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NachrufIm Dienst für Bosnien

■ Gerd Wagner hoffte auf die Pragmatiker in dem zerrissenen Land

Der 55jährige deutsche Diplomat Gerd Wagner, der gestern bei einem Hubschrauberabsturz in Bosnien starb, war erst im Juli von Washington nach Sarajevo gekommen, um als Nachfolger von Michael Steiner den Posten des Stellvertreters des internationalen Bosnien-Beauftragten Carlos Westendorp zu übernehmen. Wagner war verheiratet und hatte drei Kinder.

Die Schaffung sicherer Rückkehrbedingungen für die bosnischen Flüchtlinge in ihre Heimat war für Wagner bei seiner Arbeit vorrangig. „Nicht nur ihre Rückkehr, auch ihre Sicherheit, das Finden einer Arbeit, einer Wohnung“ seien Priorität. Wie Westendorp nahm Wagner klar Partei für die bosnische Serben-Präsidentin Biljana Plavšić. Alles müsse getan werden, „was den monolithischen Block“ der Serben in Bosnien schwäche.

Unter den Verantwortlichen in Bosnien machte er einen „neuen Geist von Pragmatismus“ aus, der von gewissen Personen stärker vertreten werde als von anderen. „Mit diesen Persönlichkeiten möchte ich arbeiten“, sagte er.

Wagner, der fließend serbokroatisch sprach, hatte von 1973 bis 1977 als Presseattaché in der deutschen Botschaft in Belgrad gearbeitet, dann in Beirut, dem Nato-Referat im Bonner Außenministerium und in der deutschen Botschaft in Washington. Von 1989 bis 1991, den Jahren der Wende in Osteuropa, beriet Wagner die SPD-Bundestagsfraktion. Dabei arbeitete er mit dem damaligen Chef-Außenpolitiker Horst Ehmke und seinem Nachfolger Norbert Gansel zusammen. Im Oktober und November 1996 war Wagner der deutsche Vertreter in der internationalen Kontaktgruppe für Bosnien.(AFP/AP)

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