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Nazis im NetzAltermedia ist offline

Gegen die Nazi-Seite Altermedia schien kein Kraut gewachsen: Trotz verurteilten Betreibern blieb die Seite online. Nun kam unerwartet Hilfe aus den USA.

Halt's Maul: Nazis haben eine Seite weniger, um ihre Propaganda zu verbreiten. Bild: reuters

BERLIN taz | Das rechtsextreme Internetportal „Altermedia“ ist offline. Vor dem Wochenende konnte der bekannteste Autor und Betreiber Axel Möller auf dem Portal noch veröffentlichen. Aus der Haft schimpfte er über die deutschen Verhältnisse. Dann war plötzlich Schluss. Am Wochenende sperrte der Internetdienstleiter in den USA den Server.

Angestoßen hat das die Seite Jugendschutz.net. „Wir haben einen Ansatzpunkt beim Metahoster gefunden und diesen gebeten, das Angebot zu löschen“, sagt eine Mitarbeiterin von jugendschutz.net der taz.

Die Bitte kam an. „Der Provider hat Altermedia sowie das Altermedia-Archiv vom Netz genommen“, sagt die Mitarbeiterin. Zehn Jahre war das Portal online. Betrieben hat es in der Zeit vor allem Axel Möller aus Mecklenburg-Vorpommern.

Die „Schriftleitung“ wollte eine Gegenöffentlichkeit schaffen – gegen die vermeintlichen BRD-System-Medien. Die Betreiber entwickelten es schnell zu einem der wichtigsten Portale der rechten Szene. Altermedia war allerdings gehasst wie geliebt, denn die Autoren veröffentlichten auch Interna der NPD und Querelen bei den Kameradschaften.

„Altermedia war eines der zentralen deutschen Neonaziportale und auf jugendaffinen Angeboten der Szene verlinkt“, sagt die Mitarbeiterin von Jugendschutz.net, das 1997 von den Bundesländern gegründet wurde, um jugendschutzrelevante Internetangebote zu beobachtet.

„Er ist Altermedia“

Im Oktober vergangen Jahres wurde schon über ein Ende von Altermedia spekuliert. Denn das Landgericht Rostock hatte Axel Möller und Robert R. als Betreiber des Portals wegen Volksverhetzung, Aufruf zu Straftaten, Beleidigung und Verwendung von verfassungsfeindlichen Parolen zu Haftstrafen verurteilt. „Ich bereue nichts“, sagte Möller im Gerichtssaal. In seinem Plädoyer hatte der Staatsanwalt betont: „Axel Möller ist untrennbar mit Altermedia verbunden, man könnte sagen, er ist Altermedia.“

An die 50 Straftaten der Betreiber nannte der Staatsanwalt: So stellten die Zwei das Tagebuch der Anne Frank als gefälschtes jüdisches Machwerk dar, meinten, die Juden seien ein Drecksvolk, dem Adolf Hitler die Leviten gelesen habe, riefen zu Gewalttaten gegen farbige Menschen auf und hießen Gewalttaten gegen Politiker gut.

Mit dem Haftantritt von Möller zu zwei Jahren und sechs Monate Gefängnis und dem Haftbeginn von R. zu zwei Jahren und drei Monaten verschwand Altermedia aber nicht. Aus der Haft folgten von Möller stattdessen Gefängnisbriefe - bis zum Wochenende.

Zwei Portale weniger

Mit Altermedia hat die radikale Szene in diesem Jahr ein zweites wichtiges Internetportal verloren. Im Juni war das Bundeskriminalamt gegen das Thiazi-net vorgegangen. Auf Weisung der Staatsanwaltschaft Rostock fanden in elf Bundesländer Durchsuchungen statt, vier Beschuldigte wurden verhaftet. Seit 2007 verband das „Forum“ nach und nach knapp 25.000 Neonazis online.

Diese Portale waren vor allem für die Szene selbst. In den sozialen Netzwerken würden die Rechtsextremen zudem weiterhin verstärkt agieren, sagt die Mitarbeiterin von Jugendschutz.net. Sie erwartet auch, dass die Betreiber von Altermedia jetzt nach einem neuen Internetanbieter suchen dürften. Die Mitarbeiterin betont aber: „Die Löschung von Altermedia zeigt, dass erfolgreiche Aktivitäten gegen Rechtsextremismus im Internet möglich sind und das Internet nicht zwingend ein 'sicherer Hafen' für Hass und Menschenverachtung ist, nur weil eine Website im Ausland gehostet wird“.

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23 Kommentare

 / 
  • A
    anonym

    Soviel zu Demokratie

  • C
    Corry

    Verbote sind immer schlecht.

    Die wecken nur den Widerstand...

  • J
    Jasemin

    Kein Mensch ist kriminell!

     

    Das gilt auch hier, man ist nicht kriminell man wird kriminalisiert. Die Leute haben niemandem etwas weggenommen oder Leid angetan. Es ist ein politisches Gesinnungsverbrechen bzw. Gedankenverbrechen, wie Georg Orwell ist bezeichnet hat.

  • S
    s.maier75

    Ist auch richtig so. Mehr zum Jugendschutz per App habe ich hier gesehen: http://bit.ly/QnsQIh

  • H
    Hartmut

    zum Begriff 2farbig" schreibt der braune mob:

    "Dieses sprachliche Relikt aus der Kolonialzeit wurde in Deutschland in den fünfziger Jahren als Ersatzbegriff für das heute als eindeutig rassistisch erkannte „N-Wort“ geläufig, und wird aus Unwissenheit heute noch oft in Medien dafür benutzt, schwarze Menschen im Laufe der Berichterstattung mit einem Adjektiv zu belegen, das speziell das vermeintlich „andere“,„fremde“ beschreiben soll.

    Das Selbstbenennungsrecht gebietet, dass abwertende oder diskriminierend konnotierte Zuschreibungen als Bezeichnungen für Menschen nicht gestattet sind. Es liegt in der Sache

    selbst, dass dies nicht erst von allen Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft erkannt werden muss, um Gültigkeit zu haben.

    Um dennoch Orientierungshilfe zu geben, weisen wir darauf hin, dass sowohl der Dachverband "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland", als auch zahlreiche weitere

    Organisationen, Medienorgane und PublizistInnen sich in dem Punkt einig sind: es gibt keine „Farbigen“.

    Zum einen aufgrund der stark kolonialen Konnotationen, zum anderen auch weil "farbig“ impliziert, dass weiß die Norm sei, kann und muß seriöse Berichterstattung auf diese

    Vokabel als Beschreibung verzichten. Darüber hinaus führt das Wort zu keiner schlüssigen Beschreibung, ausser dass es sich nicht um eine weiße Person handelt, da diese von dieser

    Zuschreibung ausgeschlossen sind".

  • J
    Jim

    Und wieder mal sind die Jugendschutzwarte am Zuge.. ich finde diese Geschichte zum kotzen. Ich kann mit Faschos nicht das Geringste anfangen, aber wenn man sie wegzensiert kann man a) sich nicht mehr so leicht informieren, was abgeht und b) jegliche Debatte von wegen Zensur vergessen, von der Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen steht nämlich jedem zu, auch einer Nazinassbirne.

  • AG
    Anton Gorodezky

    Glückwunsch zu dieser Aktion - mitunter hilft es, die Webanbieter mal auf ihre eigenen AGBs hinzuweisen, damit sie solche Seiten löschen.

     

    Ich befürchte allerdings, dieser Erfolg ist nicht langfristig, irgendwann wird sich ein anderer Hoster oder eine neue Seite für die Neonazis finden.

     

    Bis dahin allerdings dürfte der Verlust dieser beiden Prominenten Seiten schmerzhaft für die rechtsextreme Szene sein.

  • F
    fred

    Könnte Jugendschutz.net die USA nicht auch veranlassen seine Atombomen aus der BRD zu entfernen.

  • D
    Daniel

    Sehr schöne Aktion!

    Ich denke das Problem ist hauptsächlich das solche Dinge zu wenig publik gemacht werden. Dann würden viel mehr solcher "Aktionen" durchsetzbar sein. Man sieht ja besten das dies selbst Länderübergreifend gut funktionieren kann.

     

    @Heinz

    Hauptsache beschweren auch wenns was Gutes ist...

    Die Leute vom jugenschutz.net setzen sich wenigstens für etwas ein und bewegen was! Im Sessel zu sitzen und meckern kann man ja immer bequem... Ist ja leider bei allem so!

     

    @Helge

    Die Seite www.dielinke.de scheint es aber offenbar nicht mehr zu geben.

    Mich wundert nur das die Hackergruppierungen noch nicht massiv gegen solche Seiten vorgegangen sind ;)

  • M
    Micha

    Ich hole dann mal mein Popcorn heraus und warte auf die wütenden Kommentare von den Fans dieser Seite.

  • B
    blondi

    @Helge: alles gut so weit, Helge ?

     

    Was haben dein Fahrlehrer und dein VS/MAD-Führungsoffizier dir immer wieder eingeschärft ? Niemals links un rechts verwechseln, das giebt Ärger, Mann.

     

    Für solch dämlichen Beitrag verleih ich dir schon mal locker die braune Zitrone mit Eichenlaub und Obstmesser.

  • D
    dobermann

    @ Helge

     

    bleibt dir denn nicht noch pi ? also alles ist ja net weg. leider.

  • NN
    No Na Me

    Das eigentlich Alarmierende ist die Tatsache, dass faschistoide Einstellungen und Meinungen überall im Netz zu finden sind, vor allem in Kommentaren, auch hier.

     

    Der Faschismus kommt hier mal wieder von ganz unten und in aller Breite. Schuldzuweisungen an alle, die irgendwie anders sind, Verachtung für jede Art von "umständlicher" Rechtsstaatlichkeit, Begeisterung für "Gerechtigkeit" aus dem Bauch

    heraus, grandiose Vereinfachungen und Sehnsucht nach Homogenität im "Volk" - wer sich mal mit der Entstehung von Faschismus beschäftigt hat, dem wird ständig schlecht. Und die Menschen merken es noch nicht einmal, weil sie denken, Faschismus hätte etwas mit Hitler und Juden zu tun.

  • R
    Robbi

    Ich finde es bedauerlich, wie unkritisch die Taz solche Berichte bringt, aber dann sich weigert zu bringen, was wirklich hinter solchen "Verurteilungen" steckt. Wenn eine breite Mehrheit wüßte, was hier alles "veruteilt" wird , hätte es hier längst heftige Ausschreitungen gegen diese Justiz gegeben.

    Was glauben sie, was hier los wäre, wenn jeder wüßte, was hier los ist.....so oder ähnlich wird es oft im Kabarett formuliert.

  • I
    IchundIch

    schön dass das forum, bzw. die deutsche seite weg ist.

    allerdings ist altermedia ja wohl anscheinend immer noch online.

    ganz so einfach scheint die sache mit dem löschen dann doch nicht zu sein, oder ??

     

    @helge: geh doch bitte woanders trollen!

  • N
    norbert

    wenn jetzt noch indymedia offline geht, ist die welt wieder ein stück besser...

  • S
    spin

    hallo, post-master, bitte mal diese beleidigenden, rechten postings von "husche" Heinz und "Linke schlimm" Helge löschen (wahrscheinlich eh vom selben).

  • C
    Celsus

    Wie kommt es denn nur, dass in den USA so eine schnelle und panikartige Reaktion erfolgt, wenn etwas als links gilt und über das Unerträgliche hinaus rechtsextreme Seiten geduldet werden oder wurden?

     

    Diese Einstellung in den USA hat ja bis heute in der Innen- und Außenpolitik sowie bei den Sicherheitsbehörden ihre Auswirkungen. Kann die gute Arbeit im Bereich des Linksextremismus bei gleichzeitiger Blindheit gegen Rechtsextremismus auch da eine ihrer Wurzeln haben?

  • PP
    peter pa

    @Helge:

     

    Eigentlich soll man Trolle nicht füttern, aber wenn so ein Blödsinn wie ihr Kommentar hier veröffentlicht wird, gibts halt ne Reaktion darauf:

     

    Nennen Sie doch bitte ein paar der Artikel auf dielinke.de, in denen es vor

     

    -Rechtsextremismus

    -Antisemitismus

    -Ausländerfeindlichkeit

     

    nur so wimmelt.

     

    Sonst ist ihr Kommentar nicht nur trollig, sonder einfach nur peinlich.

    Mir scheint, diese Gleichsetzerei von links und rechts kommt bei Rechtsextremen immer mehr in Mode.

  • P
    Punky

    Obwohl ich "Altermedia" inhaltlich kritisch bis negativ gegenüber stand/stehe bedaure ich diese weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Gegenöffentlichkeiten.

  • S
    Student

    Ganz ehrlich, ich habe von beiden Portalen noch nie gehört! Die Frage ist jetzt, ist das gut oder schlecht?

  • H
    Helge

    Ich finde es auch schlimm, dass die Rechten ihre Präsenz im Netz offenbar immer weiter ausbauen. Unter www.dielinke.de hat jetzt die größte rechtsextreme Partei in Deutschland, "DieLinke", auch eine eigene Homepage online - und es wimmelt nur so vor ausländerfeindlichen, antisemitischen Inhalten. Ich finde es abstoßend, dass solche rechtsextremen Parteien in Deutschland immer noch nahezu angehindert ihren rechten Wahn verbreiten dürfen.

  • H
    Heinz

    Hier dann ausgerechnet irgend so eine Husche von "jugendschutz.net" zu Wort kommen zu lassen ist auch wieder ein Fall für sich. Muss das sein? Als Kronzeugen hätte es gewiss nicht einer solchen peinlichen Bilderstürmerin bedurft.