■ Neuer BBC-Chef: Ein Medienwahlkampf
Es war wie bei Parlamentswahlen: ein langer, schmutziger Wahlkampf, der zur Farce wurde, und zum Schluß gewann mit Greg Dyke ein Außenseiter. Es ging aber nicht um einen Unterhaussitz, sondern um den Posten als Generaldirektor der BBC im nächsten Jahr. Dyke und seine acht Konkurrenten hatten eigens Wahlkampfmanager eingestellt, die die Gegenkandidaten diffamieren sollten. So wurde ein Bewerber um den BBC-Job als heimlicher Trinker geoutet, ein anderer als Kokainsüchtiger. Dyke wurde von der Times als Anhänger der Labour-Partei entlarvt, und das hätte ihn fast aus dem Rennen geworfen.
Seine Fernsehkarriere begann Dyke 1977 in der Recherche-Abteilung des London Weekend Television (LWT). Er erfand Roland Rat, eine alberne Riesenratte mit Rollkragenpullover und Sonnenbrille, doch wichtiger für seine Karriere waren seine neuen Freunde bei LWT, die später sehr einflußreich wurden, darunter John Birt, der derzeitige BBC-Generaldirektor, und Christopher Bland, heute BBC-Aufsichtsratsvorsitzender. Als der Londoner Fernsehsender verkauft wurde, war Dyke aufgrund seiner Anteile am Sender über Nacht Multimillionär. Er ging als Vorsitzender zu Pearson TV.
Für Politik interessiert er sich, seit er Anfang der Neunziger in Harvard einen Wirtschaftskurs belegte und zum „Kapitalismus mit Herz“ konvertierte. Das sei auch das richtige für die Labour Party, fand Dyke, und schenkte Tony Blair 50.000 Pfund für dessen Parteiwahlkampf. Die Tories sehen deshalb die Unabhängigkeit der BBC in Gefahr und laufen Sturm gegen Dykes Ernennung. Ralf Sotscheck
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