Neue Runde im Bieterkampf um Opel: Keine Einigung in Sicht
Die Opel-Mutter General Motors favorisiert weiterhin den belgischen Finanzinvestor RHJI. Weiter im Rennen ist der Autozulieferer Magna. Der allerdings hat Miese gemacht.
FRANKFURT taz | Am Freitagabend deutscher Zeit trafen sich GM-Boss Fritz Henderson und der Chef der Firma Magna, Siegfried Wolf, in Motorcity Detroit. In dem Gespräch geht es um den vor allem von Teilen der deutschen Bundesregierung und den Bundesländern mit Opelstandorten favorisierten Einstieg des weltweit agierenden österreichisch-kanadischen Autoteilekonzerns beim Rüsselsheimer Autobauer. Magna hat indes im zweiten Quartal dieses Jahres wegen der internationalen Autokrise Verluste von 205 Millionen Dollar gemacht.
Eine Einigung zwischen GM und Magna wäre allerdings eine Überraschung. Denn schon vor Gesprächsbeginn hatte der bisherige Leiter der Übernahmeverhandlungen von GM, John Smith, erklärt, dass es zu dem von Magna mehrfach nachgebesserten Übernahmekonzept zehn offene Fragen gebe, die "nur schwer zu lösen" seien. Und dass GM nach wie vor den Finanzinvestor RHJI bevorzuge, weil die Belgier "das einfachere Konzept vorgelegt" hätten.
RHJI hatte zuletzt signalisiert, nun vielleicht doch mit etwas weniger "Staatsknete" als bislang anvisiert auskommen zu können. "Unter 3,8 Milliarden Euro" würden nun nur noch benötigt, sagte ein Unterhändler von RHJI der FAZ. Magna gab zuletzt an, rund 4,5 Milliarden Euro staatliche Hilfen zu benötigen.
Beeindruckt hat das die Fans von Magna etwa in den Staatskanzleien der Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringen nicht. Sie lehnen RJHI weiter ab und erhoffen sich von einer Übernahme durch Magna und seine russischen Partnerunternehmen einen geringeren Stellenabbau und eine klare Trennung der Firma Opel von der Mutter GM. Die genau aber fürchtet GM.
"Der Verkauf soll nicht zu einer Pipeline werden, durch die dann wertvolles geistiges Eigentum verfrachtet wird", sagte GM-Unterhändler Smith. Man werde es nicht zulassen, dass firmeneigenes Know-how etwa an den russischen Autobauer Gaz fließe, mit dem Magna kooperieren wolle. Tatsächlich ist bei Opel in Rüsselsheim mit dem Technischen Entwicklungszentrum der "Thinktrust" für alle Marken von GM angesiedelt.
Sollte sich GM für RHJI entscheiden, würde der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) für diese Übernahme kein deutsches Geld mehr lockermachen wollen. Opel erzielt dank der Abwrackprämie unterdessen einen Verkaufsrekord: Mit 219.000 Zulassungen im ersten Halbjahr 2009 gab es gut ein Drittel mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.
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