Nahverkehr II: Gut beraten
Die BVG setzt wieder Personal auf den Bahnsteigen ein, um Fahrgäste zu informieren. Lob kommt vom Fahrgastverband – Unmut von einigen Servicemitarbeitern selbst.
Mit dem Finger fährt der BVG-Mitarbeiter auf einem Liniennetzplan den Verlauf der U2 in Richtung Pankow nach, um einer Touristin bei der Orientierung zu helfen. „Den Plan dürfen Sie behalten“, sagt er zum Abschied. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben neuerdings wieder Servicemitarbeiter auf ihren Bahnsteigen platziert. Sie sollen Fahrgastfragen beantworten, Routen und Tarife erläutern. Für den Verkauf von Fahrkarten und den Sicherheitsdienst seien sie allerdings nicht zuständig, sagt die Sprecherin der BVG, Petra Reetz.
Einige Mitarbeiter sind bereits an den Bahnhöfen Potsdamer Platz und Wilmersdorfer Straße stationiert; auf acht weiteren Bahnhöfen soll bis Jahresende erprobt werden, ob Berliner und Touristen das Serviceangebot annehmen. Wie viele Mitarbeiter eingesetzt werden, ist noch unklar – wer eingesetzt werden soll, ist bereits bekannt: Die Posten sollen BVGler übernehmen, die ihre ursprüngliche Arbeit etwa als Fahrer oder Gleisarbeiter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. So entstünden keine Mehrkosten, erläutert Reetz.
Bis vor 15 Jahren thronten in den Glaskästen am Gleis noch Zugabfertiger, die nach und nach eingespart, durch Kameras und Infosäulen ersetzt wurden. Servicekräfte bedeuten nun wieder mehr personelle Präsenz auf den Bahnsteigen. Hüfthohe gelbe Infotresen, die neu aufgestellt werden, sollen täglich von 7 bis 23 Uhr besetzt sein.
Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband Igeb lobt das Konzept: „Die Fahrgäste fühlen sich sicherer, wenn eine uniformierte Person auf dem Bahnsteig steht.“ Das Konzept müsse von der Innenstadt, in der es bislang geplant ist, auf die Randbezirke ausgedehnt werden.
Alles im Stehen
Die Mitarbeiter selbst scheinen nicht unbedingt begeistert. Einer sagt: „An der Wilmersdorfer Straße sitzen die Alkohol- und Drogenopfer. Dort ist jeder Arbeitstag einer zu viel.“ Der Potsdamer Platz sei angenehmer. Aber auch dort ist hinter dem Infotresen nicht alles ideal. „Acht Stunden stehen zu müssen ist eine Zumutung“, sagt ein Mitarbeiter. Für die Servicekräfte seien keine Stühle vorgesehen.
MILENA MENZEMER
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