: Neue Kunst im Hafen
Münster wird zwar nicht Kulturhauptstadt, hat aber nun eine neue Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst
Nach zwölf Jahren im Provisorium ist die neue Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst in Münster fertig. Nach 36 Monaten Renovierungsarbeiten wird der ehemalige Speicher II am Hafen heute Künstlern und Öffentlichkeit übergeben. „Münster beweist mit der neuen Ausstellungshalle, dass die Stadt auch ein guter Ort für zeitgenössische Kunst ist“, freut sich Kulturdezernentin Helga Boldt. Gerade der Werkstatt-Charakter des historischen Speichers werde einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Mit der Gruppenausstellung „Firewall“ wird die Halle eingeweiht. Die Arbeiten von acht KünstlerInnen aus Europa und den USA fügen sich auf der 1000 Quadratmeter großen Projektfläche in der fünften Etage des Speichers zu einem facettenreichen Bild des Phänomens „Sicherheit“. In Video-Arbeiten, Installationen, Skulpturen und Malerei befassen sich die Künstler mit der „Firewall“ – im konkreten wie übertragenen Sinne. Die „Brandschutzmauer“ in ihrer ursprünglichen Bedeutung ist ebenso Thema wie die „Firewall“ als Sicherheits-Schwelle zwischen Computernetzen.
Die Amerikanerin Julia Scher etwa errichtet am Eingang der Ausstellungsfläche ein elektronisch aufgeladenes Käfig-Ensemble. Ein künstlerischer Hochsicherheitstrakt, der die Ambivalenz von Schutz und Überwachung deutlich macht. Der Schwede Jonas Dahlberg bricht gleich ganz in die Intimsphäre der Besucherinnen und Besucher ein. Er hat Überwachungskameras im Toilettenbereich installiert.
Der neue Ort für zeitgenössische Kunst in Münster ist spröde, industriell und weniger heimelig als andere Plätze in der Stadt. „Künstler schätzen diese urbane Unaufgeräumtheit. Sie entspricht der experimentellen Seite der Kunst“, sagt Gail Kirkpatrick, die Leiterin der neuen Ausstellungshalle. Der neue Standort sei eine gute Wahl. Der ehemalige Getreidespeicher bietet nicht nur Künstlern und Besuchern einen Ausstellungsort, in den unteren Etagen sind zusätzlich erschwingliche Ateliers im Hafenareal eingerichtet.
Der außergewöhnliche Ort verdankt seine Entstehung auch einer ungewöhnlichen Form der Finanzierung. Als Public-Private-Partnership der Stadt Münster, des Landes Nordrhein-Westfalen und dem münsterschen Verleger Wolfgang Hölker ist das Projekt zu gleichen Teilen bezahlt worden. PETER ORTMANN