Neue Fischfangquoten: Weniger Hering aus der Ostsee
Etlichen Fischbeständen in der Ostsee geht es ausgenommen schlecht. Die EU-Fischereiminister einigen sich nun auf weitreichende Einschnitte.
Beim für Deutschland wichtigen westlichen Hering einigten sich die Minister darauf, die erlaubte Fangmenge um 65 Prozent zu senken. Beim westlichen Dorsch sind minus 60 Prozent vorgesehen. In der östlichen Ostsee darf Dorsch nur in geringen Mengen als Beifang gefischt werden. Auch Dorsch-Freizeitfischer müssen sich einschränken: Künftig dürfen sie nur noch fünf statt sieben Exemplare am Tag aus dem Wasser ziehen. Im Februar und März sollen es nur zwei sein.
Die EU-Fischereiminister legen in jedem Jahr die sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen fest. Die EU-Kommission macht dafür Vorschläge auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen, in denen der Zustand einzelner Bestände untersucht wird. Ein Bestand ist eine Fischart in einem bestimmten Gebiet.
Die Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten dann als nationale Quoten verteilt. Wenn das in einer Quote erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, darf das jeweilige Land dort vorübergehend keine Fische mehr fangen. In den Verhandlungen geht es grundsätzlich darum, eine Balance zwischen dem Schutz der Bestände und den Interessen und Bedürfnissen der Fischfangindustrie zu finden.
Zu wenig Hilfe für den Hering
Es seien schwierige, aber notwendige Entscheidungen gewesen, sagte EU-Fischereikommissar Karmenu Vella nach der Einigung. „Viele baltische Fischbestände und Ökosysteme sind in einem alarmierenden Zustand.“ Es gebe Sorgen um die Umwelt, aber auch um an der Ostsee gelegene Gemeinden, die für ihren Lebensunterhalt auf diese Ökosysteme angewiesen seien.
„Es wird ernste kurzfristige Wirtschaftsfolgen für einige Fischer geben“, sagte Vella weiter. Die Kommission werde daher Hilfsmöglichkeiten prüfen. Zum ersten Mal gebe es außerdem eine schriftliche Erklärung der Ostsee-Staaten, weitere Ursachen für den schlechten Zustand der Dorschbestände anzugehen, sagte er. Dazu zählten etwa Verschmutzungen und Lebensraumverschlechterungen durch Industrie und Landwirtschaft.
Umweltschützer reagierten weitgehend enttäuscht. Für den Dorsch in der östlichen Ostsee sei ein absolutes Fangverbot nötig, um den dezimierten Bestand zu retten, teilte die Meeresschutzorganisation Oceana mit. Auch für den westlichen Hering müsse ein Fangverbot verhängt werden, um gravierende Folgen zu verhindern. Die Reduzierungen beim westlichen Dorsch seien hingegen zu begrüßen, erklärte Oceana-Europadirektorin Pascale Moehrle. Eine gemischte Bilanz zog der WWF: Beim östlichen Dorsch könnten die beschlossenen Maßnahmen „dem Bestand bei der Erholung helfen“, meint Fischereiexpertin Stella Nemecky. Beim Hering hätten die Minister dagegen „keine nachhaltige Entscheidung getroffen“.
Deutschland hatte sich zuvor noch gegen aus seiner Sicht übermäßige Senkungen der Fangquoten gewehrt. „Angesichts der sozio-ökonomischen Auswirkungen einer so drastischen Kürzung schlagen wir (…) eine geringere Senkung der Fangmenge als die von der Kommission vorgeschlagenen 71 Prozent vor“, sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) vor den Verhandlungen mit Blick auf den Heringsfang in der westlichen Ostsee.
Auch die von der EU-Kommission für den Freizeit-Dorschfang vorgeschlagene Höchstmenge von zwei Exemplaren pro Tag bezeichnete Klöckner als nicht akzeptabel. „Dies könnte einer Schließung des Angeltourismus an der deutschen Ostseeküste gleichkommen.“
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