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Archiv-Artikel

Neu im Kino

Nimmt man das mediale Empörungsaufkommen um das Professorenbeobachtungsblog Münkler-Watch an der Berliner HU als Beleg, ist der Ton an deutschen Universitäten rau. Er war schon einmal rauer. „Studenten der Freien Universität haben in den vergangenen Jahren wiederholt Ärger und Unwillen ausgelöst“, formuliert der Sprecher unter Schwarzweißbildern, auf denen als Zeitangabe „1965“ steht. Die Studenten randalieren, stoßen den Rektor vom Mikrofon, „sie verteilen Flugblätter, in denen ihre Lehrer als professorale Fachidioten bezeichnet werden“. Dafür ist der Kompilationsfilm „Une jeunesse allemande – Eine deutsche Jugend“ schon mal gut: Durch den Blick ins Archiv schaut es sich demütiger auf die Aufgeregtheiten der Gegenwart. Der unhandliche Ton, in dem man sich heute in Blogs über Autoritäten beklagt, saß damals in Fernsehstudios und kam aus dem Mund von Ulrike Meinhof. Der Film endet mit Fassbinders sich das Gemächt kraulendem Superprivatismus aus „Deutschland im Herbst“. Dieser Kommentar beschreibt genau den Ort, von dem aus „Une jeunesse allemande“ selbst gern auf die Geschichte geschaut hätte. In 6 Kinos