Nachspiel des Wilders-Besuchs: Bündnis will Hotelboykott
Protest gegen Hotel, das Wilders beherbergte. Leitung zeigt sich selbstkritisch.
Die Initiative "Rechtspopulismus stoppen" ruft zum Boykott des Hotel Berlin auf, in dem am 2. Oktober der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders aufgetreten war. In einem offenen Brief kritisiert das Bündnis die Hotelleitung, dem "Rassisten Wilders ein Podium geboten zu haben", auf dem er gegen Muslime Stimmung machen konnte. So sei ein gesellschaftliches Klima des Generalverdachts gegen Migranten und Muslime erzeugt worden. "Zu diesem Klima haben Sie wissentlich beigetragen", heißt es weiter. Man werde die Abgeordneten des Bundestags und die in Berlin befindlichen diplomatischen Vertretungen auf die Geschäftspraxis hinweisen. "Insbesondere Ländern mit muslimischen Bevölkerungsteilen dürfte es kaum zumutbar sein, ihren Staatsangehörigen Ihr Hotel zu empfehlen."
"Wir lassen uns nicht an den Pranger stellen", reagierte Cornelia Kausch, Geschäftsführerin des Hotels. Das Haus sei Teil eines internationalen Unternehmens, habe ausländische Gäste und Mitarbeiter. "Wir leben absolut demokratische Werte, könnten ohne Internationalität gar nicht existieren." In einer Stellungnahme heißt es, man zensiere nicht, sondern sage "ja" zur freien Meinungsäußerung. "Das Hotel Berlin teilt seit über 52 Jahren Berlins großes Talent, unterschiedliche Menschen und Ideen zusammenzubringen - auch, wenn wir anders denken." Kausch versichert, eine Veranstaltung wie der Wilders-Auftritt werde "nicht noch einmal passieren".
"Wir begrüßen die Schlussfolgerung auf unseren Protest hin", sagt Dirk Stegemann, Sprecher von "Rechtspopulismus stoppen". Es sei aber unglaubwürdig, dass das Hotel im Vorfeld nicht vom Charakter der Veranstaltung gewusst habe. Der Wilders-Auftritt war von Protesten begleitet gewesen. Konrad Litschko
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht