Neue Abendsendung bei DLF Nova: Radio-Talk wie ein WG-Gespräch
Mit dem „Nova Club“ will der Deutschlandfunk mehr Information für junge Erwachsene liefern. Dafür wird bei der Musik gespart.
Berufswahl, Beziehungen, Verbraucherthemen soll der „Nova-Club“ werktags von 21 Uhr bis Mitternacht so aufbereiten, dass das Zielpublikum zwischen 21 und 30 Jahren einschaltet. Moderieren werden Nova-Redakteurin Judith Eberth und Reporter und Buchautor Dominik Schottner.
Deutschlandfunk Nova (DLF Nova) ist seit knapp einem Jahr der neue Name von DRadio Wissen, neben Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur das dritte Angebot der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt. DRadio Wissen, jetzt DLF Nova, gibt es seit 2010 und kann nicht über UKW, sondern nur per Digitalradio oder übers Netz empfangen werden.
Müsste man DLF Nova in einem Wort beschreiben, dann wäre das: jung. Schon bei seinem Start vor acht Jahren war das Publikum von DRadio Wissen mit durchschnittlich 40 Jahren jünger als das beim Informationskanal Deutschlandfunk. Inzwischen liegt das Durchschnittsalter sogar bei 36 Jahren. Zum Vergleich: DLF und DLF Kultur liegen stabil bei über 50.
Bei der Gruppe der unter Dreißigjährigen ist man damit aber noch nicht angekommen. Diese Kohorte versuchen die Öffentlich-Rechtlichen, egal ob Video oder Audio, händeringend zu erreichen, um dem Image entgegenzuwirken, dass sie ihren Bildungsauftrag nur bei den Babyboomern erfüllen. Die Altersspanne von 21 bis 30 Jahren sei jedoch nicht „biologisch“ zu verstehen, so Nova-Programmdirektor Ralf Müller-Schmid. „Es geht um ein Lebensgefühl. Das Programm richtet sich an Menschen, die bereits erwachsen, aber beruflich und privat noch auf der Suche sind.“
Weniger Konzertbesuche für DLF-MitarbeiterInnen
Im Gegensatz zum restlichen Programm von DLF Nova, das aus Köln gesendet wird, kommt die Abendstrecke künftig aus der Berliner Sendezentrale. „Der Standort Berlin macht es einfacher, Gäste live ins Studio zu holen“, sagt Andreas-Peter Weber, Programmchef für alle drei DLF-Angebote. „Dadurch erhoffen wir uns eine größere Authentizität als dies bei Telefonschalten der Fall ist.“
Das kostet allerdings – eine redaktionell kuratierte und moderierte Sendung ist teurer als eine Playlist. Und die Öffentlich-Rechtlichen müssen die Ausgaben kürzen. DLF-Intendant Stefan Raue hat im Dezember Sparmaßnahmen von 2 Prozent des Jahresetats angekündigt, das wären knapp 5 Millionen Euro. „In der gegenwärtigen Situation ist klar, dass es nicht mehr Geld gibt“, sagt Programmchef Weber, „deswegen haben wir intern umgeschichtet“.
Ein Redakteur wird allerdings neu fest angestellt, der dann zusammen mit zwei bis drei Freien täglich die Sendung aus Berlin betreut. Dafür will der DLF im Bereich Musik sparen. „Wenn wir uns unterscheiden wollen, müssen wir das Wort stärken“, sagt Weber. „Deswegen haben wir uns entschieden, an anderer Stelle im Unterhaltungsbereich bei der Konzertberichterstattung einzusparen.“ Heißt: DLF-MitarbeiterInnen werden in Zukunft seltener auf Konzerte geschickt.
Perspektivisch soll der „Nova-Club“ auch durch nichtlineare Elemente ersetzt werden können – etwa indem Teile der Sendung im Netz aufgerufen und über die sozialen Medien geteilt werden können. Denn die heiß begehrte junge Zielgruppe lässt nicht einfach Radio laufen. Schon Exintendant Willi Steul hat in seinem letzten Bericht darauf hingewiesen, dass DLF-Inhalte über Audiotheken wie iTunes vorwiegend 25- bis 34-Jährige erreichen.
Ob diese sich aber auch von dem neuen Format angesprochen fühlen? „WG-Küche“ könnte einschlagen – und ebenso gut danebengehen. Was eben vorkommen kann, wenn Leute über 30 zu wissen glauben, was Leute unter 30 so mögen.
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