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Neuer Berliner GroßflughafenTeurer und sieben Monate verspätet

Berlins Regierender Bürgermeister bestätigt: Der neue Hauptstadt-Flughafen öffnet erst im Juni 2012 - und kostet mehr als geplant. Tegel bleibt solange in Betrieb.

Noch lange nicht fertig: der neue Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI). Bild: dpa

BERLIN taz | Der neue Hauptstadtflughafen öffnet sieben Monate später als geplant. Berlin Brandenburg International (BBI), in Schönefeld am südöstlichen Stadtrand gelegen, werde am 3. Juni 2012 in Betrieb gehen, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft. Wowereit ist Vorsitzender des Aufsichtsrats. Bis zur BBI-Eröffnung bleibt Berlin-Tegel Hauptflughafen der Stadt. Ursprünglicher Starttermin war der 30. Oktober nächsten Jahres.

Grund für die Verzögerung sind die Insolvenz einer von drei Hauptplanungsfirmen im Februar sowie neue EU-Regelungen zum Handgepäck. Wegen der Pleite des Ingenieursbüros Kruck sind die Pläne für den Terminal-Innenausbau deutlich im Verzug. Das Büro war für die technische Ausrüstung zuständig; inzwischen haben die zwei verbleibenden Generalplaner dutzende Ingenieure eingestellt und dadurch einen Teil der Verzögerungen aufgeholt.

Kopfzerbrechen bereitet Planern zudem eine Verordnung der Europäischen Kommission vom April, nach der von Ende 2013 an wieder Flüssigkeiten im Handgepäck erlaubt sein sollen. Die neuen Kontrollgeräte brauchen daher doppelt so viel Platz wie die alten. Damit stand der Aufsichtsrat vor der Entscheidung, entweder erheblich mehr zu investieren oder den Flughafen später zu öffnen. Bei einem Start im Juni 2012 rechnet die Fluggesellschaft nun mit Mehrkosten von 112 Millionen Euro - ein Klacks im Vergleich zu den geschätzten Gesamtkosten von etwa 2,5 Milliarden Euro. Wowereit sprach denn auch von einem guten Kompromiss. BBI wird von den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund finanziert.

Mit der gefundenen Regelung dürften die meisten Beteiligten zufrieden sein: Die Fluggesellschaften können problemlos weiter von Tegel fliegen; die Lufthansa hatte schon im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung erklärt, ein sicherer Airport seien ihnen lieber als ein schnell gebauter. Auch für die Passagiere ist eine Eröffnung erst 2012 vorteilhaft - dann wird die Deutsche Bahn wohl zumindest mit einer der geplanten Schnellanbindungen an den BBI fertig sein, nämlich der von Osten einfahrenden.

Gleichwohl reagierten Beteiligte zurückhaltend. Die Fluggesellschaft Air Berlin kritisierte den neuen Eröffnungstermin. "Da sind wir voll im Sommerflugplan", sagte Sprecher Hans-Christoph Noack der taz. "Ein Umzug nach Ostern etwa wäre für uns deutlich günstiger." Außerdem arbeite man in Tegel am Rande der Auslastung. Auch die Deutsche Bahn erklärte, sie finde den neuen Termin reichlich spät. Sie habe alle Arbeiten auf den 30. Oktober 2011 ausgerichtet, sagte ein Sprecher. Er bestätigte jedoch, dass die Ostanbindung bis dahin nicht fertig gewesen wäre.

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5 Kommentare

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  • H
    harry

    Ich finde diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar. Viel ungünstiger wäre m.E. eine voreilige Fertigstellung, bei der dann ein halbfertiger Kompromiss heraus kommt, wie 2006 beim Berliner Hauptbahnhof, als Herr Mehdorn in seiner Panik, das Gebäude könnte zur fußball-wm 2006 nicht betriebsbereit sein, die Verkürzung der Hallenflügel, sowie die Vereinfachung der Deckenkonstruktion in Kauf nahm. Eine sehr kurzsichtige Entscheidung mit nachhaltig negativen Folgen. Ein Denkmal der Übereile dürte reichen.

  • M
    Mike

    Gibt es öfentliche oder private Bauvorhaben, die billiger als geplant realisiert werden konnten ?

  • V
    vic

    Wirklich ungewöhnlich, dass ein städtisches Großprojekt sehr viel später fertiggestellt und sehr viel teurer wird als geplant.

    Ich muss das wissen, ich lebe nahe bei Stuttgart.

  • C
    cyctologie

    wenn tegel zu gemacht wird, was passiert dann mit dem gelände? Gibt es neue schockierende pläne für tempelhof? was ist los mit RAW und mediaspree? Welche einflüsse wird der streit zwischen dem bund und berlin um flächen haben, die andere bundesländer nach 45 zurückbekamen. berlin aber nicht. weil es bis zur einheit kein wirkliches bundesland, nach westdeutschem maßstab war.

  • G
    GonZoo

    Bei den milliardenschweren Subventionen für das umweltschädlichste Verkehrsmittel darf man sich nicht lumpen lassen: wenn schon verkehrspolitischer Irrsinn getrieben wird, dann muß man das Geld auch zünftig und sinnlos aus dem Fenster werfen.

     

    Wie beim ebenso schwachsinnigen Frankfurter Flughafenausbau geht es schon lange nicht mehr um den Flughafenbetrieb, denn der Höhenflug der Branche ist längst vorbei. Es geht um das Bauen um des Bauens willen, nur bei solchen Projekten lohnen sich Durchstechereien. Wenn es länger dauert ist das kein Problem, dann wird es nämlich immer noch viel teurer.

     

    Herzlichen Glückwunsch, wieder mal werden Steuermilliarden verbrannt damit ein paar Amigos in der Bauindustrie sich dafür die Geschlechtsteile vergolden lassen können.