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Archiv-Artikel

Neue Platten Musikalisches Flimmern und Glimmen mit Guido Möbius und Sack und Blumm

Von TM
Sack und Blumm: „kind kind“ Staubgold/Indigo

Wo soll man die nur wieder hinstecken, diese neuen Scheiben von Guido Möbius und Sack und Blumm? Muss doch alles sortiert sein. Rock ist es nicht und Pop ganz irgendwie, aber nicht wirklich. Jazz eher nein, vielleicht ein bisschen. Dem Geschmack einer nicht genau zu benennenden Freiheit nach. File also under Wunderkammern. Ein musikalisches Flimmern, ein Glimmen. Versponnene Eigenweltlichkeit mit einer Sammlung Kleinode.

Zuerst die rundum glücklich machende, „Klisten“ von Guido Möbius, dem Berliner Promoter, Betreiber eines Kleinstlabels und Musiker. Acht Instrumentalstücke in fein organisierter Kleinteiligkeit, die (akustische) Gitarre klingt in ihrer motorischen Unwucht wie die frühen Alben von Hans Reichel, der ja auch immer zum Jazz ins Fach gestellt wurde, was er nicht ist. Zu eigensinnig dafür, und Möbius liegt wiederum bei Ambient falsch, da fehlt es eindeutig am Lullcharakter, obwohl seine liebevollen Schichtungen von Störgeräuschen, instrumentalen Nebenspuren und Loops einem ganz bestimmt nicht auf den Nerven herumtrampeln. Am Computer nachgearbeitete Strategien der Minimal Music mit ihren feinen Verschiebungen zwinkern dem Pop zu. Melodien schwirren neugierig ab und bleiben doch klar in ihrem taumelnden Flug, wie ein Bienenschwarm unterwegs, bei dem man sich im ersten Moment auch nicht recht vorstellen kann, dass nachher wieder ein solider Topf Honig auf dem Tisch stehen wird. Lecker. Eine angenehme, freundliche Musik. Entspannend. Die Spannung haltend. Schön.

Guido Möbius: „Klisten“ Klangkrieg/Hausmusik

Ein Bassloop hat sich Guido Möbius auch bei Frank Schültge Blumm geborgt, dem Eigentlich-auch-Gitarristen und Wieder-mal-Kompagnon von Harald Sack Ziegler, deren beider Album „kind kind“ im Info als „freundlicher Spielzeugpop“ umschrieben wird. Was so durchaus in Ordnung geht. Halt wie das psychedelische Freak-out, in etwa Pink Floyd vor Pompeji, versuchsweise auf einem Sortiment an Spieluhren nachgestellt. Bei dem sanftmütig gestimmten Flanierern über die Abraumhalden der Kinderzimmer gibt es herrliche Durchblicke auf Krautrockereien, wie sie seit Can selig nicht mehr zu hören waren. Vieles aber daddelt auch unentschlossen vor sich hin mit den charmanten Ideen, denen bereits beim Niedlichkeitsfaktor die Puste ausgegangen ist. Mir dann doch ein wenig zu putzig und ziellos. Aber eine schöne Musterplatte, um sich daraus wieder versponnene Loops zu schnippeln. Beide Platten sollten am Montag in den Geschäften stehen. TM