Neonazi-Aufmarsch in Dresden: Asiaten als "Affen" beschimpft
Nach den Überfällen auf Raststätten wird noch eine Attacke von Neonazis bekannt: Rechte bedrängten in Dresden eine Asiatin und ihre Tochter. Die Polizei ließ die Täter laufen.
BERLIN taz Im Zusammenhang mit dem Neonaziaufmarsch in Dresden ist eine weitere Attacke von Rechtsextremen bekannt geworden. Sächsische Opferberater berichteten, Rechtsextreme hätten eine Asiatin und ihre Tochter in einem Geschäft im Dresdener Hauptbahnhof bedrängt und beschimpft. Mit den Angriffen auf Neonazigegner auf Autobahnraststätten in Sachsen und Thüringen und in einem Regionalzug zwischen Dresden und Leipzig sind es damit vier Fälle.
Nach Angaben der Dresdner Opferberaterin Kati Lang sagten die Betroffenen, sie seien im Hauptbahnhof gegen die Wand gedrückt worden: "Sie nannten uns ,hässliche Affen' und sagten, dass wir nicht nach Deutschland gehören." Obwohl sich die Frau vor Ort an zwei Polizisten wandte und die Täter zeigte, habe die Polizei nichts getan. Ein Sprecher der Bundespolizei bestätigte den Vorfall. Aus einer Gruppe von 35 Rechtsextremisten seien die beiden angegangen worden. Sie hätten zwei Polizisten angesprochen, die aber erst Verstärkung riefen, weil sie zu zweit nicht viel hätte ausrichten können. Doch dann seien die Täter weg gewesen. Die Polizei sei aber keinesfalls untätig gewesen. "Wir lassen das nicht auf uns sitzen", sagte der Sprecher. "Wir werden alles, was da ist, auswerten." Das schließe Videoaufnahmen ein.
Der Fall mit den schwersten Folgen hatte sich auf der Raststätte Teufelstal bei Jena zugetragen: Dort prügelten Rechte auf der Rückreise von Dresden Gewerkschafter. Ein Mann erlitt einen Schädelbruch. Als die Polizei kam, stoppte sie einen Bus mit Neonazis, nahm Personalien auf, ließ sie dann aber laufen. Ein Schwede aus dem Bus wird mit Haftbefehl gesucht. Er werde einem schwedischen Neonazinetz zugerechnet, berichtete der Spiegel. Die Gruppe habe Kontakte zum rechten Aktionsbüro Rhein-Neckar. Einer ihrer Köpfe werde ebenfalls verdächtigt.
Auf der Raststätte Rabensteiner Wald bei Chemnitz hatten Rechtsextreme Gegendemonstranten angegriffen. Es werde deshalb an zahlreichen Orten in Deutschland ermittelt, sagte der Chemnitzer Oberstaatsanwalt Bernd Vogel der taz. Dabei führe eine Spur in den Dortmunder Raum. An dieser Raststätte war eine Gruppe angegriffen worden, die sich auf dem Weg von Weimar nach Dresden befunden hatte. Eines der Opfer berichtete, Neonazis hätten ihn und zwei Mitfahrer mit Flaschen beworfen, in der Raststätte eingekesselt und geprügelt. Auch als die drei durch den Hinterausgang geflüchtet waren, seien sie getreten und verfolgt worden. Diese Szene habe einer der Weimarer fotografiert. Das Foto hatte die taz in ihrer Mittwochsausgabe gedruckt. Es zeigt einen Glatzkopf, auf dessen Pullover der Schriftzug einer Gruppe namens Skin-Front Dorstfeld zu lesen ist. Dorstfeld gehört zu Dortmund. "Es sollen welche im Umfeld von Dortmund wohnen", bestätigte Oberstaatsanwalt Vogel. Die Dortmunder Polizei teilte auf Nachfrage allerdings mit, keiner der Verdächtigen stamme aus Dortmund. Vielmehr seien 15 Verdächtige ermittelt worden, die überwiegend im Rheinland gemeldet seien. Damit wäre allerdings ungeklärt, warum der Mann auf dem Bild den Pullover der Dortmunder Skinheads trug. Erst als die Angegriffenen geflüchtet waren und die Polizei alarmiert hatten, stoppten Beamte einen Bus. Nur von den Insassen dieses Busses sind also die Personalien bekannt. "Es muss eruiert werden, ob das der richtige Bus war", sagte der Oberstaatsanwalt.
Im vierten Fall hatten schwarz gekleidete Männer in einem Zug andere Fahrgäste fotografiert, darunter den Chef der Nordsachsen-Jusos Nico Wesser. Eine Frau, die nicht fotografiert werden wollte, sei gepackt und geschlagen worden, sagte Wesser. Am Samstag habe er deshalb bei der Bundespolizei in Dresden eine Aussage gemacht.
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