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Namen & Fakten

Bruno Sattler, geboren 1898 in Berlin, als Schüler Teilnahme am Ersten Weltkrieg; 1919 Abitur; Studium der Nationalökonomie und Botanik; 1920 Mitglied des Freikorps Brigade Ehrhardt und Teilnahme am Kapp-Putsch; 1922 Tod des Vaters, Aufgabe des Studiums; 1928 Eintritt in die Berliner Kriminalpolizei, 1931 Eintritt in die NSDAP; seit 1933 Leiter des Referats „Sozialdemokratie und sozialdemokratische Gewerkschaften“ des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA); 1934 Übernahme des Dezernats für SPD, SAP, Reichsbanner, Freie Gewerkschaften und Sportverbände in der Gestapo; 1937 Leiter der Abt. Ia (Politische Polizei), zuständig für Sozialdemokratie und sozialdemokratische Gewerkschaften; 1938 Wechsel zur SS-Einheit der Gestapo, Zuteilung zum Sicherheitsdienst Himmlers; 1939 Leiter Abt. IV A 2, zuständig für den Kampf gegen sozialdemokratische Kräfte in Deutschland und der Emigration; 1940 einige Wochen in Brüssel zur Sicherstellung der Akten der 2. Internationale, anschließend in Paris; Oktober 1941 bis Januar 1942 Ordonnanzoffizier im Vorkommando Moskau (Teil der Einsatzgruppe B); Januar 1942 bis Oktober 1944 Chef der Gestapo in Belgrad; Dezember 1944 bis zum 9. Mai 1945 mit dem „Sonderstab für ungarische Rückführungsaktion“ in Wien; Flucht nach Deutschland; kehrt 1947 mit falschem Namen nach Berlin zurück; wird am 11. August 1947 verhaftet, Aufenthalte in NKWD-Gefängnissen in Berlin und Moskau, später in Zuchthäusern der DDR; stirbt am 15. Oktober 1972 in der Strafvollzugsanstalt Leipzig-Meusdorf.

Freikorps Brigade Ehrhardt. Während der Novemberrevolution in Deutschland bildet Hermann Ehrhardt aus 300 Marineoffizieren einen Stoßtrupp, aus dem das Freikorps Brigade Ehrhardt hervorging. Sie wurde im Auftrag der Weimarer Regierung im Kampf gegen die Münchener Räterepublik und zur Niederschlagung anderer kommunistischer Aufstände eingesetzt. Unter der Führung von General Walther Freiherr von Lüttwitz besetzte 1920 die Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel. Damit begann der Putsch von Lüttwitz und Wolfgang Kapp (Kapp-Putsch). Wegen Beteiligung am Putsch erging gegen Kapp und Ehrhardt Haftbefehl. Ehrhardt konnte nach Bayern flüchten und wurde dort nicht verfolgt. Er ließ sich in München nieder und wandelte den Teil seiner aufgelösten Brigade, der nicht in die Reichsmarine überführt wurde, in die geheime Organisation Consul (OC) um, den späteren Wiking-Bund. Seine Mitglieder waren für die Ermordung von Finanzminister Matthias Erzberger, Außenminister Walther Rathenau und für zahlreiche andere politische Morde verantwortlich. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten unterstellte er den Bund dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler.

John Schehr (1898–1934), seit 1930 Leiter der KPD-Bezirksorganisation Niedersachsen. Am 6. Juli 1932 wurde er auf Beschluss des Sekretariats der KPD in eine Kommission zur Vorbereitung der Illegalität der KPD berufen. Nach der Verhaftung Ernst Thälmanns am 3. März 1933 führte Schehr die KPD in der Illegalität. Schehr wurde durch das Parteimitglied Kattner, in der Illegalität technische Hilfskraft des ZK der KPD, nach schweren Folterungen durch die Gestapo verraten. Er wurde am 9. November 1933 in einer Privatwohnung während einer Sitzung zur Bildung der 1. Landesleitung der KPD verhaftet. Am 1. Februar 1934 wurde Kattner von der Gestapo ermordet. Am folgenden Tag wurde John Schehr auf einem Transport in die Strafanstalt Brandenburg-Görden in Berlin-Wannsee „auf der Flucht erschossen“. Mit ihm umgebracht wurden: Rudolf Schwarz (Leiter des Abwehrressorts), Eugen Schönhaar (ehemals technischer Leiter des Sekretariats des ZK der KPD) und Erich Steinfurth (früherer Landtagsabgeordneter der KPD. Bruno Sattler leitete die Liquidierung.

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