Nahost-Konflikt: Abbas kündigt Friedensabkommen auf
Palästinenserpräsident Abbas will sich nicht länger an das Oslo-Abkommen halten. Israel verletze die Einigung ständig. Netanjahu verurteilte die Rede.

Bei seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen: Palästinenserpräsident Mahmut Abbas. Foto: ap
NEW YORK dpa | Im Ringen um einen Frieden im Nahen Osten hat das Nahostquartett zum ersten Mal die arabischen Nachbarn von Israelis und Palästinensern eingebunden. Die Gruppe aus UN, EU, USA und Russland tagte am Mittwoch zum ersten Mal mit den Außenministern von Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien und dem Generalsekretär der Arabischen Liga. Die arabischen Partner sollen künftig regelmäßig beteiligt werden. Damit hofft das Quartett den Druck auf Palästinenser und Israelis erhöhen zu können.
Das Quartett – bestehend aus UN-Chef Ban Ki Moon, den Außenministern Sergej Lawrow (Russland) und John Kerry (USA) und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini – zeichnete anschließend ein pessimistisches Bild der Situation. Die Gewalt habe sich in letzter Zeit auf beiden Seiten verschärft, die Extremisten würden immer mehr Einfluss gewinnen.
Nur Stunden zuvor hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas offiziell vor der UN-Vollversammlung erklärt, sich nicht mehr an das Oslo-Friedensabkommen von 1993 halten zu wollen. „Wir erklären hiermit, dass wir uns nicht weiter an die Vereinbarung gebunden fühlen“, sagte Abbas. Offen bleibt allerdings, ob er der Ankündigung wirklich Taten folgen lässt.
Solange Israel die Einigung von 1993 ständig verletze, wollten die Palästinenser nicht die einzigen sein, die sich an das Abkommen hielten, sagte Abbas vor den Delegierten der 193 UN-Staaten. Der Schritt könnte weitreichende Folgen haben und ein weiterer Rückschlag für den ohnehin kaum existenten Friedensprozess sein. Allerdings gilt das Osloer Abkommen, das den Palästinensern einen eigenen Staat und Israel Frieden bringen sollte, schon lange als gescheitert.
Netanjahu erbost über Vorwürfe
Israel verurteilte die Rede von Abbas als „lügnerisch“. Abbas‘ Äußerungen seien hetzerisch und ermutigten Unruhen im Nahen Osten, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Mittwochabend mit. Entgegen den Vorwürfen von Abbas wahre Israel streng den Status quo auf dem Tempelberg in Jerusalem. Netanjahu rief Abbas erneut dazu auf, verantwortlich zu handeln und direkten Verhandlungen ohne Vorbedingungen zuzustimmen. „Die Tatsache, dass er (Abbas) dies immer wieder ablehnt, ist der beste Beweis dafür, dass er keine Friedensregelung will“, hieß es.
Unter Vermittlung von Amerikanern und Russen hatten sich die palästinensische PLO und Israel 1993 in Oslo zum ersten Mal gegenseitig praktisch anerkannt. Beide vereinbarten, dass die Palästinenser innerhalb von fünf Jahren einen eigenen Staat bekommen und dafür auf Angriffe auf Israel verzichten würden.
Der Vertrag sah auch den Aufbau einer Autonomieverwaltung im Gazastreifen und im Westjordanland vor – deren Präsident Abbas ist. Die israelische Armee hatte die Kontrolle über die besetzten Gebiete nach und nach zum Teil an die Palästinenser abgetreten. Allerdings gab es fortwährend Angriffe von palästinensischer Seite und illegale israelische Siedlungen in den besetzten Gebieten.
Unklares Ausmaß
Unklar war aber noch, ob Abbas wirklich alle Teile des Abkommens tilgen möchte. Das würde das Ende der Selbstverwaltung bedeuten. Tatsächlich forderte Abbas, dass Israel „wieder seine Verantwortung als Besatzungsmacht übernehmen“ müsse. Allerdings hatte er immer wieder Ankündigungen gemacht, etwa zu seinem Rücktritt, und die dann später wieder zurückgenommen.
Unmittelbar nach der Rede wurde zum ersten Mal die Flagge der Palästinenser bei den UN aufgezogen. Allerdings wehte sie nicht direkt in einer Reihe vor dem Hauptgebäude mit den 193 Flaggen der UN-Mitglieder. Stattdessen stehen die beiden Flaggen der Beobachterstaaten – der andere ist der Vatikan – ganz am Ende mit einem kleinen Abstand zu den Fahnen der Mitgliedsländer.
Leser*innenkommentare
silvia2015
Israel ist die einzige Demokratie in dieser Region und lässt sich nicht von solchen Leuten wie Abbas beirren. Bravo weiter so.
Zum Glück gibt es neben mir immer noch genug Unterstützer Israels so dass dies auch so bleiben wird.
christine rölke-sommer
ich setz den link hier noch mal rein http://gadebate.un...ts/70/70_PS_en.pdf
dann kann jeder nachlesen, was Abbas in welchem kontext gesagt hat.
oder sich unter http://gadebate.un...70/palestine-state
das sonstwie konvenierende raussuchen.
demnächst in diesem theater http://gadebate.un.org/
his excellency mr. netanyahu...
1393 (Profil gelöscht)
Gast
"IDF hatte Kontrolle ... nach und nach zum Teil an die Palästinenser abgetreten."
Ist eine üble Vortäuschung falscher Tatsachen. Israel hat auf über 60% (Zone C http://www.btselem.org/topic/area_c) des Westjordanlandes NIE die Kontrolle abgegeben. und dort eine üble APARTHEID ständiger Menschenrechtsverbrechen installiert. Israel erlaubt dort auch nicht nur den rechtsradikalen Siedlern, Palästinenser zu quälen, sondern unterstützt AKTIV diesen seit Jahrzehnten(!) ausgeübten Vandalismus, üble Gewaltverbrechen und den Raub an Paläst.
http://nad-plo.org/userfiles/file/Press%20release/List_Settler_Violence.pdf
http://palaestina.org/index.php?id=160&tx_ttnews%5Btt_news%5D=482&cHash=2bd4dbe43e3d7084e86ae8b749d3967d
Darüber hinaus ist das BESTEHNDE Friedensangebot von Abbas dokumentiert:
http://www.n-tv.de/politik/Israel-lehnte-Palaestinenser-Angebot-ab-article2431886.html
und die Israels erlogene Friedensabsicht auch:
Wie Isr. Politiker die Scheinverhandlungen mit Arafat bewerten http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2002/02/15/a0060
Die schamlose Lügerei Netanjahus von 2010 angeblich zu verhandeln: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,715244,00.html
oder wie Israel 2014 die angeblichen Verhandlungen mit Kerry sabotiert hat.
Die einzige Konstante bei den erlogenen Israelischen "Friedensbemühungen" ist, permanenter Raub von Land & Rohstoffen, Tag für Tag, und das mit gewaltbasierten Menschenrechtsverbechen die durch IGH ( http://www.icj-cij.org/docket/index.php?pr=71&code=mwp&p1=3&p2=4&p3=6&ca) und UN zahlreich als solche bewertet und dokumentiert sind.
Wieso man im Artikel nichts(!) über diese Fakten erfährt, weiß ich nicht.
[...]
Weitere FAKTEN zu Israels Friedensvermeidung http://www.freitag.de/autoren/schlesinger/steinmeier-traeumt-von-zweistaaten-loesung
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conny loggo
Hier spielt keiner. Denn Palästinenser sind rechtlos im eigenen Land. Tag für Tag wird enteignet. Tag für Tag kommen sie in Gefängnisse die sie brechen sollen.
Nicky Arnstein
Heißt das im Klartext, dass die Fatah dieselbe Politik wie die Hamas fahren will? Jedenfalls ist Herr Abbas undurchschaubar und spielt ein Spiel.
Nicky Arnstein
Die Frage hätte ich mir gestern selbst mit "Ja" beantworten können, wenn ich das schon gewusst hätte:
"Terroristen erschießen Ehepaar vor den Augen ihrer vier Kinder"
http://www.israelheute.com/Nachrichten/Artikel/tabid/179/nid/29139/Default.aspx