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Nachruf auf die GlühbirneLeuchtender Star auf Zeit

Die Energiesparleuchte lebt auf, weil die EU die alte Glühbirne abschaffen will. Einen Schönheitsfehler hat auch die Sparsame: den Quecksilberdampf.

Wurde 28 Jahre alt: die Glühbirne. Bild: ap

Sie hat eine lange Familiengeschichte. Ihr ältester bekannter Vorfahr erblickte 1857 das Licht der Welt; es war eine gläserne Gasentladungsröhre, die Licht abstrahlte. Der Physiker und Glasbläser Heinrich Geißler aus Bonn hatte sie erfunden. Ihr folgte 1901 die Quecksilberdampflampe, die eine Generation später in ihrem Inneren mit einem Leuchtstoff beschichtet wurde, um die Ausbeute an sichtbarem Licht zu erhöhen. Die Leuchtstoffröhre war damit geschaffen. 1980 schließlich kommt die Energiesparleuchte zur Welt: Die Firma Philips bringt eine kompakte, schmalröhrige Leuchtstofflampe auf den Markt.

Vom kalten Licht der Leuchtstoffröhre, die zum Synonym für die Ungemütlichkeit der 70er wurde, hat sie sich in ihren Kindertagen noch nicht gelöst. Sie findet daher wenig Freunde, obwohl ihre Standfestigkeit, ihre lange Lebensdauer, ihr durchaus Respekt einbringt.

Als sie in der Pubertät beginnt, die ererbten schlechten Eigenarten schrittweise abzubauen, findet sie erste Unterstützer. Fortschrittliche Energieversorger wie die Stadtwerke Schwäbisch Hall oder auch Freiburg verschenken sie Mitte der 90er-Jahre. Schwäbisch Hall entschuldigt sich zugleich beim Erfinder der alten Glühbirne für diesen Affront: "Sorry, Mr. Edison." Doch trotz prominenter Förderer bleibt die sparsame Leuchte ein Idol gesellschaftlicher Randgruppen.

Aber sie ist noch jung, hat noch Entwicklungspotenzial. Als sie die 20 überschritten hat, kann sie sich von den Marot- ten ihrer Vorfahren komplett lossagen. Ihr Licht ist nicht mehr so kalt, es gibt sie fortan in warmen Farbtönen. Auch ihre Sturheit, ständig mit voller Leistung brennen zu müssen, gibt sie auf - sie wird dimmbar. So wächst ihre Fan-Gemeinde mit ihrer technischen Reife. Heute ist sie so umschwärmt, dass immer mehr Länder sie zum Pflichtprogramm aller Lampenfassungen adeln. Ein Charakterfehler jedoch blieb: Sie enthält wie ihre Urgroßeltern Quecksilberdampf.

Sollte sie sich dieses Laster nicht abgewöhnen, droht ihr trotz aller derzeit überschäumenden Verehrung ein baldiger Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Denn schon taucht ein neuer Star auf am Lichterhimmel: die LED, die Leuchtdiode. Ihre Energieeffizienz ist der Leuchtstofflampe vergleichbar. Noch ist die LED-Technik teurer, weshalb die Energiesparlampe noch ihre Fans halten kann. Aber die LED holt in Riesenschritten auf. Die Stadt Düsseldorf zum Beispiel hat schon Teile ihrer Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Und auch in Akku-Fahrradlichtern hat sich die neue Technik schon etabliert. So könnte der heutige Star bald schon wieder im Schatten stehen.

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2 Kommentare

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  • G
    Gor

    "Energiesparlampen" (Kompaktleuchtsoffröhren) bieten Langlebigkeit und geringen Energieverbrauch, geringen Energieverbrauch und Langlebigkeit. Einer schreibt's vom andern ab. Und alle übersehen, dass manchen Leuten Glühlampenlicht eben besser gefällt.

     

    Kompaktleuchtstoffröhren, auch die neuesten warmweißen Testsieger von Osram und Philips, haben immer noch einen fahlen Grünstich verglichen mit Glühlampen. Und selbst wenn die Farbe einmal perfekt stimmen sollten - eine annähernde Punktlichtquelle kann die Leuchtröhre nie sein. Vorbei ists mit Lichteffekten und Reflektorstrahlern.

     

    Wenn die EU mit anderen Haushaltsgeräten so umspringt wie mit Lampen, dürfen wir uns bald auf Waschmaschinen freuen, die die Wäsche nicht mehr sauber kriegen vor lauter Sparsamkeit. Auf ein Verbot von Röhrenverstärkern, mögen sie auch besser klingen. Dagegen werden die Leute weiter SUVs fahren, die für ihre zwei Tonnen Gewicht mit 11 Litern als "effizient" gelten. Firmen wie die Post dürfen mit einer gewaltigen Batterie von Flakscheinwerfern auf ihrer Bonnner Konzernzentrale den Himmel beleuchten, und Neuigkeiten wir "digitale Bilderrahmen" dürfen 24 Stunden täglich zehn Watt verbrutzeln, anstatt der altmodischen, aber klimafreundlichen Papierfotos.

     

    Der Bürger wird nicht mehr gefragt, auf was er verzichten möchte - vielleicht fände er ja eine intelligente Lösung. Nein, dem Bürger wird im Namen des Klimas ein Lebensstil vorgeschrieben, der vor allem der Industrie nutzt: Alles bitte neu kaufen, immer und immer wieder, weil das Neue ja so wenig Energie verbraucht. Welche Ressourcen zur Herstellung und Entsorgung verbraten werden, ist da egal. Schließlich geht es auch um Arbeitsplätze.

     

    Freuen wir uns also im Namen der Umwelt auf die verordnete Wegwerfgesellschaft - Kaufen für das Klima, Enteignung für die Arbeit, die Schöne Neue Welt, wie sie schon Huxley beschrieb.

  • R
    Richtigsteller

    Die LED wird mit den Argumenten des geringen Stromverbrauchs und der Langlebigkeit hochgejubelt, weil die Industrie hier Millionen an Euro investiert. In der professionellen Objektbeleuchtung und zur Dekoration funktioniert die LED relativ gut, weil hier besondere Anwendungsbedingungen bestehen. Tatsächlich aber ist sie noch weit davon entfernt, bei der Allgemeinbeleuchtung von Lieschen und Hans Müller als Ersatz für Glüh- und Halogenlampen zu taugen. Ihre Energieeffizienz ist bescheiden (nur 20-45 Lumen pro Watt, die Energiesparlampe bringt 50-65 Lumen pro Watt). Und wenn man eine warmweiße LED haben will, fällt diese Energieeffizienz noch bescheidener aus, weil die Lampe weniger hell ist. Wer es also hell haben will, muss möglichst viele LED verwenden. Diese aber geben rückseitig (!) eine große Menge Wärme ab, welche wiederum abgeführt werden muss. Dazu braucht man Konvektoren aus Alu oder anderem Metall. Je heller ein LED-Leuchtmittel ist, umso mehr Wärmeableiter braucht man. Kostet also Material und erhöht den Platzbedarf. Die lange Lebensdauer ist allenfalls theoretischer Natur, weil die LED ständig an Leuchtkraft verliert (rund 50%). Zwischen 20.000 bis 50.000 Stunden Lebensdauer sind realistisch. Fazit: Die Energiesparlampe bietet heute schon eine bessere Lichtqualität, eine bessere Energieeffizienz und ein bessere Preis-Leistungsverhältnis. Bloß entsorgen muss man sie richtig! Und wer nachdenkt, kauft darum lieber eine etwas teurere 15.000h haltende Energiesparlampe vom Markenhersteller als eine billige, die nur 6000h hält. Denn das spart schon mal die Entsorgung einer Lampe, und der Preis pro 1000h Leuchtdauer ist in den meisten Fällen auch günstiger!