piwik no script img

■ NachschlagPieke Biermanns Buchpremiere

Am Tatort wird gefeiert. Während draußen vor dem Panoramafenster die blauen Lichter an den Landebahnen die Nacht erleuchten und stetig neue Maschinen landen, sitzt drinnen eine für Buchpremieren eher ungewöhnliche Mischung beieinander: Zwischen Buchhändlern, Journalisten und Literaturfreunden finden sich nämlich in der Mehrheit Feuerwehrleute, Fluglotsen, Polizisten und Militärgeschichtler.

Pieke Biermann feiert ihren neuen Roman, „Vier, Fünf, Sechs“, mit den Leuten, die an der Entstehung gehörigen Anteil hatten. „Schreiben ist nämlich überhaupt keine einsame Angelegenheit“, sagt sie und weist auf die Schar ihrer „IMs“. Vom Gerichtsmediziner ließ sie sich erklären, wie sich ein Bauchschuß anfühlt, und vom Sicherheitsexperten des Flughafens Tempelhof, wie man – rein theoretisch – einen Flieger illegal landen könnte. Der Schauplatz des Geschehens ist nämlich genau dort. Während auf dem Flugfeld ein Katastropheneinsatz geübt wird, geht mit einem explodierenden Koffer auch ein leitender Beamter in die Luft.

Der Schauplatz des Geschehens: Flughafen Tempelhof Foto: Ralph Rieth

Statt im üblichen „Streetfighter-Outfit“ (Biermann) hat sich die Autorin eigens fürs Dankesagen ins kleine Schwarze und Pumps gesteckt. Knapp zwei Jahre habe sie für ihren nunmehr vierten Berlin- Krimi mit Hauptkommissarin Karin Lietze recherchiert. War in „Potsdamer Ableben“ eine weibliche Chefin noch pure Fiktion, konnte Pieke Biermann für ihren neuen Krimi tatsächlich mit einer echten zusammenarbeiten. „So beeinflussen meine Bücher die Wirklichkeit“, sagt sie kokett und begrüßt Ilona Scholz von der 8. Mordkommission. Dann tritt Henry Wede von der Grundstücksverwaltung ans Mikrofon und erzählt zunächst stolz, daß dieser Flughafen immer noch das größte zusammenhängende Gebäude Europas sei. Ihm, sagt Pieke Biermann, habe sie mit am meisten zu verdanken. Nicht nur, daß dieser Herr so ziemlich alles über das gesamte Areal wisse. Als sie beim Schreiben beinahe daran verzweifelte, daß ihr Wohnhaus zur Großbaustelle erklärt worden war, wußte Wede einen Ausweg. Kurzerhand tauschte die Autorin den Lärm der Preßlufthämmer mit dem Brummen der Flugzeugmotoren und bezog das Büro A 2675 im Flughafen. Drei Monate lang konnte sie nun den Menschen vor Ort noch einfacher Löcher in den Bauch fragen. „Sie hat uns ganz schön genervt“, gesteht Wede. Wenn sich der neue Roman nun nicht verkaufen sollte, sei ihr ein Job als Fremdenführerin auf alle Fälle sicher. Axel Schock

Pieke Biermann: „Vier, Fünf, Sechs“. Manhattan bei Goldmann, brosch., 255 S., 17 DM

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen