Neue Bombe in Rom entdeckt: Sprengstoff für griechische Botschaft
Vor Weihnachten hatten italienische Anarchisten Briefbomben in Rom verschickt. Nun wurde vor der griechischen Botschaft einer entdeckt. Die Polizei hat keine Spur.

Großes Aufgebot: Feuerwehrleute und Sicherheitskräfte vor der griechischen Botschaft. Bild: dapd
ROM taz | Nach den beiden Anschlägen auf die Schweizer und die chilenische Botschaft in Rom am 23. Dezember wurde am Montag erneut eine Briefbombe gefunden, diesmal in der griechischen Botschaft. Offenbar ist es nur einem Zufall zu verdanken, dass diesmal keine Verletzten zu beklagen waren, da der Sprengsatz beim Öffnen des Päckchens nicht zündete. Am Donnerstag dagegen waren zwei Mitarbeiter der betroffenen Botschaften an den Händen schwer verletzt worden.
Die Sprengstoffsendung war in der griechischen Vertretung schon Heiligabend eingetroffen, wegen der Weihnachtsfeiertage aber zunächst liegen geblieben, wie Botschafter Michael Cambanis gegenüber der Zeitung La Repubblica bestätigte. Als Fehlalarm stellten sich dagegen die Meldungen verdächtiger Päckchen auch aus den Botschaften Venezuelas, Monacos und Dänemarks heraus.
Die Fahnder geben sich nicht zuletzt aufgrund des schon am Donnerstag unmittelbar nach den Attentaten gefundenen Bekennerschreibens sicher. In ihren Augen stammen die Täter aus den Reihen der Federazione Anarchica Informale (FAI), der Informellen Anarchistischen Föderation. Bloß wissen sie weiterhin nicht, wer sich eigentlich hinter diesem Signum verbirgt.
Unter ihrem Namen trat die Gruppe erstmals am 27. Dezember 2003 auf, damals noch durch den Zusatz "Handwerkerkooperative Feuerwerkskörper und Ähnliches" ergänzt. Erste Bomben im Stile der FAI-Anschläge gab es jedoch schon 2001; unmittelbar vor dem G-8-Gipfel in Genua verletzte eine Briefbombe einen jungen Carabinieri-Beamten.
Im Jahr 2003 dagegen hieß das Anschlagsziel Romano Prodi, damaliger EU-Kommissionspräsident. Ihm wurden zwei Kochtöpfe vors Haus gestellt und zudem ein Brandsatz nach Hause geschickt. Prodi kam glimpflich davon. Die Stichflamme, die aus dem Päckchen herausschoss, verletzte ihn nicht. Zuletzt hatte die FAI im Dezember 2009 zwei Anschläge auf die Privatuniversität Bocconi in Mailand sowie auf ein Abschiebezentrum verübt.
Nie jedoch gelang es Polizei und Staatsanwaltschaft, Täter aus der FAI dingfest zu machen. Im Jahr 2005 wurden zwar sieben Aktivisten verhaftet, die für die Anschläge in Genua und Bologna ebenso wie für diverse weitere Bomben kleineren Kalibers verantwortlich sein sollten.
Doch die Beweise waren so dünn, dass der Haftrichter die Verdächtigen schon nach zwei Wochen auf freien Fuß setzte. Gerichte in Rom und Bologna sprachen die Angeklagten schließlich in Prozessen, die sich bis ins Jahr 2010 hinzogen, von allen Vorwürfen frei. Weiterhin ist damit kein einziger Aktivist der Gruppe den Behörden namentlich bekannt.
Leser*innenkommentare
Runyu
Gast
Die Federation Aanarchica Informale welche für die Briefbomben veranbtwortlich ist, hat mit wahrem Anarchismus nichts zu tun. Die gleich abgekürtzte Federation Aanarchica Italinana distanziert sich von den Anschlägen und beklagt sich über Rufmord. Ihr Artikel macht den Unterschied zwischen beiden FAI nicht deutlich! Jene pseudo-anarchistischen Idioten der FA Informale sind entweder verblendeten und verwirrten oder sie wollen den Namen des Anarchismus absichtlich in den Dreck ziehen indem sie ihn mit gewalt beschmutzen.
Alle SERIÖSEN anarchistischen Organisationen (auch das Forum deutschsprachiger Anarchisten) distanzierten sich von den Anschlägen.
Gewalt ist eine Form der Herrschaft und daher für einen ernsthafen Anarchisten (d.h. ein Mensch der ohne Herrschaft leben will) höchstens ein Mittel der Notwehr...
Diese Informale Spinner dürft ihr nicht mit Anarchisten verwechseln, denen ist nur langweilig und sie fühlen sich cool wenn sie das A-Wort benutzen... leider leben sie das auch noch auf Kosten ihrer Mitmenschen aus... schade, ihre energie hätten sie etwas ernsthaft anarchistischen Windwen können statt bomben zu basteln.
anarchistische grüße Runyu
Michael
Gast
Die Bomben haben ganz klar einen rechtsextremen Hintergrund, andere würde niemals unschuldige Bürger schwer verletzen.