Sanssouci: Nachschlag
■ Kein Gespräch zum 125. Geburtstag von Rosa Luxemburg
Das „Podiumsgespräch“ war gar keins. Miteinander geredet wurde kaum. Statt dessen: Vier AutorInnen, die von der Moderatorin Sabine Kebir Gelegenheit erhielten, sich und ihre Arbeit zu Rosa Luxemburg zu präsentieren. Bis auf den Historiker Uli Schöler publizieren alle in den drei Berliner Verlagen, die auch eingeladen hatten: die Luxemburg-Herausgeberin und Biographin Annelies Laschitza ebenso wie die Journalistin Kristine von Soden und der Soziologe Klaus Gietinger.
Keine uninteressante Zusammensetzung. Wenn es dennoch zu keinem Gespräch kam, dann deswegen, weil die Veranstalter auf eine „Kontroverse“ setzten, die keine mehr ist: Angekündigt als Mitglied der SPD, sollte Schöler der Position Gietingers, die SPD trage Mitverantwortung für die Ermordung Rosa Luxemburgs, Paroli bieten. Doch daß der spätere SPD-Reichswehrminister Gustav Noske – wie Gietinger aus seinem Buch „Eine Leiche im Landwehrkanal“ kurz referierte – den Mördern Luxemburgs und Liebknechts seine Zustimmung signalisierte, dürfte inzwischen kaum noch zu bestreiten sein. Da auch Schöler das gar nicht erst versuchte, hätte sich angeboten, Annelies Laschitza zu befragen: Denn auch von Wilhelm Pieck, dem ersten Staatspräsidenten der DDR, heißt es ja, er habe bei diesem Mord keine rühmliche Rolle gespielt. Vielleicht hätte sie, lange Jahre am Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, klären können, ob Pieck, verhaftet zusammen mit Luxemburg und Liebknecht, tatsächlich „Leute verpfiff“, um wieder freizukommen
Demo am Gedenktag der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg 1994 in Berlin Foto: David Hornback
Eine Frage, zu der es nicht kam. Die alten Demarkationslinien, so scheint es, gibt es nach wie vor – nicht nur die zwischen Ost und West, auch die zwischen Mann und Frau: Während sich die Männer, Gietinger ebenso wie Schöler mit seiner 2.000 Seiten-Studie zu „Grundlagen sozialistischer Theoriebildung“, um die harten Fakten kümmerten, interessierten sich die Frauen für die Frau: „Daß die junge Rosa Luxemburg nicht klein, sondern gleich ganz oben anfing“, findet von Soden einfach toll. Und das alles allein, ganz ohne Vorbilder. Falsch, so Laschitza, Vorbilder habe sie gehabt: „Marx und Lassalle“. Kleine, aber feine Unterschiede in der Wahrnehmung, über die – vielleicht beim nächsten Mal – sicher noch zu reden wäre. Dorothee Robrecht
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