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NachrufDer deutsche Däne

Er war Mr. SSW – über Jahrzehnte der Kopf, das Aushängeschild des Südschles­wigschen Wählerverbandes, den er prägte wie kein anderer. Von 1960 bis 1975 war Karl Otto Meyer Vorsitzender der Partei der dänischen Minderheit, von 1971 bis 1996 ihr einziger Abgeordneter im Kieler Landtag. Am Sonntag ist Meyer im Alter von 87 Jahren in seinem Wohnort Schafflund im Kreis Schleswig-Flensburg gestorben.

Was den Politiker Meyer ausmachte, war, dass er so wenig Politiker war. Als aufrichtig, geradlinig und untaktisch beschreiben ihn politische Weggefährten. Den SSW machte der „Däne mit deutschem Pass“ – wie er sich selber nannte – von der Minderheitenvertretung zur vollwertigen Partei, die sich um die gesamte politische Themenpalette kümmerte.

Bundesweit bekannt wurde Meyer 1987, als er sich nach den ersten Enthüllungen des Barschel-Skandals weigerte, den CDU-Mann zum neuen Ministerpräsidenten mitzuwählen und ihm so die notwendige Mehrheit zu verschaffen. Der CSU-Chef Franz Josef Strauß wetterte damals, man dürfe ein deutsches Bundesland nicht von einem Dänen regieren lassen.

Von 1992 bis 1996 fiel Meyer, der als einziger SSW-Abgeordneter zwangsläufig zum Vielredner und Politik-Generalisten wurde, vor allem als Widersacher der rechtsradikalen DVU auf, die zu dieser Zeit im Kieler Landtag saß. Schon als 13-Jähriger war er von der Gestapo verhört worden, nachdem er die Nazis kritisiert hatte. Vor dem Kriegsdienst in der Wehrmacht floh der 1928 im Flensburger Vorort Sünderup Geborene mit 16 nach Dänemark, wo er sich dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer anschloss.

Später ließ Meyer sich in Dänemark zum Lehrer ausbilden, doch zurück in seiner Heimat bekam er Berufsverbot, weil er sich gegen die deutsche Wiederbewaffnung aussprach. Doch der wehrhafte Meyer klagte erfolgreich gegen seine Aussperrung aus dem Schuldienst.

Als der immer etwas kauzig wirkende „Karl Otto“ 1996 aus dem Landtag ausschied, wehte zu seinen Ehren die dänische Nationalfahne über dem Landeshaus. Das Staffelholz hat der Vater von fünf Kindern längst weitergegeben: Seit 2005 ist sein Sohn Flemming Meyer Vorsitzender des SSW. Marco Carini

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