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■ VorschlagNeapolitanisches Kino im Blow Up

Aurora (Iaia Forte) trägt ein Minikleid und Stöckelschuhe. Sie liebt Männer, von deren Reichtum sie profitieren kann. So einen hat sie geheiratet, inklusive Sportwagen und schicker Wohnung, in der sie meistens alleine vor dem Fernseher sitzt. Als es an der Tür klingelt und drei Handwerker in den Flur treten, entsteht das Szenario eines pornographischen Films. Doch statt Gruppensex findet eine Liebeserklärung statt. Einer der Handwerker erweist sich als Auroras ehemaliger Geliebter Pistoletto (Nini Bruschetta), der gekommen ist, um seine Werbung zu erneuern. Am Abend steht er mit seinen beiden Kollegen unter dem Fenster der Angebeteten. Die Männer haben die Handwerkerkluft gegen einen schwarzen Anzug getauscht. Auf dem Dach ihres Wagens befindet sich ein Lautsprecher, und Pistoletto singt Herzerweichendes.

Der 1960 in Neapel geborene Pappi Corsicato hat sein Filmhandwerk bei Pedro Almodóvar gelernt. Er liebt überraschende Wendungen, und wie Almodóvar arbeitet auch er mit einer Inszenierungstechnik, deren Überdeutlichkeit sich selbst parodiert und deren simple Metaphorik niemals kaschiert, sondern zum stilistischen Merkmal des Films erklärt wird. Corsicato ist der in Berlin bekannteste Vertreter des neuen neapolitanischen Kinos, dem das „Blow Up“ im Prenzlauer Berg ein kleines Filmfest widmet. Neben „Libera“ werden noch vier weitere Filme zu sehen sein, die das Interesse am (Dreh-)Ort Neapel verbindet und deren Regisseure zwar nicht einer kollektiven „neapolitanischen Filmschule“ entstammen, die ihre Arbeiten aber aus ökonomischen Gründen in gemeinsamer Anstrengung realisieren. Christian Löffelbein

Blow Up, Immanuelkirchstr. 14, Prenzlauer Berg, 1. bis 5. April.

„Libera“ läuft in Anwesenheit des Regisseurs am 4.4. um 20 Uhr

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