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Nächster Abgeordneter in Kenia erschossenVergebliche Suche nach Frieden

Beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union wurde ein Ende der Gewalt in Kenia angemahnt. Dort wird derweil der zweite Oppositionsabgeordnete erschossen.

Gedenkstätte für alle während der Unruhen zu Schaden gekommenen Kenianer im Uhuru Park in Nairobi. Bild: dpa

Kenias umstrittener Präsident Mwai Kibaki hatte gerade Platz genommen, da prasselte zum Auftakt des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union (AU) deutliche Kritik auf ihn nieder. "Hört auf, hört auf, hört auf", appellierte AU-Kommissionspräsident Alpha Oumar Konaré an die Konfliktparteien in Kenia. "Der Flächenbrand muss gelöscht werden, sonst bleibt nichts mehr übrig."

Diplomatischer in der Wortwahl, aber ebenso deutlich gab sich UN-Generalsekretär Ban Ki Moon: "Die Gewalt droht das Ausmaß einer Katastrophe anzunehmen." Sowohl Kibaki als auch Kenias Oppositionsführer Raila Odinga, der den Sieg bei der Präsidentenwahl vom 27. Dezember für sich in Anspruch nimmt, hätten eine besondere Verantwortung, die Krise friedlich zu lösen.

Doch Angst vor wirklichen Konsequenzen muss Kibaki nicht haben. Das Thema Kenia soll bis zum AU-Gipfelschluss am Samstag nicht wieder auftauchen, versprach sein Außenminister Moses Wetangula vorsorglich vorab. Für Kibaki ist es Anerkennung genug, dass er in Addis Abeba als Ebenbürtiger empfangen wird. Seine Wahlfälschung wird vermutlich alleine deshalb kein Thema sein, weil viele der mehr als 40 angereisten Staatschefs mit fragwürdigen Mitteln an die Macht gelangt sind oder sich dort halten.

In Kenia spitzte sich die Lage unterdessen weiter zu. Am Mittag wurde der Oppositionsabgeordnete David Kimutai Too in der Stadt Eldoret auf offener Straße erschossen. Ein Mann in der Uniform eines Verkehrspolizisten raste auf einem Motorrad an den Wagen heran und jagte Kimutai Too sieben Schüsse in Kopf und Genick. Eine Polizeibeamtin im Wagen starb später an ihren Verletzungen. Minuten später nahm die Polizei den Schützen fest - und tischte eine Geschichte auf, die Oppositionsanhänger umgehend als Lügenmärchen verdammten. Um ein Beziehungsdrama handele es sich, erklärte Polizeichef Hussein Ali. Der Schütze sei der Freund der toten Beamtin gewesen und habe ihr und dem Abgeordneten ein Verhältnis angelastet.

Doch während in Eldoret, einer der am schlimmsten von den Unruhen erschütterten Städte, Jugendliche protestierend durch die Straßen marschierten und Händler aus Angst vor Plünderungen eilig ihre Geschäfte abschlossen, nahm Oppositionsführer Odinga kein Blatt vor den Mund. "Ich verurteile die Hinrichtung eines zweiten unserer Parlamentarier. Das Ziel dieses Mordes ist es, die Mehrheit der Opposition im Parlament zu verringern." Erst in der Nacht zum Dienstag war ein weiterer Oppositionsabgeordneter in der Hauptstadt Nairobi ermordet worden. Odingas Generalsekretär Anyang Nyongo sprach am Donnerstag offen von einem Auftragsmord der Kibaki-Regierung.

Die für den Nachmittag geplanten Friedensgespräche unter Vermittlung von Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte die Opposition ab. Sie will am heutigen Freitag weiter verhandeln, wenn Annans Nachfolger Ban Ki Moon erwartet wird.

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