: Nationalmannschaft 04
Die Wasserfreunde aus Spandau haben die Wasserball-Liga in dieser Saison dominiert wie selten. Die deutsche Meisterschaft ist jetzt absolute Pflicht
Als in der Schöneberger Schwimmhalle die Schlusssirene ertönte, war alles wie immer. Im zweiten Halbfinalspiel um die deutsche Wasserballmeisterschaft hatte der Rekordmeister Spandau 04 gerade den amtierenden Vizemeister Waspo Hannover deutlich mit 13:4 aus dem Rennen geworfen. Die Spandauer jubelten kurz, sagten dem Gegner artig Auf Wiedersehen, und dann ging es unter die Dusche. Die Hannoveraner schienen ihrerseits nicht sehr enttäuscht zu sein. Demütig hatten sie sich in das Unvermeidbare gefügt.
In der Saison 2002/2003 ist in der Wasserball-Bundesliga die Spannung abhanden gekommen. Im Vorfeld der Spielzeit hatten die Wasserfreunde Spandau mit Marc Politze und Sören Mackeben zwei Nationalspieler aus Hannover an die Spree geholt. Seitdem ist selbst aus dem knappen Duell um die deutschen Meisterschaften der vergangenen drei Jahre eine relativ einseitige Angelegenheit geworden. Schon in der Vorrunde dominierte Spandau jeden Gegner nach Belieben und wurde ungeschlagen Tabellenerster.
Nach dem Finaleinzug schien es fast so, als sei Spandaus Kapitän Patrick Weissinger das unangenehm: „Es soll nicht arrogant klingen, aber mit unserer Truppe muss man auch den Anspruch haben, Spiele in dieser Art zu gewinnen“, entschuldigte er sich. Bei der erfolgreichen EM-Qualifikation vor zwei Wochen standen 8 Spandauer im 15-köpfigen Aufgebot des Deutschen Schwimmverbands. Ein Grund, warum oft von der „Nationalmannschaft 04“ gesprochen wird, wenn von den Wasserfreunden die Rede ist.
Klar, dass sich die Spandauer längst höhere Ziele gesetzt haben. Der hat in Berlin das Final-Four-Turnier um den Europacup Mitte Mai in Genua Priorität. „Der deutsche Meistertitel ist für uns absolute Pflicht. Das Final Four war unser großes Ziel“, sagt Weissinger. Sein Trainer Peter Röhle hofft, sich schnell der Pflicht zu entledigen und zur Kür zu schreiten: „Wir wollen versuchen, möglichst zügig deutscher Meister zu werden.“
Auf dem Weg zum 24. nationalen Titel in 25 Jahren wartet nun der ASC Duisburg. Im zweiten Halbfinale hat der Vorrundendritte den SV Cannstatt ausgeschaltet. Trainer Röhle erwartet eine harte Auseinandersetzung in der am Mittwoch beginnenden Finalserie: „Die Duisburger haben Jahre darauf hingearbeitet, in einem Finale zu stehen.“ Marc Politze, der am Samstag das Schlusstor gegen seinen alten Verein setzte, sieht dem Finale dagegen eher gelassen entgegen: „Ich spiele gerne gegen Duisburg. Gegen die haben wir bisher immer locker gewonnen.“
MARTIN GROPP