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■ NachschlagAustralische Dot Paintings in der Aboriginal Art Gallery Berlin

Die Milchstraße gilt den australischen Aborigines als heiliger Aufenthaltsort für Totemwesen. Ihre Ahnen, die in der „Traumzeit“, zur Zeit der Schöpfung, aus der Erde kamen, lebten dort. Halb Mensch, halb Tier oder Pflanze, formten sie die Landschaft, schufen die Elemente, Flora, Fauna und den Menschen. Bilder dieser Traumgeschichten gibt es seit Tausenden Jahren – auf den Körpern der Aborigines und als Sandmalereien, die stets nach der rituellen Zeremonie zerstört werden. Anfang der 70er Jahre wurde aus der mythologischen Ikonographie Gegenwartskunst: „Dot Paintings“ in Acrylfarben auf Leinwand. Arbeiten von Künstlern aus den zentralen und westlichen Wüstengebieten Australiens sind nun in der Aboriginal Art Gallery Berlin in Prenzlauer Berg zu sehen.

Die Milchstraße also: Janet Nangala Forrester hat ihr „Milky Way Dreaming“ mit hohlen Stöckchen Punkt für Punkt aufgetragen. Damit erzielt die 62jährige plastische Effekte und erstaunliche Wirkungen. Kleine Kreise voller blauer, brauner und weißer Punkte bilden zwei große Kreise, die wiederum von vielen kleinen Rondells eingefaßt sind: Sterne und Planeten. Zum Zentrum hin werden die Punkte immer heller – sie ziehen den Betrachter ins Bild, ins Geschehen hinein. Alles auf der Welt ist Teil eines großen Kreislaufes, und Forrester erzählt damit von der Kontinuität des Lebens.

Mit einem Stock hat auch Ruby Abott ihren „Bush Banana Dreaming“ auf die Leinwand gebracht. Die stilisierten Buschbananenpflanzen mit ihren sternförmigen Trieben sind in verschiedenen Farben (die die Jahreszeiten symbolisieren) angeordnet. Auch hier wieder das Gefühl, in die Mitte des Bildes einzutauchen. Je länger man schaut, desto stärker die Wahrnehmung.

Das Malen der Dot Paintings, selbst ein Ritual, dauert oft Monate. Weil die Bilder nur mit dem Wissen um die Mythen zu lesen sind, helfen Erklärungen des Galeristen Martin Thimmel weiter. So wie im „Blue Tongue Lizard Dreaming“ von Barney Daniels Tjungurrayi. Die Arbeit stellt die Tanzzeremonie (Corroboree) zu Ehren eines Ahnen, der Blauzungeneidechse, dar. Die Männer auf dem Bild tragen ihre Waffen und haben die Höhle der Eidechse umstellt. Um sie zu fangen. Andreas Hergeth

Bis 31.5., Do./Fr. 18-21, Sa./So. 13-17 Uhr, Rykestraße 40

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