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Archiv-Artikel

Neue Impulse für Gymnasien

betr.: „Widerstand gegen den „Bremer Schulkonsens“, taz bremen v. 14./15.3.

Wer ein wenig in der (pädagogischen) Welt herumgekommen ist, wird die Situation am Schulstandort Obervieland sofort als absurd empfinden: Zwei Schulsysteme in einem Gebäude, wo Gleichaltrige nicht einmal gemeinsam Sport treiben. So sah es auch der Evaluationsbericht der auswärtigen Schulreformkommission.

Wenn sich nun das Gymnasium Obervieland (mehrfach ausgezeichnet als „Schule ohne Rassismus“ und „DFB-Eliteschule des Fußballs“) öffnet, so ist das keineswegs ein „Etikettenschwindel“, wie FDP und CDU im Ortsbeirat behaupteten. Wenn in den fünften bis siebten Klassen integrierter Unterricht unter Einbeziehung von Förderklassen, wie es zum Teil jetzt schon der Fall ist, stattfindet, so stellt das das gymnasiale Bildungsangebot keineswegs in Frage. Die anschließende Differenzierungsphase könnte zu unterschiedlichen Schulabschlüssen und sowohl zum zwölf- als auch zum dreizehnjährigen Abitur führen. Man kann sogar davon ausgehen, dass solche vorsichtigen strukturellen Veränderungen jedem Gymnasium neue Impulse geben. Das Gymnasium Obervieland mit seiner erfahrenen Lehrerschaft bliebe als Kern des Standorts erhalten und könnte innerhalb des Stadtteils eine noch größere Rolle spielen.

Apropos „Etikettenschwindel“: Niemand käme etwa in Bayern auf die Idee, eine Realschule nicht mehr Realschule zu nennen, nur weil ein Drittel ihrer Absolventen auf die gymnasiale Oberstufe übergehen, also Gymnasialniveau erreicht. Und niemand wird bezweifeln, dass viele Klassen etwa der Gesamtschule Mitte ein höheres Niveau haben als manche Gymnasialklassen. Die Auseinandersetzung um Etikettierungen hilft also nicht weiter.FRANZ DWERTMANN, Bremen