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Neid eines taz-Redakteurs??

■ betr.: Berrichterstattung zum BSG-Urteil, taz vom 13.9.88

Lieber Dirk Asendorpf,

Aufklärung ist das Motiv Deines Artikels und Kommentars nicht, dafür sind sie zu sehr von fundiertem Halb-Wissen und von standpunktloser Pseudo-Ironie geprägt.

Ist es Neid? Bedauerst Du Dich in Deinem elenden Los als taz -Redakteur angesichts tausender Erwerbslose, die mittels Deiner Steuergelder - man hört und liest das ja immer wieder - zwischen Kneipe, Kreta und Sonnenschein-Parzelle hin - und herflanieren?

Wenn ja, ziehe Konsequenzen: Tu Dich mit Deinen Kollegen/innen zusammen, löst die Regionalredaktion auf und geht zum Arbeitsamt. Der Zustelldienst bzw. Postbote hätte weniger zu schleppen, das für die Produktion dieser Zeitungsseiten nicht mehr benötigte Holz könnte man zu Wartebänken bei Sozial - und Arbeitsämtern verarbeiten, und die Medienwelt wäre befreit von einem Produkt, das in dieser journalistischen Qualität - für die die Berichterstattung zum BSG-Urteil ja nur ein Beispiel ist - niemand braucht. „Buten & Binnen“ ist da nicht schlechter, aber unterhaltsamer und aktueller.

Nur beeilen mußt Du Dich, wenn Du die Sonnenseiten des Sozialstaats noch genießen willst. Wenn nämlich vielleicht schon mit der nächsten Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes Anfang 89 die sog. Zumutbarkeitsklausel verschärft werden, kann es Dir passieren, daß Dir das Arbeitsamt - Akademiker hin. „Grundsicherung“ her - den Pförtnerjob beim Weser -Kurieeindrückt.

Falls Du gar keinen akademischen Abschluß hast, ist es natürlich schon jetzt Essig mit der „Grundsicherung“, aber da haste dann selber Schuld, was biste auch nicht lange genug zur Schule/Uni gegangen.

Thomas Eden

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