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■ NachschlagElke Erb und Friederike Mayröcker in der Literaturwerkstatt

Das ist man von Elke Erb nicht gewöhnt, daß sie sich in der Literaturwerkstatt in Pankow, in der sie so ungefähr zu Hause ist, an ein Pult stellt, liest und abtritt, ohne in ihrer nahbaren Art auch einfach etwas zu erzählen. Am Freitag abend passierte es aber doch: Erb las „Zeugenaussagen“ zu Friederike Mayröcker, in denen sie die Kollegin als verläßlich pries: „Aufrichtig – Veritas – wie die Nähmaschine.“ Das war der einzige Lacher, auf den sie es anlegte; ihre Mayröcker-Hommage blieb ansonst ernsthaft.

Erb faßte sich kurz, verlor kaum einmal Worte, die sie nicht zuvor aufgeschrieben hätte, und verließ dann das Podium, auf dem nicht wie üblich eine Sitzgruppe stand, sondern nur das Pult für Erb sowie Stuhl und Tisch für Mayröcker. Die hatte die Bücher und Leseblätter ordentlich vor sich auf der Sprelacardplatte ausgelegt, um nach einem handgeschriebenen Fahrplan zu lesen. Konversation zwischen den Autorinnen, die sich gegenseitig hochschätzen, fand nicht statt, nur ihre Texte verwiesen aufeinander. Es war voll und still im Saal, nur zu Anfang beschwerte sich ein Zuhörer über das Klicken der Fotografen, das hörte dann auf.

Mayröcker erklärte hier eine Widmung und da einen Ortsnamen, fragte gegen Ende, ob die Zuhörer es noch aushielten in der stickigen Luft, und sagte zum Schluß, nach dem Beifall: „Ich danke für die Aufmerksamkeit.“ Ansonsten: Text pur. Der Abend hatte deshalb etwas Strenges, Herausgehobenes, Ungesprächiges, was allerdings gut zu Mayröckers ätherischer Erscheinung paßt.

Um so zugänglicher waren die Texte, die Mayröcker las: Sie waren privat. Sie handelten von Alltagsdingen wie „einer grünen Wäscheklammer“, davon, daß das Wetter „unsinnigerweise“ immer wieder aufklart, wo doch die Sonne die Autorin vom Schreiben ablenkt; sie drehten sich um das Aufwachen in einem Bett, auf dem großzügig Bücher verstreut sind („17 exzellente Literaturen“); um den so erstaunlichen wie unmodernen Umstand, daß man eine neugekaufte Schreibmaschine an der Ladenkasse vergessen kann, die „Visitenkarte einer japanischen Germanistin“; sie gingen um „Träumen“, „Schweigen“, „Schreiben“ und – gleich im ersten Text – um die programmatische Frage: „Was brauchst du?“ Kein Zweifel: Mayröcker besitzt eine Aura, die man vielleicht besser so stehenläßt. Die fehlende Konversation kam einem am Ende ganz richtig vor. Friederike Freier

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