Neue Platten : Hochvirtuos, hochkompetent, hochsensibel. Was dann doch ein wenig zu viel für den Jazz ist
Von fern stößt ein trauriges Horn durch das Seufzen des Basses, gefühlvoll balanciert die akustische Gitarre durch den geheimnisvollen Zauberwald, sacht angeschlagene Becken verhallen silbrig grau … Ach, alle Musik ist nur ein Hauch. File under Jan Garbarek, Kenny Wheeler oder Ralph Towner, was noch etwas prominentere Namen sind, mit denen die vier hier aber auch schon zusammen gespielt haben. Also der Trompeter Markus Stockhausen und der norwegische Bassist Arild Andersen, Patrice Heral, der Schlagzeuger aus Frankreich, und der in Berlin lebende Gitarrist Ferenc Snétberger. Hochvirtuose Musiker. Deren Loblied wurde allerorten bereits gesungen, kann man überall nachlesen. Erstmals spielen sie in dieser Besetzung zusammen und haben nun mit „Joyosa“ ihre Debüt-CD (erschienen bei Enja) vorgelegt. Edel-Jazz. Ein schwieriger Fall. Ganz bestimmt hochkompetent. Alle Lehren aus der Geschichte gezogen. Da muss die Musik keinen Moment darum betteln, sie mit dem Etikett „feinsinnig“ zu bepflastern. Alles fehlerfrei, von leichter Hand, die improvisatorischen Ausflüge super, allen Tönen immer noch die kleine Goldkante mitgegeben. Bei fast allen Kompositionen flattert fein die Melancholie im Wind. „Diese geschmackvolle, brillante, hochsensible Musik“, steht es im Infoschreiben, „erreicht mühelos die Herzen der Hörer.“ Genau so ist es. Leider. Und sie flutscht einem halt auch durch die Finger. Nichts bleibt, an dem man sich reiben könnte. Die Sache homogenisiert. Alle Widersprüche einfach wegsublimiert. So kommt der Jazz jedenfalls nicht weiter. Da stirbt er seinen müden Tod. Weil der Jazz, der alles kann, ist ebender, der sich gleich selbst überflüssig gemacht hat. Auf seine Ruhestätte legt er sich dann nur noch ein aufs Schönste geknüpftes Grabgebinde. Im Kammermusiksaal der Philharmonie wird heute um 20 Uhr die CD live präsentiert. TM