: Näher am Objekt der Begierde?
■ Laue-Komplex: Wohnprojekt verhandelt erstmals mit Eigentümer Dabelstein über ein höchst interessantes Haus in der Schanzenstraße Von Kai von Appen
Im Konflikt um den Leerstand des Laue-Komplexes im Schanzenviertel könnte es zu einer aufsehenerregenden Teillösung kommen. Unter der Moderation des alternativen Sanierungsträgers „Stattbau“ haben gestern die Mitglieder des Wohnprojekts „Nimm 2“ und der Eigentümer Hans-Erich Dabelstein über einen möglichen Verkauf des Gebäudes Schanzenstraße 56-62 verhandelt. Die Gruppe erhebt seit längerem Anspruch auf das leerstehende Haus.
In der rund eineinhalbstündigen Unterredung signalisierte Dabelstein erstmals seine grundsätzliche Bereitschaft, über einen Verkauf zu reden. Noch seien ihm zwar die Hände gebunden, weil seine vier Mitgesellschafter einer solchen Lösung abgeneigt gegenüberstünden. Er strebe allerdings an, die Anteile seiner Partner zu übernehmen. Dieser Prozeß solle bis Ende Februar abgeschlossen sein. Die Gespräche mit „Nimm 2“ sollen danach im März fortgesetzt werden.
Permanenten Ärger, klagte Dabelstein, habe er mit der Stadt. Während die Behörden eine Einzelfinanzierung für jedes Gebäude anstreben, bestehe seine Hausbank auf einer Komplettfinanzierung zur Instandsetzung des 11.500 Quadratmeter großen Areals zwischen Schanzen-, Lager-, Stern- und Ludwigstraße. Im Klartext: Der Leerstand wird andauern, weil ein Finanzierungskonzept zur Sanierung nicht vorhanden ist. Auch die Unterzeichnung eines städtebaulichen Vertrags – wie vom Bezirksamt Hamburg-Mitte bereits im August angekündigt – ist nicht in Sicht.
Trotz dieser Unwägbarkeiten forderte Dabelstein die Gruppe „Nimm 2“ auf, ihm über „Stattbau“ und die alternative Baugenossenschaft „Schanze eG“ ein Angebot zur Übernahme und Instandsetzung des Gebäudes zu unterbreiten. „Nimm 2“ besteht aus einer gemischten und einer Frauengruppe, die ihren Plan, in dem Haus zwei größere Wohnprojekte zu realisieren, durch mehrere Besetzungsaktionen öffentlich gemacht haben, zuletzt mit einer großen „House“-Party Ende November im Objekt der Begierde.
Das Areal der ehemaligen Gewürzfabrik Hermann Laue war 1990 vom Rechtsanwalt und Immobilienhändler Dabelstein für 17 Millionen Mark gekauft worden, nachdem die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hatte. Dabelstein wollte damals unverzüglich mit der Sanierung der 11 Häuser, 100 Wohnungen und diversen Gewerbegebäude beginnen, Abrißbauten sollten durch neue ersetzt werden. Doch die Arbeiten kamen bereits ins Stocken, bevor sie richtig begannen: Dabelstein konnte sich mit der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) nicht über ein Sanierungskonzept einigen. Seit nunmehr vier Jahren ist das Areal ein ständiges Thema wohnungspolitischer Diskussionen, da etliche tausend Quadratmeter Wohnraum dort leer stehen und diverse unbewohnte Häuser vor sich hinrotten.
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