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Neue FußballregelnDie Verkleinerung der Keeper

Regeländerungen sollen den Fußball attraktiver machen. Fifa-Präsident Sepp Blatter will das Unentschieden abschaffen. Dafür gibt es mehr Elfmeterschießen.

Mit Elfmeterschießen soll die Fußballshow wieder spannender werden. Bild: ap

Sepp Blatter will wieder mal abschaffen. Das Unentschieden soll weg. Dann, so glaubt der Präsident des Internationalen Fußballverbands Fifa, werden Vorrundenspiele bei einer Weltmeisterschaft so richtig attraktiv. Wenn es nach 90 Minuten unentschieden steht, dann soll es ein Elfmeterschießen geben.

Die Mannschaften sollen ans Gewinnen denken und nicht allein ans Weiterkommen nach drei Spielen. Müdes Vorrundengekicke soll es nicht mehr geben. Niemand soll sich mehr fragen müssen, warum er sich das Spiel zwischen Neuseeland und der Slowakei angeschaut hat.

Fußball wird als Show inszeniert. Deshalb lässt er sich so gut vermarkten. Doch während der Weltverband sich immer wieder neue Schmankerl ausdenkt, wie der Fußball poppiger inszeniert werden kann (Shakira, Schiedsrichterfehlentscheidungen, komisch fliegende Bälle), spielen die Fußballer irgendwie nicht mit. Sie schießen zu wenig Tore. Waka Waka passt nicht zu einem 0:0. Das hat Blatter schon lange erkannt. Immer wieder hat er Reformen angeregt.

Vor vier Jahren haben die Fans zwar auch das langweiligste Spiel gefeiert, als wäre der Fußball neu erfunden worden, doch so richtig torreich war die deutsche Weltmeisterschaft auch nicht. Seinerzeit wurde diskutiert, die Mannschaften zu verkleinern und die Tore zu vergrößern. Letzteres findet auch Bundesligatrainer Ralf Rangnick gut, der gar eine Verbreiterung der Tore um einen ganzen Meter angeregt hat.

Auch dieser alte, reiche Mann, der immer noch als Playboy bezeichnet wird, findet größere Tore gut. Gunter Sachs soll ja die Mathematik lieben und hat ausgerechnet, dass mehr Tore fallen, wenn die Tore größer sind. Der 77-Jährige kämpft, seit er sich bei der Europameisterschaft 2004 so gelangweilt hat, auch mit Anzeigenkampagnen für eine Vergrößerung der Zielfläche.

Über die Verkleinerung der Torleute wird indes noch nicht nachgedacht. Wenn die obersten Regelhüter des Fußballs im Herbst einer Verbreiterung der Tore nicht zustimmen sollten, niemand würde sich wundern, wenn Blatter anregen würde, die Keeperhöchstkörpergröße auf einen Meter fünfzig festzulegen.

Eine Regeländerung, die nach torarmen Turnieren immer wieder angeregt wird, lehnt Blatter indes zurzeit ab. Die Abschaffung der Abseitsregel kommt für ihn nicht infrage. Da gebe es auch schlechte Erfahrungen in der nordamerikanischen Profiliga, meinte der Fifa-Boss.

Als Franz Beckenbauer, Pelé oder Gerd Müller in den USA Fußball spielten, gab es auf den Spielfeldern neben den Torlinien und der Mittellinie noch zwei weitere Markierungen: die 35-Yard-Linien. Nur unter einer Entfernung von 32 Metern vor dem Tor wurde Abseits gepfiffen. Die Spieler seien damit nicht allzu gut zurechtgekommen, heißt es. Und die Zuschauer hätten eh nicht kapiert, warum der Schiedsrichter mal Abseits pfeift und mal nicht.

Ein Unentschieden gab es in der Operettenliga von seinerzeit übrigens nicht. Jedes Ligaspiel, das nach 90 Minuten unentschieden stand, wurde zweimal 15 Minuten verlängert. Die 90 Minuten der regulären Spielzeit dauerten übrigens nicht selten länger als zwei Stunden. Denn es gab jede Menge Unterbrechungen im Spiel. So durften Freistöße erst ausgeführt werden, wenn genug Zeit für einen Fernsehwerbespot vergangen war.

Das müsste ein Geschäftsmann wie Blatter doch eigentlich interessant finden. Und einen Nebeneffekt hätte diese Art der Spielzeitverlängerung auch noch. Während der Werbespot läuft, könnten die Schiedsrichter auf einem Monitor überprüfen, ob ihre Freistoßentscheidung richtig war.

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10 Kommentare

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  • X
    Xiang

    Football is for you and me, not for fucking industry!

  • D
    donquixxote

    Yeah... GAA Football All Ireland Champion, in einer epischen Schlacht, einer Remontada, in den Schlussminuten das Spiel gedreht wurde: Corcaigh! County.... ?....Cork! Nette Party mit netten Kollegen am Abend. Sowas muss gefeiert werden.

     

    Zum Soccer....

    Nö. Es braucht keine Regeländerung...

    Gut man könnte das Tor breiter, den Torwart kleiner machen und bezüglich der Fouls, beim Basketball kopieren. Aber notwendig finde ich's nicht. Es wird immer spannendere und weniger spannende Spiele Geben

     

    IMHO don

  • Q
    Querulant

    Es gibt doch tatsächlich Leute, die jeden ironisch gemeinten Kommentar ernst nehmen...

     

    Aber immerhin gibt der Gaelic Football hier mehr Gesprächsstoff her als der normale Fußball.

     

    So, ich geh jetzt wieder Eistockschießen kucken.

  • HL
    Hugo Lamotte

    Meine Regeln für ein offensiveres Spiel:

     

    Die Anzahl der aktiven Spieler sollte auf 10 verkleinert werden. Dafür fliegende Wechsel ohne Limits aller Spieler, die auf dem Spielberichtsbogen aufgeführt sind (max. 18). Nach 3 Fouls gelbe Karte, nach 5 Fouls rote Karte.

     

    Abseits sollte aufgehoben sein, sobald 9 Spieler der angreifenden Mannschaft in der gegnerischen Hälfte sind. Dann darf der Ball nach Überqueren der Mittellinie nicht wieder zurück in die eigene Hälfte gespielt werden. Eine Rückgabe zum Torwart darf nur innerhalb des Strafraums erfolgen, zum Zwecke der Spieleröffnung nach Balleroberung.

     

    Nach der Balleroberung hat die angreifende Mannschaft 60 Sekunden Zeit, um zum Abschluss zu kommen. Nach Ablauf der 60 Sekunden darf der Ball nur noch in Richtung des gegnerischen Tores bewegt werden, die Offensivaktion darf also proaktiv zum Abschluss gebracht werden.

     

    Ecken werden nicht mehr von der Eckfahne, sondern vom Kreuzpunkt Strafraumgrenze-Torauslinie ausgeführt. Von welcher Seite ist dem Ausführenden freigestellt.

     

    Taktische / offensichtlich vorsätzliche Fouls werden sofort mit der Roten Karte geahndet.

     

    In Bezug auf Sperren: Die Verursacher von Verletzungen, müssen so lange pausieren, wie der verletzte Spieler ausfällt.

     

    Alles völlig utopisch? - Dann schauen Sie sich einmal die ersten Fußballregeln der englischen Football Association aus den 1860er Jahren an und vergleichen die mit den heute gültigen.

     

    Und nicht zuletzt hätte ich nichts dagegen, wenn sich Konkurrenzorganisationen zur FIFA und zur UEFA bilden würden, Herren Blatter und Platini!

  • L
    Leser

    Gaelic Football? Spannend ist daran doch eigentlich nur die Frage, ob die Spieler aus Cork streiken und der Vergleich mit den Australiern im Sommer nach "International Rules". Dann lieber Rugby.

  • A
    Auxarmes

    Deswegen ist Gaelic Football auch die beliebsteste Sportart der Welt.

  • SB
    Sepp Blatter

    Gaelic Football...was für eine selten dümmliche Sportart!

  • S
    Stefan

    Diese Unterteilung in Vorrunde und K.-O.-Runde ist sowieso systematischer Unsinn. Vielleicht fällt jemandem, der beim Fußball was zu sagen hat ja mal ein, das Doppelte K.O.-System auf Machbarkeit zu prüfen.

    Für Turniersystem-Laien: Jede Mannschaft spielt solange mit, bis sie 2 Mal verloren hat. Dadurch kommt es zu einem Finale wie gewünscht, und einen Fehltritt kann sich jeder leisten. Der Nachteil - die Gegner stehen nicht vorher fest. Oder ist das auch ein Vorteil?

  • SI
    Statist Iker

    Bei der WM 2006 wurden in 64 Spielen 149 Tore anerkannt. Bei der WM 2010 waren es 152. Anerkannt, wohlgemerkt. Geschossen wurden ja mehr. Das waren im Durchschnitt 2,33 bzw. 2,38 Tore pro Spiel. Der Trend geht zu mehr Toren. Im Spiel und im Management.

  • Q
    Querulant

    Da können die machen was sie wollen, Gaelic Football bleibt um Längen besser und spannender als das Rumgekicke der FIFA...