Nahostkonflikt greift auf Frankreich über: Anschlag auf Synagoge

In Toulouse rammt ein Sprengstoffauto die Eingangstür einer Synagoge, Verletzte gab es nicht. Die Polizei geht von einem antisemitischen Gewaltakt aus.

In der Nähe der Synagoge fand die Polizei weitere Sprengsätze. Bild: ap

PARIS taz "Unsinnig" nennt der sozialistische Bürgermeister von Toulouse, Pierre Cohen, den Brandanschlag auf die Synagoge im Stadtteil Bagatelle. "Schwachsinnig und empörend", sagt die rechte Innenministerin Michèle Alliot-Marie. Der zuständige Staatsanwalt verspricht: "Jede Form der Aggression, die religiös, rassisch oder politisch bedingt ist, wird verfolgt." Und der Sprecher des Muslimrates, Mohamed Moussaoui, erklärt kategorisch: "Kein einziges Motiv rechtfertigt solche Akte."

Der Angriff mit einem brennenden "Ramm-Wagen" gegen das Gitter vor der Synagoge in Toulouse geschah am Montagabend. Gleichzeitig unterrichtete der Rabbiner im Inneren des Gebäudes eine kleine Gruppe von Gläubigen. Verletzte gab es nicht. Auch ohne Bekennerschreiben gingen Polizei und Justiz von einem antisemitischen Gewaltakt aus. Die Polizei erklärte, die Täter seien vermutlich durch einen Alarm von einem zweiten Anschlag abgehalten worden. In der Nähe der Synagoge fand die Polizei einen zweiten Wagen mit drei nicht gezündeten Sprengsätzen.

Am Dienstagvormittag äußern die Verantwortlichen der großen Parteien und Kirchen einmütig, sie wollten verhindern, dass der israelisch-palästinensische Konflikt in Gaza auf das französische Territorium überschwappt. Spannungen zwischen den jüdischen und den muslimischen Gemeinschaften zeigten sich schon am Wochenende. In Paris protestierten am Samstag tausende Menschen auf den Champs-Élysées gegen den israelischen Krieg gegen Gaza, tags drauf versammelten sich mehrere tausend Menschen vor der israelischen Botschaft, um dem Land ihre Unterstützung zu bekunden. Jüdische Verantwortliche berichten von Rangeleien, bei denen jüdische Demonstranten verletzt worden seien.

Schon während der ersten und zweiten Intifada wurde der Konflikt im Nahen Osten auch in Frankreich ausgetragen. Es kam zu einer Zunahme von antisemitischen Akten gegen Einrichtungen in Frankreich. In dem Land leben die größte jüdische und die größte muslimische Gemeinschaft Europas - oft in denselben Stadtteilen. Anlässlich der Angriffe auf jüdische Einrichtungen hatten Politiker aus Israel und aus jüdischen US-Organisationen Frankreich als "antisemitisch" bezeichnet. Ariel Scharon forderte die französischen Juden dazu auf, nach Israel zu ziehen - was damals eine diplomatische Krise auslöste.

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