Neue US-Strategie für Afghanistan: Pakistan wird Kampfzone

Die neue Afghanistanstrategie der US-Regierung beinhaltet offenbar mehr verdeckte Einsätze im Nachbarland.

Obama erwägt eine Ausweitung der geheimen Raketenangriffe im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan. Bild: dpa

WASHINGTON/BERLIN rtr/taz US-Präsident Barack Obama erwägt einem Zeitungsbericht zufolge eine Ausweitung der geheimen Raketenangriffe im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan. In zwei Berichten an das Präsidialamt über den Militäreinsatz in Afghanistan und Pakistan werde dafür plädiert, Ziele in und nahe der Stadt Quetta in der pakistanischen Provinz Belutschistan zu bekämpfen, berichtete die New York Times am Mittwoch auf ihrer Internetseite unter Berufung auf Regierungsvertreter.

Bislang beschränkten sich die vom US-Geheimdienst CIA gesteuerten Angriffe mit unbemannten Flugkörpern auf die Stammesgebiete Pakistans, in denen die Regierung kaum Einfluss hat. Unterdessen seien wegen der Raketenangriffe jedoch viele Taliban und andere Extremisten aus diesen Gebieten nach Belutschistan gekommen. Nicht zuletzt Taliban-Führer Mullah Omar, der genau wie Al-Qaida-Chef Ussama Bin Laden bei der US-amerikanischen Invasion in Afghanistans entkommen war. Er soll, so die Annahme in den USA, seither in den pakistanischen Grenzregionen ein neues, bislang sicheres Rückzugsgebiet gefunden haben.

Obama hatte nach seinem Amtsantritt eine Überprüfung der Strategie in beiden Ländern angeordnet. Gerade trifft sich Obamas Sicherheitskabinett zu ausgedehnten Gesprächen über die zukünftige Strategie - in einigen Tagen will Obama entscheiden und erklären, wie er sich die Zukunft des Krieges in der Region vorstellt.

Schon in den vergangenen Monaten hatten die US-Streitkräfte ihren Kampf gegen muslimische Extremisten im Grenzgebiet zu Afghanistan bereits verstärkt, was bei der pakistanischen Regierung auf Kritik stieß. "Wir halten solche Angriffe für kontraproduktiv", sagte ein Sprecher des Außenministerium am Mittwoch. Verluste in der Zivilbevölkerung seien nicht hilfreich dabei, Herzen und Köpfe der Leute zu gewinnen.

In den US-Medien wird das Dilemma offen diskutiert: Einerseits könne man nicht darauf hoffen, dass die politisch, infrastrukturell und ökonomisch schwache pakistanische Regierung im Kampf gegen al-Qaida und die Taliban eine große Hilfe sein könne. Andererseits kann Washington auch kein Interesse daran haben, ebendiese Regierung noch weiter zu schwächen. Das aber wäre unweigerlich der Fall, wenn die USA dauerhaft Pakistans Souveränität verletzen und auf eigene Faust militärisch aktiv werden - mit womöglich steigenden zivilen Opferzahlen. Bisher deutet alles darauf hin, dass es so kommen wird.

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