Neue Musik aus Berlin: Ein Raum mit weichen Klängen
Die Berliner Musikerin Jana Irmert beschäftigt sich auch auf ihrer jüngsten Platte „The Soft Bit“ mit einem „Sounddesign“ der besonderen Art.
B eim Wort „Sounddesign“ zucken manche Menschen zusammen. Was daran liegt, dass man in der elektronischen Musik bei bestimmten Spielarten von Clubmusik oder Ambient vor einigen Jahren mit stark ausgefeilten Effekten zu arbeiten begonnen hat – auf Kosten der übrigen Musik, so die Kritik.
Gegen Minimal Techno etwa wurden irgendwann solche Stimmen laut. Ein bisschen als Äquivalent zum geleckten Studioklang der Achtziger oder dem Bombastrock der Siebziger, wenngleich mit im Detail unterschiedlichen Mitteln.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Sounddesign ist allerdings noch etwas anderes und etwas ziemlich Wichtiges. Im Film sorgen Sounddesigner oder Tongestalter dafür, dass Geräusche natürlich wirken. Wichtig ist dabei auch ein Verständnis für die Räumlichkeit des Klangs: Wie verteilt man die Dynamikwerte unter den einzelnen Geräuschen, damit das eine näher und die anderen weiter entfernt wirken?
Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich die Berliner Klangkünstlerin und Sounddesignerin Jana Irmert. Ihre Arbeit kann man unter anderem in Filmen wie der Ex-DDR-Agenten-Komödie „Kundschafter des Friedens“ von Robert Thalheim oder in Jóhann Jóhannsons Science-Fiction-Film „Land and First Men“ hören.
Jana Irmert: „The Soft Bit“ (Fabrique Records/Rough Trade)
Sie arbeitet ebenso mit Klanginstallationen oder Tänzern. Auf ihren Alben beschäftigt sie sich mit „Sounddesign“ der besonderen Art. Bei ihr bewegen sich die Dinge bevorzugt zwischen elektronischen Elementen und Umweltklängen.
„Bewegen“ ist dabei das entscheidende Wort. Denn auch wenn vieles in ihrer Musik auf den ersten Eindruck statisch und reduziert, manchmal sogar spröde wirkt, sind ihre Klänge mit innerer Spannung geladen und zugleich sehr flüssig im Raum unterwegs.
Auf ihrer jüngsten Platte „The Soft Bit“ kommt man den Klängen sogar sehr nah. Sie sind selten greifbar in dem Sinn, dass sie kaum nach bestimmten Instrumenten klingen. Dafür haben sie, um es kitschig zu sagen, eine Weichheit und Wärme, die fast entwaffnend daherkommt: eine freundliche Fremdartigkeit, die neugierig macht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind