Nachruf auf Rainer Dambach: Ein Demokrat
Als Bürgermeister von Pasewalk kämpfte Rainer Dambach erfolgreich gegen den braunen Mob. Nun ist er viel zu früh verstorben.
Wenn man eine nüchterne Einschätzung haben wollte, was im deutschen Nordosten so vor sich geht, dann war es immer die richtige Wahl, Rainer Dambach anzurufen.
Und dass es dabei in erster Linie um die Aktivitäten der Nazis und Dambachs Engagement gegen sie ging – das war durchaus nicht das, was er sich wünschte. Als Bürgermeister einer kleinen, aber wichtigen Stadt hatte Rainer Dambach schlicht eines sehr genau verstanden: Mit dem Verschweigen und Verharmlosen rechter Gewalt ist niemandem geholfen – auch nicht dem gern beschworenen „einfachen Bürger“, nicht dem Unternehmer auf der Suche nach Kapital, und schon gar nicht dem Tourismus.
Pasewalk sollte kein Verschweigeort sein, darum ging es, sondern eine in jeder Hinsicht lebendige Kommune. Und damit ging es um viel. Man kann ganz normal sein, ohne Antifapathos, und eben damit den Nazis ihr trauriges Leben schwer machen: Das hat Rainer Dambach, gebürtiger und bekennender Schwabe, als Erster Bürgermeister der vorpommerschen Stadt Pasewalk – einem Amt, das er seit dem 1.8.2002 ausfüllte – auf eindrucksvolle Art bewiesen.
Sein Tod nach langer Krankheit am vergangenen Freitag ist ein riesiger Verlust: für seine Familie und Freunde, für seine Kolleginnen und Kollegen, für seine Stadt, die Region Uecker-Randow, den ganzen Nordosten Deutschlands.
Und er ist eine Erinnerung für alle Menschen und Institutionen in diesem Land, diejenigen kontinuierlich zu unterstützen, die sich mit Neonazis vor ihrer Haustür konfrontiert sehen und sich ihnen mutig entgegenstellen. Wer immer Rainer Dambach nachfolgt – bis Ende April 2014 muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden –, hat vor allem ein Erbe anzutreten: dass Pasewalk ein offener Ort bleibt, für alle Menschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin