der in dem Bericht garnicht erwähnt wird, unterstützt.