Nachruf: Ekel statt Selbstekel
■ Der kleine Mann, der es schon längst zur TV-Ikone geschafft hat, ist tot
Und jetzt, wo er tot ist, wird es noch mal wieder überall stehen, wo die Worte „Schubert“, „Heinz“ und „Tetzlaff“ nicht weit sind: Ekel Alfred. Das ist aber auch unumgänglich, denn egal, wo er in den letzten 26 Jahren zu sehen gewesen sein mag – wenn Inge Meisel als „Mutter der Nation“ abgestempelt wird und wurde, war und ist auch der 1,65 Meter kleine Mann das „Ekel Alfred“ aus Wolfgang Menges Nachkriegs- Sitcom „Ein Herz und eine Seele“.
Da hatte er gesessen, in Küchen- oder Gute-Stube-Kulissen mit Doppelrippbierbauch und der Willy-Brandt-Nation den unverbesserlichen Alt-Nazi gemacht, der sich nicht mal in den eigenen vier Wänden sein „Beim Adolf hätt's das nicht gegeben“ traute, sondern kleinlaut oder -bürgerlich vor sich hin maulte. Eine tolle Rolle, die eine ganze Generation zur Weißglut trieb, weil sie sich in Alfred Tetzlaffs öffentlich- rechtlichem Naturalismus vor lauter Selbstekel partout nicht wiedererkennen wollten (und bis heute nicht wollen).
Was hilft da die Erwähnung, daß Schubert, der (Jahrgang 1925) selber noch in den Krieg und in britische Gefangenschaft hatte müssen, in den 50ern schon unter Bert Brecht und später dann am Hamburger Schauspielhaus für Kluge, Reitz, Syberberg und Zadek auf der Bühne stand?
Was nutzte es, daß Dr. Dieter Wedel ihn vor sechs Jahren noch einmal für den ZDF-Vierteiler „Der große Bellheim“ gewinnen konnte? Schubert ist längst zu einer Ikone für ein vergangenes Fernsehzeitalter geworden. Und allein das läßt einen dann doch traurig werden.
Am Freitag starb Heinz Schubert mit 73 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Christoph Schultheis
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