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zukunftsrezeptNahrhafter Kröten-Smoothie

Ein bisschen Bargeld liegt bei dir immer im Vorratsschrank? Dann hast du schon die wichtigste Zutat für unser heutiges Rezept für Engagement

Illustration: Ali Arab Purian; Foto: imago/Panthermedia

Auf dem Flohmarkt Turnschuhe kaufen, Taschengeld zum Schulausflug mitgeben – dafür braucht man Bargeld. Geflüchtete Menschen sollen allerdings möglichst wenig davon zur Verfügung haben, wenn es nach der schwarz-roten Bundesregierung geht. „Wir wollen, dass die Bezahlkarte deutschlandweit zum Einsatz kommt, und werden ihre Umgehung beenden“, steht im Koalitionsvertrag. Die Karte für Asylsuchende wurde bereits von der Ampelregierung beschlossen. In manchen Kommunen gibt es sie schon länger. Sie ist einer Kreditkarte ähnlich, allerdings ist weder Überweisen noch Abheben möglich. Das erklärte Ziel dabei ist es, Fluchtanreize senken. In der Migrationsforschung wird der Einfluss solcher sogenannter Pull-Faktoren jedoch bezweifelt.

Bisher erhalten Bezahlkarten-Inhaber*innen in der Regel pro Monat nur 50 Euro in bar. Die Festsetzung dieses Betrages wurde von Ju­ris­t*in­nen bereits angefochten. Auch wird die Karte nicht in allen Geschäften akzeptiert. Deswegen haben Geflüchtete und Un­ter­stüt­ze­r*in­nen ein Tauschverfahren erdacht, dass wir in diesem Rezept vorstellen. Sophia Rockenmaier

Schwierigkeitsgrad

leicht

Zubereitungszeit

30 Minuten

Personen

geht allein, schmeckt auch mit mehreren

Zutaten

1 Tauschstation

1 Portion Antirassismus

Bargeld (nach Belieben)

Der Nährwert

Mit Bargeld können Geflüchtete selbstbestimmt entscheiden, was sie mit ihrem Geld machen möchten. Auch möglich bleibt: Verwandte unterstützen. Rund 7 Prozent der Geflüchteten tun das und senden regelmäßig Geld ins Ausland, ergab eine Erhebung aus dem Jahr 2021.

Gut zu wissen

Gutscheine gegen Bargeld einzutauschen, ist derzeit weder verboten noch strafbar – auch wenn Äußerungen aus der Politik so klingen mögen. Es ist denkbar, dass solche Tauschbörsen in Zukunft verboten werden, aktuell ist dies aber nicht der Fall.

Was kann ich tun? Die Frage erreicht die wochentaz seit Jahren immer wieder. Hier stellen wir diesen Sommer konkrete Rezepte für Engagement vor. Zum Nachkochen. Schreibt uns, wie’s schmeckt: zukunftsrezepte@taz.de

1Tauschorte finden

Suche nach Initiativen in deiner Gegend. Im ländlichen Raum kann es sein, dass du in die nächstgrößere Stadt fahren musst, wo der Tausch zentral organisiert wird. Gute Anlaufstellen sind Flüchtlingsräte oder Vereine wie ProAsyl. Auch einige Parteien beteiligen sich, indem sie ihre Räume zur Verfügung stellen.

2Tauschen

Tritt in Kontakt mit den Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen und kläre, wie genau der Tausch vor Ort abläuft. Die Idee ist simpel: Asyl­be­wer­be­r*in­nen kaufen mit der Bezahlkarte Gutscheine für Supermärkte oder Drogerien und geben diese bei Tauschstationen ab. Dafür erhalten sie den Gutscheinwert 1:1 als Bargeld. Bringst du wiederum 50 Euro Bargeld zur Tauschstelle, erhältst du einen 50-Euro-Gutschein zurück. Je nach Region kann sich der Tauschvorgang aber unterscheiden. Einige Initiativen organisieren Treffen, bei denen Freiwillige direkt mit Asylsuchenden Bargeld gegen Gutscheine tauschen können. Andere Initiativen besuchen Unterkünfte, um Gutscheine abzuholen.

3 Abwarten (Optional)

Innerhalb eines Tauschsystems müssen Angebot und Nachfrage zusammenpassen. Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen sorgen dafür, dass genügend Gutscheine vorhanden sind. Trotzdem kann es sein, dass es einige Tage dauert, bis du deinen Gutschein abholen kannst. Besonders dann, wenn der Tausch nicht persönlich stattfindet.

4Dranbleiben!

Tauschprojekte und Initiativen werden aus der Politik scharf attackiert. Noch ist das Tauschen legal, aber der Koalitionsvertrag deutet an, dass es möglicherweise verboten wird. Die CSU hatte den Plan bereits Ende vergangenen Jahres verkündet. Einzelne Initiativen probieren schon andere Varianten aus, wie Einkaufsverabredungen, bei der die Person mit Bezahlkarte den Wocheneinkauf an der Kasse für die andere Person zahlt und das Geld zurückbekommt.

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