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■ NebenkriegsschauplätzeRunter mit den Militärhosen

„Wir sollten auf Militärkleidung verzichten.“ Ich kann es kaum glauben und muß den Satz ein zweites Mal lesen. Zwischen den Informationen über einen Film, den man drehen will, der Bitte, keine Radiogeräte mitzunehmen, und der Ankündigung einer Geldsammlung für Slumkinder in Brasilien: „Wir sollten auf Militärkleidung verzichten.“

Die dritte Ausgabe des Informationsbriefs für das Pfadfinderlager meines Sohnes im August enthält einen Aufruf, der – ich blättere vorsichtshalber nach – in den zwei vorangegangenen Informationsbriefen noch fehlte.

Sollte der Kosovo-Krieg tatsächlich zu einer Revolution im schwedischen Freizeitbekleidungsoutfit führen? Die SchwedInnen haben traditionell ein ungestörtes Verhältnis zu ihren Nationalsymbolen und Militärischem. Und der männliche Bevölkerungsteil hat ein schon gestört ungestörtes Verhältnis zu Militärklamotten.

Sie sind, vor allem die Hosen – sei es in der einfarbig dunkelgrünen oder in der in Tarnfarben gemusterten Ausführung –, ein selbstverständlicher Teil der Freizeitbekleidung.

Militärfarben haben hier eben keinen auch noch so fernen Zusamenhang mit zwei Weltkriegen und den Verbrechen einer Wehrmacht, sondern nur mit einer im Volk wohlverankerten Truppe, die dazu beigetragen hat, dem Land jahrhundertelangen Nichtkrieg zu sichern. Und die in öffentlichen Zusammenhängen gewöhnlich nur dann auftaucht, wenn es bei Unfällen, Bränden oder Überschwemmungen gilt, hilfreich Hand anzulegen.

„Die grünen Militärhosen“, heißt es in dem Rundschreiben weiter, „werden in Schweden nicht mit Krieg und Terror verbunden.“ Und deshalb wollen die Verfasser den schwedischen LeserInnen auch ausdrücklich erklärent: „Es gibt aber Länder, in denen Militärkleidung mit Krieg verknüpft wird und scheußliche Erinnerungen weckt. Mit Rücksicht auf unsere internationalen Teilnehmer – überdenkt die Kleidung und wofür sie steht.“

Die „internationalen Teilnehmer“ sind PfadfinderInnen aus Balkanländern. Daß die Militärhosen nicht nur bei dieser Gelegenheit fallen sollen, sondern man seine jungen Mitglieder plötzlich auffordert, grundsätzlich zu überdenken „wofür die Kleidung steht“, ist bemerkenswert.

Es soll ja Kriege geben, die positive Nebenwirkungen haben. Reinhard Wolff

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