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Neue Erklärung der LinksparteiGysis Anti-Anti-Antisemitismus

Nach einer ersten Antisemitismuserklärung hat Linkspartei-Fraktionschef Gregor Gysi nun eine zweite formuliert. Damit will er die enttäuschten Parteilinken einfangen.

Kritik aus der Linkspartei: Mit dem zweiten Beschluss relativiert Gregor Gysi seinen ersten Beschluss von Anfang Juni. Bild: dpa

BERLIN taz | In der Linkspartei geht die Debatte um Israel-Kritik und Antisemitismus weiter. In der Fraktion sollte am Dienstag ein zweiter Beschluss zu dem Thema verabschiedet werden. Fraktionchef Gregor Gysi hatte diese zweite Erklärung im Interview mit der taz bereits angekündigt.

Anfang Juni hatte Gysi in der Fraktion einen Text durchgedrückt, der einstimmig angenommen wurde. Dieser Text sollte verbindlich die Grenzen der Israel-Kritik markieren. Die Linksparlamentarier sollen demnach auf drei Nein - zu der Gaza Flottille, zum Boykott israelischer Waren und einer Ein-Staaten-Lösung - festlegen werden. Der linke Flügel redete, obwohl weitgehend beim einstimmigen Ja in der Fraktion anwesend, rasch von einem "Maulkorbbeschluss".

Der Parteilinke Andrej Hunko schrieb in einem Facebook-Eintrag, dass "Gysi der Arsch auf Grundeis geht, weil der rechte Flügel mit Spaltung der Partei droht." Die Rechten, so Hunko, würden mit dem Israel-Beschluss die Partei "auf SPD-Grüne-Linie schießen" und 2013 eine "Regierungsbeteiligung um jeden Preis durchzusetzen."

Annette Groth, die letztes Jahr an der Gaza-Flottille teilgenommen hatte, urteilte dass dieser Beschluss die internationale Solidarität "in beschämender Weise aufkündigt". Die Pragmatiker, die Gysis Initative unterstützen, kritisierten vor allem diesen Stil. Inhaltlich hatte in der Fraktionssitzung Gysi niemand vom linken Flügel widersprochen - doch danach hagelte es Unterstellungen.

"Antisemitismus inflationär verwendet"

Der zweite Text, der am Dienstag auf Gysis Initative verabschiedet werden sollte, verwahrt sich nun gegen die Diffamierung von Israel-Kritik als antisemitisch. Beobachter vermuten darin eine Konzession an den linken Flügel - Gysi selbst hält den zweiten Text für eine nötige Klarstellung gegen eine "inflationäre Verwendung des Begriffs des Antisemitismus".

In dem Papier heißt es: "Es ist nicht hinnehmbar, wenn einer Kritik an der Politik der israelischen Regierung mit dem Vorwurf des Antisemitismus begegnet wird. Wir werden nicht zulassen, dass Mitglieder unserer Fraktion und Partei öffentlich als Antisemiten denunziert werden, nur weil sie die Politik der israelischen Regierung kritisieren." Die Linkspartei werde weiterhin die Blockade des Gaza-Streifens, Verletzung der Menschenrechte und die israelische Siedlungspolitik kritisieren.

Die Debatte stand bei am Dienstagabend noch aus, die Annahme des zweiten Beschlusses in dieser oder der nächsten Sitzung gilt indes als wahrscheinlich. Raju Sharma, Schatzmeister der Linkspartei und Bundestagsabgeordneter, wollte diesem Beschluss nicht zustimmen. "Dieser Text ist offenkundig eine Relativierung des ersten Beschlusses", so Sharma zur taz. Gysis Versuch, die überbordende Israel-Kritik in der Linkspartei einzuhegen sei damit "missglückt". Dies zeige auch Annette Groths Aufruf, an der diesjährigen Gaza-Flottille teilzunehmen. Das Verhältnis der beiden Lager war noch nie so angespannt wie derzeit.

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21 Kommentare

 / 
  • F
    Freiheitsliebe

    Wann wird Deutschland endlich Palästina anerkennen? UNd warum berichtet die Taz nicht über den Antrag der Linken Palästina anzuerkennen?

    http://diefreiheitsliebe.de/deutschland/deutschland-sollte-palastina-anerkennen

    Warum werden solche hervoragenden Initiativen verschwiegen?

    Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine linke Zeitung wie die Taz nicht über Eu-Iniativen zur Anerkennungs Palästinas berichtet, aber über jede Debatte in der Linken. Es gibt so viele Initiativen, wie die der Elder Statesmen, die deutlich härter Israel kritisieren, dass diesen Antisemitismus vorgeworfen wird ist mir nicht bekannt? Wieso also wird Linken Antisemitismus vorgeworfen, wenn sie über eine Free-Gaza-Flotte nachdenken?

  • O
    Olaf

    Warum berichtet die taz nicht mal von der Forderung Helmut Schmidts und Richard von Weizsäcker, notfalls Boykotte und Sanktionen gegen Israel zu verhängen, zusammen mit 23 anderen ehemaligen Staats- und Regierungschefs an die EU?

     

    Das ist natürlich kein Antisemitismus:

    http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-11968304

  • M
    Momo

    Dirk Gober, 29.06.2011 13:52 Uhr

     

    Sie schreiben:

     

    "Nein, Kritik an Israel ist nicht per se Antisemitismus, aber es stellt sich eben die Frage, warum NUR Israel kritisiert wird, aber nicht die unzähligen Gewalttaten der Palästinenser? Dieses Verschweigen und Verdecken macht Kritik an Israel zum Antisemitsmus."

     

    Mal unterstellt, Sie hätten mit Ihrer Behauptung recht, die im Focus stehenden Politiker der Linkspartei hätten tatsächlich einseitig nur Israel kritisiert: Wie stehen Sie zu jenen Politikern in Union, SPD, FDP, Linkspartei und bei den Grünen, die einseitig nur die Palästineser kritisieren? Welchen Terminus würden Sie für diese einseitige Kritik wählen (der Terminus "Antisemitismus" wurde von Ihnen ja bereits vergeben)?

     

    Zu den einseitig die Palästinenser kritisierenden Polikern innerhalb der Linkspartei verweise ich auf meinen Kommentar vom 28.06.2011, 21:23 Uhr.

     

    Mit welchem Terminus würden Sie das einseitig die Palästinenser kritisierende Verhalten des "Bundesarbeitskreis (BAK) Shalom" sowie die dieser Gruppierung nahestehenden Politiker vom rechten Flügel der Linkspartei titulieren? Soll für diesen rechten Jugendring und diesen unterstützende Politiker nun ebenfalls ein Maulkorberlass mit umgekehrtem Vorzeichen verkündet werden? Oder sind die palästinensischen Menschen nach Ihrer Meinung weniger schützenswert, sozusagen Menschen 2. Klasse?

  • M
    Momo

    ketzer123, 29.06.2011 13:51 Uhr

     

    Du kommst Dir mit Deinem "heul, heul, heul..."-Geschwafel wohl sehr witzig vor!

     

    Es sind doch die Deiner Ansicht nach "bösen, heulsusigen" Linken, die seit Jahren darauf hinweisen, daß die westlichen "Eliten" mit den allermeisten kleptomanischen Diktatoren im Nahen Osten gegen die Interessen der dortigen Bevölkerung paktieren (Ägypten, Tunesien, Saudi Arabien, ...).

     

    Und in Sachen Libyen war doch nicht das Schicksal der dortigen Bevölkerung maßgeblich für die ganz wesentlich von Frankreich initiierte Nato-Kriegsführung. Vielmehr wollte die konservative französische Regierung durch einen kraftmeierischen Auftritt in diesem Krieg davon ablenken, daß die französische Aussenministerin über Jahre hinweg engstens mit den tunesischen Dikatoren gekungelt hatte. Auch die Stimmenthaltung Westerwelles im UN-Sicherheitsrat hatte ausschließlich innenpolitische Motive: Drei Tage vor den wichtigen Landtagswahlen in Baden Württemberg und Rheinland Pfalz versuchte er, den FDP-"Pazifisten" zu mimen in der Hoffnung, dass sich dies an den Wahlurnen positiv für seine Partei auswirken würde.

     

    In Bezug auf die zumeist eigensüchtigen westlichen Motive bei militätrischen Auslandsinterventionen schrieb kürzlich der Stern unter Bezugnahme auf den Altbundeskanzler Helmut Schmidt:

     

    "Die Erfahrung zeige auch, dass tatsächliche Interventionen keineswegs nur aus humanitären Motiven erfolgten. Dabei spielten auch national-egoistische Motive, Erfolgschancen oder etwa Öl-Interessen eine große Rolle."

     

    Hier ist Helmut Schmidt uneingeschränkt zuzustimmen.

     

    Ein Wort zur Politik der israelischen Regierung: Seit Jahrzehnten betreibt Israel in den besetzten Gebieten eine völkerrechtswidrige Besatzungspolitik. Sogar der langjährige ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, kritisiert, Israel praktiziere in den besetzten Palästinensergebieten eine Apartheitspolitik im Stile des füheren südafrikanischen Rassistenregimes.

     

    Du solltest einmal selbstkritisch prüfen, ob Dein "heul, heul, heul..."-Gefasel nicht exakt auf Deinen Kommentar zutrifft!

  • D
    DerDemokrator

    @Dirk Gober

     

    Es ist mitnichten Unfug das NUR Israel kritisiert wird. Diese Kritik wird nur eben stärker wahrgenommen weil Israel´s Verhalten IMMER im Fokus der Öffentlichkeit steht.

    Was unumstritten ist, ist allerdings das Israel als Nato-Bollwerk der Amerikaner im vorarabischen Raum angesehen wird, was wohl alter Kaltkriegsideologie entspringt. Damit kann ich mich auch nicht anfreunden. Ebensowenig wie mit der Haltung zum Lybieneinsatz, die mir weltfremd erscheint. Andererseits haben auch Grünen und SPD Anhänger da teilw. eine weltfremde Sicht eingenommen.

    Der Diktator muß weg, aber wie das ohne Gewalt gehen kann, darauf hat keiner eine Antwort-eben... (aber das ist keine linke Konsensmeinung)

  • M
    MiaMia

    Keine Politik ist der Verpflichtung enthoben, Auskunft über ihre Mittel und Methoden zu geben.

    Das gilt für Regierungspolitik welcher Reginung auch immer, für politische Aktion, für NGO Handeln mit Ziel gesellschaftliches Mitteinander zu gestalten, für Parteipolitik, individuelle politische Aktion ...

     

    Wozu also die Aufregung darüber, dass es Streit um politische Richtungen gibt?

    Runterkühlen bitte, der Ton ist manchmal hier echt sch**! Wo blieben wir denn, wenn nicht mal mehr über Richtungen gestritten würde? Verunglückte Argumente sind in dem Kontext auch normal... selbst wenn ich die Krätze bekomme....

     

    Ich finde die Anregung oben hilfreich, zu diskutieren wann z.B. rassistisch oder antisemitisch oder links etc. ist.

     

    Ich mach mal...

     

    Als Linke halte ich mich simpel an z.B. Marx:

    Verhältnisse sind es, die ich angehen will - nicht Menschen.

     

    "Verhältnisse" heißt, Verhalten, Handlungen, Tun, Denke, Theorien, die z.B. Vorstellung (und logisch daran geknüfte Verhaltensweisen) in die Welt setzen, es gäbe "Israelis" und Palästinenser". Und dies Gruppen wären irgendwie unhinterfragbar unterschiedlich und müssten also unterschiedlich behandelt werden....

     

    Das sind Vorstellungen, die Menschen reduzieren, dazu dienen, sie auf ein scheinbar natürliches Sein festzunageln, Vorstellungen, aus denen sie nicht raus dürfen, die sie regierbar machen. Trennen, Zuweisen, Unterscheiden,Trennen,Bewerten, Über- und Unterordnen,Behandeln ... Herrschaftsverhältnisse.

    Nur weil es da Gruppen gibt, die je über und andere, die Untergeordnet werden gilt doch: Eingekästelt, zurechtgestutz, regiert werden alle...

     

    Wenn also irgendein oder -einer sagt: Palästinenser sind XXX und Israelis sind yyy ist das schlicht Reproduktion von Herrschaft. Und wenn Verhalten damit begründet wird, dass die Israeli ja so gut/böse und die Palastinenserinnen so gut/böse sei (Männer sind hier mitgemeint), dann wird das nur Herrschaftsförmiges Handeln. Mag ja sein, dass es dann totzdem so sein soll.

    Nur: Wenn ich bekenne, schlicht Herrschaftspolitik machen zu wollen, kann ich mir eigentlich die moralinsaure Aufregung sparen, eben dieses anderen vorzuwerfen. Egal wem.

     

    Wie wäre es mal mit einer Debatte darum, was für Unterstützung Menschen frei macht, was ist emanzipatorische Unterstützung, die nicht Herrschaftsförmig wirkt?

  • DG
    Dirk Gober

    Welcher Antisemit und Judenhasser outet sich denn auch schon offen als Antisemit und Judenhasser?! Sogar die (braunen) Nazis sind in dieser Hinsicht ehrlicher als die Linken und lassen ihrem offenen Hass freien Lauf.

    Nein, Kritik an Israel ist nicht per se Antisemitismus, aber es stellt sich eben die Frage, warum NUR Israel kritisiert wird, aber nicht die unzähligen Gewalttaten der Palästinenser? Dieses Verschweigen und Verdecken macht Kritik an Israel zum Antisemitsmus. Schade daß die Vielzahl der "Kritiker" es entweder intellektuell nicht begreift oder einfach die eigene Klientel belügt (diese nimmt wohlklingende Lügen ja äußerst dankbar an).

    Es wird von Apartheid in Israel geredet - warum schreibt keiner der Agitatoren von den Zuständen in den Flüchtlingslagern der arabischen "Brudervölker" der Palästinenser? Dort haben diese nicht einen Funken von Rechten, aber in Israel haben mehrere Millionen von ihnen die israelische Staatsbürgerschaft.

    Die Gaza-Blockade Ägyptens wurde totgeschwiegen, wie auch die Tatsache der Besetzung pal. Gebiets durch andere arabische Staaten; die Genozid-Aufrufe der Palästinenser werden schöngeredet und entschuldigt (und heimlich wohl die Durchführung herbeigesehnt).

     

    Wenn jetzt noch jemand dümmlich sagt "Es ist kein Antisemitismus" - wie kann so jemandem denn noch geholfen werden? Antisemitismus und hetzerische, vollkommen einseitige "Israel-Kritik" sind nichts anderes als Ausdruck geistiger Inferiorität, aber ein Übermaß an Intelligenz konnte man roten und braunen Nazis ja wirklich nie vorwerfen.

    Ein 8-jähriges Kind könnte es noch kapieren, aber die hasszerfressenen "Kritiker" seit Jahrzehnten nicht.

  • K
    ketzer123

    Woher kommt eigentlich diese bizarre Israel/Palästina-Obsession der Linken (und übrigens auch Nazis)?

     

    Über Syrien hört man nix. Bahrain - Schweigen im Walde. Sudan - hä, wasis? Ägypten - keine Ahnung. Libyen - "Angriffskrieg der Nato, heul". Israel - "ganz ganz schlimm, die armen Palästinenser, heul, heul, heul, ich will mit der Flottilla dahinschippern,diese armen armen Menschen, heul".

     

    Völlig selektive ideologisierte Wahrnehmung der Welt. Des einen Leid juckt einen gar nicht, vom anderen hat man noch nie was gehört, beim Dritten ist irgendwie der Westen schuld, oder gar der blutrünstige Diktator ein ganz vernünftiger netter Mensch. Bei Israel aber dann immer die ganz große Erregung, und zehntausende "Nahostexperten", die sich alle im Internet und am Stammtisch in Rage reden und in der Linken Grabenkämpfe darüber ausfechten.

     

    Wie kommt das? Was steckt dahinter?

  • NB
    Normaler Bürger

    Rot und Braun sind eben doch zwei Seiten einer Medaille....

  • S
    Shani

    Auch bei diesem Artikel, man merkt es an den Kommentaren, wäre es wichtig, aufzuzeigen, warum bestimmte Arten der Kritik an Israel antisemitisch sind. Sonst kommt sofort wieder das übliche "man wird doch noch kritisieren dürfen" und "Antisemitismuskeule"... vielleicht, liebe taz, mal ein Interview mit jemandem, der erklärt, was Israelkritik zu Antisemitismus werden lässt?

  • HK
    Henner Kroeper

    Mit der Antisemitismusdebatte ist die Linke wieder mal raffinierter Subversion auf den Leim gegangen.

    Jeder Staat, egal welcher Provenienz, der eine faschistoide Politik wie der Staat Israel betreibt muß kritisiert werden. Da nützt das Reden um den heißen Brei garnichts.

     

    Mit der Ermordung Begins und der Lächerlichmachung Arrafats hat Israel den "Point of Return" sowieso überschritten und jeder, außer er hat ein Brett vor dem Kopf, kann sich ausrechnen wie das leider enden wird. Die Geschicht läuft heute schneller als vor 100 Jahren.

  • HK
    Henner Kroeper

    Mit der Antisemitismusdebatte ist die Linke wieder mal raffinierter Subversion auf den Leim gegangen.

    Jeder Staat, egal welcher Provenienz, der eine faschistoide Politik wie der Staat Israel betreibt muß kritisiert werden. Da nützt das Reden um den heißen Brei garnichts.

     

    Mit der Ermordung Begins und der Lächerlichmachung Arrafats hat Israel den "Point of Return" sowieso überschritten und jeder, außer er hat ein Brett vor dem Kopf, kann sich ausrechnen wie das leider enden wird. Die Geschicht läuft heute schneller als vor 100 Jahren.

  • S
    Sturm

    Ich verstehe die kategorisch negative Position zur Ein-Staaten-Loesung nicht.

     

    Diese ist derzeit nicht mehrheitsfaehig, aber wieso soll man sie nicht debattieren duerfen? Es gibt schliesslich auch in Israel Befuerworter - die zugegebenermassen eine verschwindend geringe Minderheit darstellen.

     

    Die Zwei-Staaten Loesung ist meiner Ansicht nach durch die Siedlungspolitik zur Farce geworden.

     

    Das Ein-Staaten Modell ist ein utopischer Vorschlag, der dazu beitragen koennte, mal das Problem neu zu ueberdenken. Realpolitisch ist es sicher derzeit nicht relevant.

     

    Was an dem Vorschlag als Denkanstoss anti-semitisch sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Als FORDERUNG von aussen ist die Ein-Staaten-Loesung natuerlich daneben, da sie nur moeglich ist, wenn sie von der Bevoelkerung gewollt wird. Wenn Deutsche sowas fordern, etwa in Form von Nah-Ost Karten ohne Israel (wie bei den Linken geschehen), so darf man natuerlich fragen, ob diese Leute Idioten sind oder Anti-Semiten oder beides.

  • D
    DerDemokrator

    Israelkritik ist kein Antisemitismus. Schade das man das in Deutschland´s Elfenbeintürmen nicht einsehen will. Diese Ignoranz schürt allerdings einen neuen verlogenen Antisemitismus, der mit der Behauptung auf Dummenfang geht, das "Juden etwas Besseres seien" weil sie Opfer des Holocausts waren und weswegen man Israel´s Politik auch heutzutage in "Watte packen" müsse.

    Die Regulierung der Übernervosität der Israelis in Fragen eines friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern kann doch nicht Hauptaufgabe eines "Zentralrats der Juden in Deutschland" sein. Hier sind hauptsächlich deutsche und europäische Interessen wichtig, israelische Probleme (wie Siedlungsbau,etc.) müssten nachrangig sein.

     

    Ciao

    DerDemokrator

  • R
    reblek

    "Die Linksparlamentarier sollen ... festlegen werden." Da hat sich Herr Reinecke mal wieder einen netten Satz aus dem Kreuz geleiert - und die Korrektur hat ihn gelassen, denn der Starschreiber macht selbstverständlich keine Fehler.

  • L
    Lachen

    Was mich einmal zum lachen gebracht hat. Es ging um die Pressefreiheit in Deutschland. irgendeiner schrieb: warum ist Deutschland N18 in der Liste der Länder die Pressefreiheit..Ein anderer antwortete um N1 zu werden muss Deutschland § 130 abschafen.

  • S
    Slobo

    Man kann auch aus einer Mücke einen Elefanten machen. Die Linkspartei hat damit eindeutig das Kindergartenniveau erreicht.

  • H
    hann0s

    Mit dem Kommunismusvorwurf hats nich geklappt, versuchen wirs jetz mit dem Antisemitismus? Is aber auch taktisch extrem Unklug, dieser 2. Beschluss, auch wenn er inhaltlich richtig is. Denn abgesehen von 2-3 Idioten dies wirklich übertreiben is die Israelkritik in der Linkspartei bei weitem nicht so schlimm, wie sie von Spiegel.de bis Welt immer dargestellt wurde.

    Und da gerade die anderen Parteien ja immer die Vergangenheit Deutschlands in dem Thema so betonen, das die Nachkommen der Nationaldemokraten und des Zentrums sich erdreisten den Nachkommen der einzigen wirklich aufrichtigen Antifaschisten aus der Zeit Antisemitismus vorzuwerfen ist eine dreistheit sondergleichen.

  • RP
    robson paul

    den antisemitismusbegriff daran festzumachen,dass sich eine linke aktivistin mit einem pali-tuch zeigt auf einer veranstaltung, die den palästinensischen staat einfordert ist nicht nur billig,nein sogar irreführend.es geht doch nicht um die existenz israel,israel als staat ist ein faktum-das in abrede stellen zu wollen ist dumm.aber das tut die linke auch nicht.es geht um billige diffamierung,ja sogar um eine gefährliche diffamierung.den diejenigen,die hier den linken antisemitismus unterstellen,wollen keine konstruktive auseinandersetzung bzgl.einer 2staaten-lösung mit palästina und israel als gleichberechtigte.das größte problem ist netanjahu.solange er den siedlungsbau im westjordanland-ausdrücklich kein israelisches staatsgebiet-zulässt,und solange europa und die usa das murrend vielleicht aber doch billigend in kauf nehmen,solange werden sich alle aufrechten, denkenden und eben auch linke politikerInnen in die öffentlichkeit begeben und dieses drama anklagen.man muss sich nur vor augen halten: es waren nicht die israelis,die von palästinensern vor mehr als 60jahren vertrieben wurden!

  • M
    Momo

    Sie unterschlagen in Ihrem Kommentar, daß 14 Abgeordnete der Linkspartei vor der Abstimmung den Saal verlassen hatten, weil Gysi lt. Frankurter Rundschau mit seinem Rücktritt gedroht hatte:

     

    "Nach einem Bericht der Zeitung Frankfurter Rundschau soll Gysi den Beschluss mit einer indirekten Rücktrittsdrohung durchgesetzt haben. Nach Angaben Groths verließen während der Debatte 14 Abgeordnete demonstrativ den Saal."

     

    Auch sonst wäre es wünschenswert. wenn die taz zum Vorwurf des angeblichen "Antismenismus" in der Linkspartei weniger einseitig berichten würde. Wie die Junge Welt berichtete stammt die in den Medien hochgekochte sog. "Studie" zum angeblichen Antismentismus in der Linkspartei von einem Arbeitskreis innerhalb der LINKE-Jugend, der der israelischen Rechten nahesteht: Dem "Bundesarbeitskreis (BAK) Shalom".

     

    Knut Mellenthin schreibt in der Jungen Welt zu dieser Gruppierung schreibt:

     

    “Um nichts anderes handelt es sich aber bei dem 16-Seiten-Papier von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt unter dem Titel »Antisemiten als Koalitionspartner? Die Linkspartei zwischen antizionistischem Antisemitismus und dem Streben nach Regierungsfähigkeit«. Das Pamphlet wurde inzwischen von der Frankfurter Rundschau ins Internet gestellt.

    Sebastian Voigt, der sich NATO-Bodentruppen nach Libyen wünscht (Jungle World, 28.4.2011), ist Gründungsmitglied des Bundesarbeitskreises (BAK) Shalom innerhalb der Linken-Jugendorganisation »Solid«. Diese äußerst agile und aggressive Kampftruppe beschäftigt sich, wenn sie nicht gerade »Antisemiten« in den eigenen Reihen jagt, hauptsächlich mit dem Schwenken israelischer und US-amerikanischer Fahnen und dem Bejubeln der militärischen Heldentaten ihrer Idole. Ob Gaza-Feldzug (Januar 2009) oder gezielte Todesschüsse auf unbewaffnete Demonstranten an einer von keinem Staat der Welt anerkannten »Grenze« auf dem Golan: Für den BAK Shalom ist alles, was die israelischen Streitkräfte tun, legitime Selbstverteidigung. Susanne Witt-Stahl hat dieses abstoßende Phänomen punktgenau auf den Begriff gebracht, als sie von »einer schaurigen Freude am Tanz auf den Gräbern der ausgemachten Feinde« sprach. (Semit, Januar 2011)

    Samuel Salzborn publiziert unter anderem in der Jungle World, die den »Antideutschen« nahesteht, und auf Henryk Broders Blog »Achse des Guten«. Inzwischen ist er durch seine ständigen Attacken gegen die Linke auch für die Mainstreammedien interessant geworden.”

     

    Zu dem aus dem Dunstkreis des “Bundesarbeitskreises (BAK) Shalom” heißt es in dem Junge Welt-Beitrag:

     

    “Tatsächlich ging es nur um ein einziges Papier, das hochtrabend als »wissenschaftliche Studie« bezeichnet und schlagartig in sämtlichen Mainstreammedien zum Heißluftballon aufgeblasen worden war. (…) Nach demselben wahnhaften Weltbild ist auch die hochgejubelte »Studie« gestrickt, von der in einigen prozionistischen Blogs sogar wahrheitswidrig behauptet wird, sie sei »universitär«. In Wirklichkeit erreicht sie kaum das durchschnittliche intellektuelle Niveau einer Propagandabroschüre des israelischen Außenministeriums.”

     

    Und aus diesem von einer der israelischen Rechten nahestehenden Gruppierung der Partei DIE LINKE munitionieren sich unsere Mainstreammedien bei ihren Politkampagnen gegen die Partei DIE LINKE!!!

     

    Ich zitiere nochmals zur Verdeutlichung aus dem JW-Beitrag:

     

    “Für den BAK Shalom ist alles, was die israelischen Streitkräfte tun, legitime Selbstverteidigung. Susanne Witt-Stahl hat dieses abstoßende Phänomen punktgenau auf den Begriff gebracht, als sie von »einer schaurigen Freude am Tanz auf den Gräbern der ausgemachten Feinde« sprach. (Semit, Januar 2011).”

     

    Man stelle sich für einen kurzen Augenblick vor, Kritiker der israelischen Regierungspolitik würden unter Bezugnahme auf von Palästinensern getötete Israelis von »einer schaurigen Freude am Tanz auf den Gräbern der ausgemachten Feinde« sprechen. Diese Israelkritiker würden von unseren Medien geteert, gefedert und abschließend gevierteilt werden. Die unsägliche Aussage von Susanne Witt-Stahl in Bezug auf von Israelis getötete Palästinenser wird jedoch von unseren Mainstreammedien nicht nur nicht kritisiert. Das von Bundesarbeitskreises (BAK) Shalom zusammenfabulierte Pamphlet wird darüber hinaus von unseren “unabhängigen” und “überparteilichen” Medien sogar noch für deren Politkampf gegen die Partei DIE LINKE instrumentalisiert. Das ist nicht nur Doppelmoral in Vollendung, sondern darüber hinaus auch noch Politpropaganda von der billigsten Sorte!

  • C
    Conrad

    Die LINKE war bisher die einzige Partei, abgesehen von der NPD und anderen rassistischen Konsorten, die sich nicht auf den bundespolitischen Schmusekurs gegenüber Israel eingelassen haben. Da es die Israelis mit ihrem Siedlungsbau aber dermaßen übertreiben, dass dadurch die Zwei-Staaten-Lösung in weite Ferne rückt, sollten alle deutschen Politiker endlich klare Worte finden.