: Neue Airbus-Baustelle
Der Konzern will 2013 ein weiteres Langstreckenflugzeug auf den Markt bringen. Wie er das bezahlt, ist noch unklar
BERLIN taz ■ Der Flugzeughersteller Airbus hat trotz seiner Probleme beim Riesenjet A 380 gestern ein neues milliardenschweres Projekt gestartet. In sieben Jahren will der Konzern ein neues Langstreckenflugzeug mit dem Namen A 350 XWB auf den Markt bringen. Die Kosten für Entwicklung und Bau bezifferte Airbus-Chef Louis Gallois auf zehn Milliarden Euro – doppelt so viel, wie ursprünglich geplant. Wo genau das Geld herkommen soll, ist noch unklar. Auch welche Standorte von dem neuen Flugzeug profitieren, ist offen.
Mit dem A 350 will Airbus dem Rivalen Boeing Paroli bieten, der in der gleichen Klasse seinen 787 Dreamliner anbietet. Dieser soll fünf Jahre vor dem A 350 auf den Markt kommen. Rund 400 Bestellungen liegen Boeing bereits vor, Airbus zählt für sein Flugzeug bislang nur gut 100 Aufträge. Und die meisten davon sind noch unter anderen Voraussetzungen eingegangen. Denn ursprünglich wollte Airbus die Maschine bereits 2010 auf den Markt bringen. Doch die ersten Entwürfe – eine Weiterentwicklung bisheriger Modelle – kamen bei den Kunden nicht an. Airbus musste ein ganz neues Flugzeug konstruieren. Wegen der Verzögerungen schließt Marketingchef John Leahy „einige“ Stornierungen nicht aus. „Die Mehrheit wird aber bleiben.“
In der Tat soll die A 350 nach den neuen Plänen durch einen breiteren Rumpf und neue Materialien besonders komfortabel und sparsam werden. Allerdings kostet der Bau nun eben auch mehr Geld. Und bei der Finanzierung gibt es noch viele Unbekannte. Zwar verdient Airbus mit seinen kleineren Flugzeugen noch gutes Geld, dass für die Entwicklung genutzt werden kann. Doch einen großen Batzen soll das Sparprogramm Power 8 liefern, mit dem Airbus ab 2010 zwei Milliarden pro Jahr sparen will. Darüber wird aber derzeit noch mit den Arbeitnehmern verhandelt. Weitere 1,8 Milliarden Euro der Entwicklungskosten sollen Zulieferbetriebe und andere Partner außerhalb des Unternehmens übernehmen. Möglicherweise werden auch neue Aktien ausgegeben.
Ob auch der Steuerzahler sich durch staatliche Kredite oder Zuschüsse beteiligen muss, ist noch offen. Dieses Thema ist ein Dauerstreitpunkt zwischen Airbus und Boeing. Die Amerikaner werfen den Europäern unzulässige Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen vor, Airbus verweist hingegen auf die lukrativen Rüstungsaufträge der US-Regierung an Boeing.
Die ungeklärten Finanzierungsfragen, seien aber kein wirkliches Problem, sagte Gallois, der Großteil des Geldes werde erst ab 2010 benötigt. Bis dahin will der Konzern auch die Probleme beim A 380 behoben haben. Zwar mache man bei der Lösung der Produktionsprobleme Fortschritte. Doch die Lage sei noch immer angespannt.
STEPHAN KOSCH